Er lockte mit dem Jenseits
jetzt um die eigene Achse, als wäre es dabei, sich ein Ziel auszusuchen.
Davon gab es genug.
Die Männer und Frauen saßen wie angeklebt auf ihren Sitzen. Ich erhaschte einen schnellen Blick in ihre Gesichter, die so starr waren, als wären sie aus Wachs.
Sie wussten nicht, wohin sie schauen sollten. Entweder auf das Messer oder auf Barbara und Mike, die sich praktisch aus der schwülen Luft gelöst hatten.
Was sollte das Messer? Welche Funktion besaß es? Wollte oder sollte mich die Klinge bedrohen?
Bisher hatte ich mich zurückgehalten, auch weil ich wollte, dass sich die Menschen an die neue Situation gewöhnten. Für längere Zeit konnte es auch nicht so bleiben.
Die Klinge blieb auch in den folgenden Sekunden inaktiv. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich bückte mich und ließ mich dabei auch etwas zur Seite fallen. Zugleich streckte ich den rechten Arm aus und packte zu.
Das heißt, ich wollte es.
Aber das Messer war schneller.
Blitzartig huschte es zur Seite, sodass ich ins Leere griff. Einen Moment später drehte es sich auf der Stelle und schoss in die Höhe.
Ich warf mich zurück, das Messer glitt an mir vorbei und verschwand im Nachthimmel. Er war noch nicht tiefdunkel, aber auch das Grau schluckte die Waffe.
Sie war verschwunden-endlich!
Es gab bestimmt keinen unter den Zuschauern, der nicht aufgeatmet hätte, wobei ich mich schon zurückhielt. Eine Waffe zu sehen war nicht so gefährlich wie eine, die im Dunkeln lauerte und jeden Moment heimtückisch zustoßen konnte.
Bevor die zehn Partygäste in Panik verfallen konnten, sprach ich sie an. »Bitte, Sie müssen sich selbst einen Gefallen tun. Bewahren Sie um Himmels willen die Ruhe.«
Erica stellte ihre Frage mit schriller Stimme. »Und wo ist das Messer?«
»Ich weiß es nicht.«
Sie stand auf. »Es kann jeden Moment zurückkommen, nicht wahr? Aus dem Dunkel hervor und zustechen.«
»Ja, das ist möglich«, gab ich zu.«
»Wo ist denn Marty?«, schrie der Typ, der zusammen mit Glenda an einem Tisch gesessen hatte. Er drehte sich auf der Stelle und fuchtelte mit beiden Armen.
»Was wollen Sie von ihm?«
»Nur er kann uns helfen!«
Das glaubte ich nicht, aber mir kam eine andere Idee. Barbara Evans hatte das Messer mitgebracht. Es gehörte ihr, und ich ging mal davon aus, dass sie es auch kontrollieren konnte. Wenn sie den nötigen Druck bekam, dann...
Es wurde nichts aus meiner Überlegung.
Erica brüllte plötzlich auf. Noch während der Schrei in der Luft lag, fuhr ich herum. Das Messer war wieder erschienen. Es lag vor ihr auf dem Tisch und zielte mit der Spitze auf sie.
Erica war erstarrt. Mit dem Rücken drückte sie sich gegen die Lehne. Dabei blickte sie nur die verdammte Klinge an, als gäbe es nichts anderes mehr auf dieser Welt. Sie konnte einfach nirgendwo anders hin-schauen, und mir kam es vor, als wäre das Messer sprungbereit.
Was konnte ich tun?
Es gab zwei Möglichkeiten. Schnell zu Erica zu laufen und die Klinge an mich zu nehmen – oder meinen ersten Plan umzusetzen und mich mit dieser Barbara zu beschäftigen.
Ich entschied mich dafür, das Übel an der Wurzel zu packen.
Plötzlich huschte ich zwischen den Tischen hindurch und erreichte Barbara genau in dem Augenblick, als sich mir Mike Dublin in den Weg stellen wollte. Mit einem Tritt säbelte ich ihn um. Was mit ihm weiter passierte, sah ich nicht, mir ging es um die Frau.
Ich sprang auf sie zu.
Sie fauchte mich an, aber ich war schneller und schleuderte sie zurück, bis sie gegen die Reling fiel. Bevor sie sich erholen konnte, war ich über sie gekommen. Mein Kreuz hielt ich nur wenige Zentimeter vor ihr Gesicht.
Schon sah ich die Angst in ihren Augen. Bereits einmal hatte ich einen dieser Rückkehrer sterben sehen. Bevor ein Mensch auch nur durch die verdammte Waffe angeritzt wurde, würde ich die Frau vernichten.
»Hol das Messer zurück!«, fuhr ich sie an.
Sie lag schräg unter mir. Ihr Gesicht war verzerrt. Sie musste von einer sagenhaften Wut erfüllt sein, und ob sie mir gehorchte, stand in den Sternen.
»Schick es weg!«, befahl ich.
Ein Kreischen oder Lachen gellte mir entgegen. Barbara war wie von Sinnen und warf sich von einer Seite auf die andere. Bei ihrem Gesicht konnte man schon von einer höllischen Fratze sprechen, aber ich sah auch den Ausdruck der Angst in den Augen, als ihr bewusst wurde, wie nahe das Kreuz schon war.
»Willst du wirklich für alle Zeiten sterben?«, fauchte ich sie an. »Willst du das?«
Sie lachte.
Und da wusste
Weitere Kostenlose Bücher