Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
wenn ich fertig bin.«
»Ein Stein aus Erde … Ist das Magie?«
»Nein, es ist nur eine Fertigkeit, die ich habe. Mehr nicht.«
Als Orik keine weitere Erklärung lieferte, fragte Eragon: »Wie macht man so etwas?«
»Wenn du Geduld hast, wirst du es sehen.« Dann, nach einer Weile, gab Orik nach und erklärte: »Zuerst musst du etwas Dreck finden.«
»Eine ziemlich schwere Aufgabe.«
Orik warf ihm unter seinen buschigen Augenbrauen einen tadelnden Blick zu. »Manche Arten Dreck sind besser als andere. Sand zum Beispiel funktioniert nicht. Der Dreck muss Teile unterschiedlicher Größe beinhalten, sodass er richtig zusammenklebt. Außerdem sollte etwas Lehm darin sein, so wie in diesem hier. Aber am wichtigsten …«, und er klopfte mit der Hand auf einen blanken Streifen Erde zwischen den zertrampelten Grasbüscheln, »… ist jede Menge Staub in dem Dreck. Siehst du?« Er streckte die Hand aus und zeigte Eragon die Schicht aus feinem Pulver, die an seiner Handfläche klebte.
»Warum ist das wichtig?«
»Ah«, machte Orik, berührte seine Nase und hinterließ dort einen weißlichen Schmierer. Er machte sich wieder daran, die Kugel mit den Händen zu reiben, und drehte sie so, dass sie symmetrisch blieb. »Sobald du guten Dreck hast, befeuchtest du ihn und mischst ihn wie Wasser und Mehl, bis du einen schönen, dicken Schlamm hast.« Er deutete mit dem Kopf auf die Pfütze zu seinen Füßen. »Aus dem Schlamm formst du eine Kugel, so, ja? Dann presst du sie zusammen und wringst jeden Tropfen Flüssigkeit heraus, den du herausbekommst. Anschließend formst du die Kugel absolut rund. Wenn sie anfängt, sich klebrig anzufühlen, tust du, was ich gerade tue: Du streust Dreck darüber, um noch mehr Feuchtigkeit aus dem Inneren zu ziehen. Damit fährst du fort, bis der Ball trocken genug ist, um seine Form zu halten, aber nicht so trocken, dass er bricht.
Mein Erôthknurl hat diesen Punkt fast erreicht. Wenn er so weit ist, werde ich ihn zu meinem Zelt tragen und ihn ein ganzes Weilchen in der Sonne liegen lassen. Das Licht und die Wärme werden noch mehr Feuchtigkeit aus seiner Mitte ziehen. Dann werde ich wieder Dreck darüberstreuen und ihn wieder abreiben. Nach drei oder vier Malen sollte das Äußere meines Erôthknurl so hart sein wie die Haut eines Nagra.«
»Und das alles, nur um eine Kugel aus trockenem Schlamm zu haben?«, fragte Eragon verwirrt.
Saphira teilte seine Empfindung.
Orik schaufelte eine weitere Handvoll Dreck vom Boden. »Nein, weil das noch nicht das Ende ist. Als Nächstes kommt der Staub zum Einsatz. Ich nehme ihn, beschmiere die Außenseite des Erôthknurl damit und es entsteht eine dünne, glatte Hülle. Dann werde ich die Kugel ruhen lassen und darauf warten, dass weitere Flüssigkeit an die Oberfläche dringt. Dann bestäube ich sie, dann warte ich, dann bestäube ich sie, dann warte ich und so weiter.«
»Und wie lange dauert das?«
»Bis der Staub nicht mehr an dem Erôthknurl haften bleibt. Die Hülle, die er bildet, ist das, was einem Erôthknurl seine Schönheit verleiht. Im Laufe eines Tages wird er einen strahlenden Schimmer annehmen, als sei er aus poliertem Marmor gemacht. Ohne Schleifen, ohne Polieren, ohne Magie – nur mit deinem Herzen, deinem Kopf und deinen Händen – hast du einen Stein aus gewöhnlicher Erde gemacht … einen brüchigen Stein, das ist wahr, aber nichtsdestoweniger einen Stein.«
Trotz Oriks Beharren fiel es Eragon immer noch schwer, zu glauben, dass der Schlamm zu seinen Füßen sich in etwas umwandeln ließ wie das, was Orik beschrieben hatte, ohne Magie einzusetzen.
Aber warum machst du dieses Ding, Orik Zwergenkönig?, fragte Saphira. Du musst doch viele Verpflichtungen haben, jetzt, wo du Herrscher deines Volkes bist.
Orik knurrte. »Es gibt nichts, was ich im Moment tun müsste. Meine Männer sind bereit für die Schlacht, aber es gibt für uns keine Schlacht zu schlagen und es wäre nicht gut für sie, wenn ich wie eine übertrieben fürsorgliche Glucke ständig um sie herum wäre. Und ich will auch nicht allein in meinem Zelt sitzen und zusehen, wie mein Bart wächst … daher der Erôthknurl.«
Dann verfiel er in Schweigen. Doch es kam Eragon vor, als bekümmere Orik etwas, daher hielt er den Mund und wartete ab, ob der Zwerg noch etwas hinzufügen würde.
Nach einer Minute räusperte sich Orik und erklärte: »Früher konnte ich mit den anderen aus meinem Clan trinken und Würfel spielen, und es spielte keine Rolle, dass ich
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