Er lockte mit dem Jenseits
Bericht. Dabei schaute ich auf den Fluss und sah auch das Polizeiboot, das jetzt vor uns herfuhr. Ich wollte, dass es noch eine Weile so blieb.
»Okay, suchen wir Glenda.« Suko deutete, mit dem Daumen nach unten. »Wenn sie noch an Bord ist, dann unter Deck. Kennst du dich aus?«
»Nein.«
»Das werden wir ändern.«
Ich überlegte, ob ich erst noch mit dem Kapitän sprechen sollte, stellte das aber zurück. Es war auch fraglich, ob er überhaupt wusste, für wen er diese Fahrt unternahm. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Modine ihn in seine Pläne eingeweiht hatte.
Der Weg unter Deck war schnell gefunden, und wir stellten fest, dass sich dort niemand aufhielt. Aber Glenda war hier gewesen, daran gab es keinen Zweifel. In dieser drückenden, stehenden Luft hatte sich der Resthauch ihres Parfüms gehalten.
Ich drehte mich zur Seite, um in den Bereich der Toiletten zu gelangen. Hier war alles sehr sauber, aber auch sehr leer.
»Sie war hier!«, fasste ich zusammen, »und ist dann verschwunden. Und wir können nicht davon ausgehen, dass sie über Bord gesprungen ist. Es muss einen anderen Grund haben, dass wir sie hier nicht mehr sehen. Da sie nicht auf Deck ist, gibt es da nur eine Lösung, und die heißt Marty Modine. »
Die Sorge um Glenda wuchs. Eine Entführung war schnell über die Bühne zu bringen. Da konnte Glenda noch so Acht geben, die Dinge lagen eben nicht anders, und sie war auch nur ein Mensch.
Dieser Marty Modine ging mir nicht aus dem Kopf. Wer war er wirklich? Was steckte hinter ihm? Ich sah ihn als den großen Initiator an, aber er musste von einer bestimmten Kraft geleitet werden. Er konnte Menschen ins Jenseits locken und sie wieder freilassen, gerade wie und wo ihm der Sinn danach stand. Aber wie schaffte er das? Wie mächtig musste man sein, um so etwas in die Wege zu leiten?
Ich dachte an einen Engel, denn ich wusste, dass es auch da unzählige Variationen gab, von denen ich nur die wenigsten kannte. Dieser Engel musste sich zur Hölle hingezogen fühlen und aus ihr die verdammte Kraft schöpfen.
Wir waren froh, wieder an Deck zu sein, und atmeten einmal tief durch.
Die Passagiere saßen an den Tischen, aber man hätte auch ebenso gut Puppen hinsetzen können, denn keiner war auf den Gedanken gekommen, sich mit einer anderen Person zu unterhalten.
Die meisten starrten vor sich hin. Carla hatte sogar die Hände gefaltet und betete. Erst als sie uns bemerkten, schauten sie hoch und erkannten in Suko einen Menschen, der ihnen unbekannt war.
Ich gab eine kurze Erklärung ab, und so erfuhren sie, dass Suko zu mir gehörte.«
»Dann bist du hier nicht als normaler Single erschienen, John«, stellte Henriette fest.
»So ist es.«
»Wer bist du denn wirklich?« Sie hatte sehr laut gesprochen, damit die anderen ihre Frage ebenfalls hören konnten.
»Mein Kollege und ich sind Beamte von Scotland Yard. Wir hatten also dienstliche Gründe, dem Boot hier einen Besuch abzustatten. Ich möchte mir Einzelheiten ersparen, aber Sie können sich sicher sein, das Boot heil und gesund zu verlassen.«
»Ich vertraue dir!«, rief Henriette.
»Danke.«
»Und trotzdem haben wir noch ein Problem«, sagte Suko. »Es geht um Glenda, um die Frau, mit der John Sinclair gekommen ist. Sie sitzt nicht mehr auf ihrem Platz. Wir haben nach ihr unter Deck gesucht und konnten sie nicht finden. Hat einer von Ihnen vielleicht eine Idee, wo sie sich aufhalten könnte?«
Viel Hoffnung, dass jemand die Frage beantworten konnte, besaß ich nicht, und ich sollte Recht behalten. Die Gäste hoben nur die Schultern. Dabei verloren sie ihre gleichgültige Haltung nicht, was ich irgendwie verstehen konnte, denn sie hatten genug mit sich selbst zu tun.
Nur Henriette versuchte es wenigstens. Sie stand auf und blickte sich um. » Sorry , John, ich habe Glenda nicht gesehen. Sie war plötzlich nicht mehr da, das weiß ich auch.«
»Danke.«
»Sie ist doch nicht über Bord gegangen?«
»Das will ich nicht hoffen.«
Auf dem Boot war sie nicht mehr, und meine Sorgen wurden auf keinen Fall kleiner. Ich zermarterte mir das Gehirn, wo sie sein könnte, und die Idee, dass Modine sie ins Jenseits entführt hatte, bildete sich immer stärker aus. Schließlich war dieser ebenfalls verschwunden. Er hatte ein Opfer haben wollen und hatte es in Glenda gefunden.«
Das war verrückt. Mein Blut schien zu kribbeln, als ich mir den Kopf darüber zerbrach, wie ich ihr folgen konnte.
Mike Dublin und Barbara Evans gab es nicht mehr.
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