Er lockte mit dem Jenseits
Seite gedrückt – und das war genau richtig gewesen. So konnte er einen Teil des Aufpralls abfangen, aber er wurde trotzdem durchgeschüttelt und war froh, nicht mit dem Kopf gegen das Metall geschlagen zu sein.
Mit aller Kraft klammerte er sich an dem Seil fest. Er hatte versucht, das Heck zu erreichen. Das war ihm nicht ganz gelungen. Er hatte die Geschwindigkeit nicht richtig berechnet, und so hatte sich der Enterhaken mehr mittschiffs festgehakt.
Das Wasser schlug gegen Suko’s Beine. Er erlebte, wie hart es sein konnte. Er gönnte sich den knappen Blick in die Höhe. Dort hing der Enterhaken noch immer fest. Gischt erwischte sein Gesicht, seine Kleidung war längst durchnässt.
Er zog sich in die Höhe. Es war eine Qual, denn es gab nirgendwo eine Leiter, die ihn unterstützt hätte.
Suko schaffte es. Endlich konnte er mit der rechten Hand das Seil loslassen. Er schwang den Arm in die Höhe und umklammerte die Reling. Der Rest gestaltete sich für ihn als Kinderspiel. Er schaffte es tatsächlich, auf das Deck zu klettern, ohne dass ihm etwas passiert war. Von einigen blauen Flecken mal abgesehen.
Auf dem Boden liegend wand sich Suko wie eine Schlange vorwärts. Bisher gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass man ihn entdeckt hatte. Auch sein Entermanöver war nicht weiter aufgefallen, und er hätte kaum geglaubt, es zu schaffen.
Ausruhen konnte und wollte er sich nicht. Im Liegen war es schwer, sich einen Überblick zu verschaffen. Er musste hoch und dann in Richtung Heck schleichen.
Das dort etwas passierte, hatte er bereits akustisch wahrgenommen. Bei einem ersten Blick nahm er die Gestalt seines Freundes John Sinclair wahr.
Da musste er hin!
Plötzlich hörte er hinter sich einen fauchenden Laut. Er wirbelte herum – und sah die Frau vor sich, deren Gesicht eine einzige Fratze der Wut war.
Mit beiden Händen hielt sie eine eiserne Sturmlaterne fest, die sie Suko in den Leib rammen wollte. Weshalb sie das noch nicht getan hatte, wusste der Inspektor selbst nicht. Wahrscheinlich war sie über sein plötzliches Kommen irritiert. Jedenfalls griff sie zu spät an, sodass Suko noch die Gelegenheit bekam, sich zur Seite zu drehen.
Sie verfehlte ihn. Mit der schweren Laterne zusammen prallte sie gegen die Reling.
Suko packte sie im Nacken, trat die Laterne über Bord und riss die Frau an sich. Ihn interessierte nicht, wie sie hieß, er wollte nur wissen, wer sie war und in welcher Funktion sie sich auf dem Boot befand.
Mit einer weiteren Bewegung schleuderte er die Frau herum und wuchtete sie rücklings gegen die Aufbauten der Brücke. Sie glotzte ihn an, und es war genau der Blick, der Suko die Wahrheit erkennen ließ. So schaute kein Mensch. So glotzte nur eine Person, die das Leben bereits hinter sich hatte und trotzdem noch existierte.
Eine lebende Tote!, erkannte er.
Diesmal war die Frau unbewaffnet. Sie griff trotzdem an und versuchte, Suko das Fleisch aus der Wange zu beißen. Er drehte den Kopf rechtzeitig weg, so klackten die Zähne neben seinem linken Ohr zusammen.
Jetzt war Suko an der Reihe zu kontern. Zwei hart geführte Schläge schleuderten die Person zu Boden. Es war auch ein Test gewesen. Wäre sie ein normaler Mensch gewesen, wäre sie bewusstlos geworden.
So aber rappelte sie sich schwerfällig wieder auf.
Suko zog seine Dämonenpeitsche. Rücksicht konnte er nicht mehr nehmen. Das hier musste ein Ende haben.
Zwei Hände umklammerten seine Beine in Höhe der Waden. Die Gestalt brauchte den nötigen Halt, um sich hochzuziehen, nur war sie bei Suko an den Falschen geraten.
Er schwang den Griff der Peitsche bereits einmal im Kreis. Drei Riemen rutschten hervor. In ihnen steckte viel Kraft, denn die Riemen bestanden aus der Haut eines mächtigen Dämons.
Einmal schlug Suko zu. Er traf den Kopf.
Und damit war freie Bahn für den Schrei gegeben, der über das Bootsdeck fegte. Es war ein Schrei, wie er keiner menschlichen Kehle entspringen konnte.
Einfach grauenhaft, voller Todesangst steckend, und Suko sah, dass die Gestalt in die Höhe zuckte. Gleichzeitig rutschten die Hände von seinen Beinen ab.
Er bewegte sich zurück, sah, wie sich die Person unter irrsinnigen Schmerzen wand. Sie wusste nicht mehr wohin. Die Hände hielt sie in ihre Haare gekrallt, und Suko wusste, dass er keinen zweiten Schlag mehr ansetzen musste.
Der Kopf verging. Was da genau ablief, sah er nicht. Es konnte sein, dass er wie Schlamm zerrann, aber eine genau Sicht darauf wurde ihm verwehrt, denn diese
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