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Er sieht dich wenn du schläfst

Er sieht dich wenn du schläfst

Titel: Er sieht dich wenn du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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wegen der großzügigen Spende ans Altenzentrum hier waren und dass sie die
Badgett-Brüder nach der Party mit Freuden vergessen würden.
Immerhin blieben einige Gäste bewundernd vor dem Porträt
stehen, das im neuen Flügel hängen sollte.
»Ihre Mutter ist eine wunderschöne Frau«, sagte die Vorstandsvorsitzende des Zentrums und deutete mit einem Kopfnicken auf
das Porträt. »So elegant, so würdevoll. Ist sie oft hier zu Besuch?«
»Meine edle Mutter verreist nicht oft«, sagte Junior.
»Mama wird luft- und seekrank«, klagte Eddie.
»Dann besuchen Sie Ihre Mutter doch sicher in Wallonia?«,
erkundigte sich die Dame.
Charlie Santoli war zu ihnen getreten. »Natürlich tun sie das,
so oft wie möglich«, erwiderte er aalglatt.
Sterling schüttelte den Kopf. Er sagt nicht die Wahrheit, dachte er.
Billy und Nor begannen mit ihrem ersten Song und waren im
Nu von einem dankbaren Publikum umzingelt. Nor war eine
gute Musikerin mit einer reizvollen, heiseren Stimme. Billy hingegen war eine außergewöhnliche Erscheinung. Sterling stand
mitten unter den Zuhörern und hörte die geraunten Kommentare.
»Er ist ein junger Billy Joel…«
»Er wird ein Star werden…«
»Und er sieht toll aus«, gurrte die Tochter eines der Vorstandsmitglieder.
»Billy, sing doch ›Be There When I Awake‹.«
Die Bitte wurde mit spontanem Applaus begrüßt.
Während er leicht über die Saiten der Gitarre strich, begann
Billy zu singen. »I know what I want… I knew what I need.«
Das muss sein Hit sein, dachte Sterling. Selbst für meine altmodischen Ohren klingt es großartig.
Dank der Musik entspannte sich die Atmosphäre. Die Gäste
begannen, miteinander zu reden, ließen sich die Gläser mit ausgezeichneten Weinen füllen und luden sich die Teller mit dem
wahrhaft spektakulären Essen voll.
Um Viertel nach sieben strahlten die Badgett-Brüder. Ihre
Party war ein Erfolg. Sie waren ein Erfolg.
Dann griff Junior zum Mikrofon und räusperte sich. »Ich
möchte Sie alle hier begrüßen, und mein Bruder und ich hoffen,
dass es Ihnen hier gut gefällt. Es ist uns ein Vergnügen, Sie hier
als Gäste zu haben, und wir sind sehr, sehr glücklich, Ihnen das
Geld geschenkt zu haben, ich meine, das Geld für den Flügel des
Altenzentrums gespendet zu haben, der Mama-Heddy-AnnaFlügel zu Ehren des fünfundachtzigsten Geburtstags unserer
heiligen Mutter heißen soll. Und jetzt wird mit Hilfe eines Satelliten unsere Mama aus der historischen Ortschaft Kizkek zugeschaltet, wo mein Bruder und ich aufgewachsen sind. Mama ist
extra länger aufgeblieben, um bei uns zu sein, weil sie sich so
geehrt fühlt. Jetzt bitte ich Sie alle, in das Lied ›Happy Birthday‹
für sie einzustimmen. Unser wundervoller Billy Campbell und
seine Mutter, die Puppe Nor Kelly, werden das Lied anstimmen.«
Vereinzelt wurde applaudiert. Der Geburtstagskuchen wurde
hereingerollt. Sechsundachtzig Kerzen brannten darauf, eine für
jedes Jahr. Eine drei Meter hohe Leinwand wurde von der Decke herabgelassen, und Mama Heddy-Annas verdrießliches Gesicht tauchte auf.
Sie saß in ihrem Schaukelstuhl und nippte an einem Glas
Grappa.
Eddies Augen füllten sich mit Tränen, und Junior warf Kusshände zur Leinwand, während die Gäste pflichtschuldig »Happy
Birthday, Heddy-Anna« auf Wallonianisch sangen. Den phonetischen Text lasen sie von Liedblättern ab.
Mama blies die Wangen wie zwei rote Zwillingsballons auf
und pustete die Kerzen auf dem Kuchen aus, den die Söhne ihr
mit einem Charterflugzeug nach Wallonia geschickt hatten. Dabei wurde nur allzu deutlich, dass sie die Stunden, die sie über
ihre übliche Schlafenszeit hinaus wach geblieben war, damit
verbracht hatte, etwas zu tief in ihr Grappa-Glas zu schauen. In
gebrochenem Englisch begann sie zu fluchen und sich lauthals
zu beklagen, dass ihre Söhne sie nie besuchten und dass es ihr
nicht so besonders ginge.
Junior beeilte sich, die Lautstärke zu drosseln, doch man hörte
noch, wie sie schrie: »Wie viel Schlechtes treibt ihr beide, dass
ihr eure Mama nicht besuchen könnt, ehe sie stirbt? Nicht ein
einziges Mal seid ihr in all den Jahren hier gewesen!«
Billy und Nor huben sofort zu einer weiteren flotten Runde
»Happy Birthday, Heddy-Anna« an. Diesmal schloss sich ihnen
jedoch niemand an, und die Übertragung ging zu Ende mit dem
unvergesslichen Anblick von Mama, die ihrem Nachwuchs und
dessen Gästen die kalte Schulter zeigte und laut rülpste.
Jewel lachte schrill auf. »Hat Mama

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