Er
Jahren mit fremden Federn schmückt.
Aber die einen schwiegen, und die anderen nickten.
Auch Lea schwieg. Angus hätte nicht sagen können, was sie gerade tat, er blickte nie hin. Manchmal klickte ihre Kamera, das war alles.
»Hört ihr das?«, fragte Angus.
»Was?«, fragten die anderen.
»Eine Sirene. Hört ihr das nicht? Als wär da ein Krankenwagen. Ich hab’s schon auf dem Kutter gehört.«
»Das ist der Wind«, sagten die anderen.
Angus steckte sich den kleinen Finger ins Ohr. Irgendetwas stimmte mit seinen Ohren nicht mehr.
Der Himmel verlor sein Licht, die Tölpel steckten die Schnäbel unter die Flügel und gaben Ruhe. Aus den Türlöchern der Steinhütten kroch der fette blaue Rauch der Torffeuer. Man musste in den Hütten eine Höllenhitze erzeugen, um die Steine zu trocknen, die sich übers Jahr mit Nässe vollgesogen hatten. Die Männer standen draußen in der Abenddämmerung, keiner redete laut, in der Dämmerung verhielt man sich besser still. Lea trank den Tee, den Craig ihr gebracht hatte. Alle tranken Tee, es war nichts Außergewöhnliches. Craig hatte auch Calum und Alasdair Tee gebracht.
Alles im grünen Bereich, dachte Angus. Es hatte überhaupt nichts zu bedeuten.
Alasdair stand seit einer Weile an der Nordspitze der Insel, um das Wetter zu erkunden. Auf den Wetterbericht, den sie per Funk aus Port Nis erhalten hatte, pfiff er. Er glaubte nur das, was die Wolken ihm persönlich erzählten.
»Regen«, sagte er, als er zurückkam. »Den ganzen Tag morgen.«
»Dann hocken wir hier rum«, sagte Ross. Er schielte auf die Whiskeyflasche, die Calum kreisen ließ, um den Tee sympathischer zu machen.
»Da ist noch nichts entschieden«, sagte Alasdair.
Angus fühlte sich großartig. Er streckte Calum die Tasse hin.
»Du hattest schon mal«, sagte Calum. »Jetzt kommen erst mal die Bedürftigen dran.«
Es lag nicht am Whiskey, der schmeckte Angus nicht. Es lag am ganzen Leben. Daran, dass er heute in der Nördlichen schlief. Dass er Lea bald die Zeichnung schenkte, der goldene Zeitpunkt dafür würde bald kommen.
»Macht die Feuer aus«, sagte Alasdair, und sie schaufelten die glimmenden Torfstücke aus den Hütten. Der Wind schnappte sich die Funken und trieb sie zwischen den Männern umher.
Angus hielt Einzug in die Nördliche. Er entrollte seine Schlafmatte, er setzte sich auf den Thron und behielt den Eingang im Auge. Er wollte den Moment nicht verpassen, in dem Lea die Hütte betrat. Die warmen Steine schwitzen die letzte Feuchtigkeit aus, und Sean bekam das Nachtfeuer nicht hin. Er goss Brennsprit auf den Torf, blies dann aber zu ungeduldig rein, die Glut erstickte.
»Mach du das«, sagte Alasdair zu Angus. Das Glück klopfte im Minutentakt bei Angus an. Es hatte ihn gestört, dass Sean das Feuer machen durfte, und schon war er selbst der Feuermeister. Er behandelte die Glut wie einen schüchternen Gast, so war es nämlich richtig. Man musste sie höflich ein paarmal einladen, durfte keinen Druck machen.
»Ich möchte, dass Lea mit uns isst«, sagte Alasdair.
»Ich hol sie«, sagte Angus.
»Hol du sie«, sagte Alasdair zu Sean.
Ist vielleicht besser, dachte Angus und setzte sich wieder auf die Matte. Er war mit allem einverstanden, denn alles, was geschah, geschah zu seinen Gunsten.
Angus hörte die Schritte, das Schmatzen der Gummistiefel im Vogelschleim. Lea zog den Kopf ein, und dann saß sie neben ihm, mit angezogenen Beinen.
»Kannst die Kapuze abnehmen«, sagte Alasdair.
»Ja«, sagte sie. Sie streifte die Kapuze ab. Angus roch ihr Haar. Er zog die Nase hoch und sagte: »Saukalt.«
Rochen es die anderen nicht? Leas Haar duftete wie ein Strauß Blumen auf dem katholischen Friedhof unten in Benbecula. Es war ein Duft, der in Angus eine Drehung in Gang setzte. Er stützte sich mit einem Arm ab, mit der freien Hand ließ er den Hering über seinem Mund baumeln, und dann schnappte er zu. In seiner Nase Leas Duft, in seinem Mund den Geschmack des Herings.
»Was will man mehr«, sagte Angus.
»Mehr als was?«, fragte Alasdair.
»Nichts«, sagte Angus.
»Hering und Brot«, sagte Alasdair. »Das ist seit alten Zeiten so. Dass essen wir auf dem Cull.«
»Ja. Das hast du mir mal erzählt«, sagte Lea. Sie räusperte sich. »Schmeckt gut.«
Wie eine Familie, dachte Angus, der Schwiegervater, die Rose und der Ehemann. Sean, na gut, irgendein Fremder saß ja immer am Tisch, wenn man nicht aufpasste.
»Du riechst wie die Sünde«, sagte Alasdair.
Wer sich bewegt hatte, tat
Weitere Kostenlose Bücher