Equilibrium
lachend hinter mir.
»Uns ist wenigstens warm«, sagte ich, tätschelte mein rotes Minnie-Maus-Kostüm und ließ grinsend die Hacken meiner riesigen Schuhe gegeneinander klacken. »Mickey ist einfach unwiderstehlich«, sagte ich und gab Kellan ein Küsschen auf die schwarze Nasenspitze. »Wo ist Ingrid?«
»Sie ist etwas zu trinken holen gegangen. Ich erfriere. Hoffentlich kommt sie mit heißer Schokolade wieder.«
»Ah ja, was soll der lächerliche Look?«, fragte ich und betrachtete Arieles kaum vorhandenes Lady Gaga-Kostüm.
Sie verdrehte die Augen und zuckte mit den Schultern. „Nächstes Jahr suche ich die Kostüme aus“, sagte sie, bevor Ingrid zu uns kam. Irgendwie schaffte Ingrid es, in ihrem Lady-Gaga-Kostüm auszusehen, als sei es wie für sie gemacht.
»Die Gaga-Zwillinge?«, fragte ich und musste lachen, als ich die riesigen Mikrofone in Schnullerform um ihre Hälse baumeln sah. Auf beiden stand: Gaga-Zwillinge .
»Hallo, Mäuse! Und wer zum Gaga seid ihr?« Harry lachte, während er mit Maria im Arm auf uns zukam.
»Die Gaga- Zwillinge , natürlich.« Ich grinste. »Und ihr seid Prinz Charming und Cinderella. Wie originell – nicht.« Ich lachte. »Aber ihr seht toll aus«, fügte ich schnell hinzu, als Antwort auf den Blick von Harry. »Wo sind Ali und Robert?«
»Da drüben.« Maria zeigte auf die überfüllte, provisorische Tanzfläche.
»Komm schon, Krabbe. Tanz mit mir«, sagte Kellan und zerrte mich zur Tanzfläche. Ich war ein bisschen verlegen, aber fand, dass ich nicht noch lächerlicher aussehen konnte als jetzt schon. Ich würde es darauf anlegen und mich zum kompletten Idioten machen. Ich würde die Disco-Queen der Mäuse sein. Und genau so machte ich es; ich hatte voll Spaß. Ich legte jede Hemmung ab und ließ mich von der Musik und der Stimmung treiben. Bei Kellan war es genauso. Wir waren die wildesten Tanzmäuse, die man jemals auf einer Tanzfläche gesehen hatte. Wir hotteten total ab!
Als ich die Mäuseversion vom Time Warp aus der Rocky Horror Picture Show machte, tippte mich jemand auf die Schulter. Schon bevor ich mich umdrehte, wusste ich, wer es war. Ich konnte es spüren.
»Die Diva-Maus gehört ganz dir.« Kellan lachte David an, drückte mir ein Küsschen auf die Nase und verschwand.
»Komm mit, Püppchen. Ich muss mit dir reden«, sagte David und zog mich von der Tanzfläche. Wir gingen ein Stückchen in den Wald, nur bis wir weit genug von der Musik weg waren, um einander hören zu können. Ich bemerkte, dass er noch die gleichen Klamotten wie vorher anhatte. Offensichtlich war er gerade erst zurück und hatte keine Zeit gehabt, sein Kostüm anzuziehen. Ich fragte mich, als was er sich verkleidet hätte, wenn er die Gelegenheit gehabt hätte.
»Als Vampir.« Er kicherte. »Sehr originell, ich weiß!«
Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich konnte mich nicht daran gewöhnen, dass er meine Gedanken las. Das war zu beunruhigend.
»Tut mir leid«, sagte er und ließ meine Hände los. »Ich werde versuchen es nicht mehr zu tun.«
»Danke, David. Das macht mir Angst.«
»Ich kann das nur, wenn ich dich berühre«, sagte er und hob die Hände.
»Nur mit den Händen oder überhaupt berühren?«, hakte ich nach.
»Überhaupt berühren.«
»Hast du deinen Dad gesehen?«, fragte ich.
»Ja, habe ich, aber ich konnte nicht mit ihm sprechen. Er war nach der OP noch nicht aus der Narkose aufgewacht. Er hatte eine Menge innere Blutungen, aber er wird wieder ganz gesund.«
»Was ist denn passiert, David? Wie ist er verletzt worden?«
»Raj Sen hat ihn erwischt und hat ihn mit einem Messer niedergestochen – mitten in die Brust. Er hat ganz knapp Dads Herz und Lungen verfehlt.«
»Ach du liebe Güte, David! Warum? Wie?« Ich legte meine Arme um ihn. Ich wusste, dass er so meine Gedanken lesen konnte, aber das war mir egal.
»Dad wollte wieder nach Hause. Also hat Morena ihn zurücktransportiert. Nicht in sein eigenes Haus, sondern in ihres. Wie sich herausstellte, hat Raj Sen mit einer Geisel bei ihm im Haus auf ihn gewartet. Keine Ahnung, wer die Geisel war. Egal, die Kurzfassung der Geschichte, so wie ich sie erfahren habe: Dad ist zu sich nach Hause gefahren und sie haben die Geisel freigelassen. Als Dad Raj schließlich gesagt hat, dass ihr alle wieder bei euren Eltern zu Hause seid, ist der total ausgerastet. Er hat angefangen, auf Dad einzuschlagen, bis Mom seinen Schmerz gefühlt hat. Sie hat sich mit Erica herübertransportiert, die unbedingt mitwollte. Es
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