Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Pavillon, um Abstand zwischen sich und den Drachen zu bringen. Als er endlich liegen blieb, bohrte sich ein Stein in seine Schulter.
Ohne seine Geschwindigkeit zu verringern, streckte Dorn im Flug das rechte Vorderbein aus, das so dick und knorrig war wie ein Baumstumpf, und schloss seine gewaltige Klaue um Murtagh und Nasuada. Seine Krallen gruben sich dabei in die Erde und pflügten eine mehrere Fuß tiefe Furche hinein.
Dann gewann Dorn mit einem triumphierenden Brüllen und mit dem Schlagen seiner mächtigen Flügel, bei dem einem alle Knochen im Leib erzitterten, wieder an Höhe und wandte sich vom Lager ab.
Von dort, wo sie und Dorn miteinander gerungen hatten, erhob sich Saphira in die Luft, um die beiden zu verfolgen. Blut quoll ihr aus den Biss- und Kratzwunden an ihren Vorder- und Hinterbeinen. Sie war schneller als Dorn, aber selbst wenn sie ihn einholte, konnte Eragon sich nicht vorstellen, wie sie Nasuada retten sollte, ohne sie zu verletzen.
Ein Windhauch fuhr durch sein Haar, als Arya an ihm vorbeischoss. Sie rannte einen Haufen Fässer hinauf und sprang. Ihr Sprung trug sie hoch in die Luft, höher als jeder Elf ohne Hilfe springen konnte. Dann streckte sie den Arm aus, packte Dorns Schwanz und baumelte im nächsten Moment daran wie ein kleiner Anhänger.
Eragon machte einen halben Schritt, als wolle er sie aufhalten, dann fluchte er und knurrte: » Audr! «
Der Zauber katapultierte ihn in den Himmel wie einen von einem Bogen abgeschossenen Pfeil. Er sandte seinen Geist nach Glaedr aus und der alte Drache speiste ihn mit Energie, um seinen Aufstieg zu unterstützen. Eragon verbrannte die Energie, ohne darüber nachzudenken. Er wollte nur Dorn erreichen, bevor Nasuada oder Arya etwas Schreckliches zustieß.
Als er an Saphira vorbeischoss, verfolgte Eragon, wie Arya an Dorns Schwanz hinaufkletterte. Mit der rechten Hand klammerte sie sich an die Zacken seines Rückgrats und benutzte sie wie die Sprossen einer Leiter. Mit der linken stieß sie den Dauthdaert in Dorn, benutzte die Lanze als Halt und zog sich an seinem bebenden Körper immer höher hinauf. Dorn zappelte und wand sich und schnappte nach ihr wie ein Pferd, das sich über eine Fliege ärgerte, aber er konnte sie nicht erreichen.
Da zog der blutrote Drache Flügel und Beine eng an sich und tauchte, seine kostbare Fracht an die Brust gedrückt, Richtung Boden, wobei er sich wieder und wieder in einer tödlichen Spirale drehte. Der Dauthdaert riss sich aus Dorns Fleisch los, Arya streckte sich danach und erwischte ihn, während sie sich nur noch an einer Zacke festhielt, mit der rechten Hand – ihrer schwachen Hand –, die sie sich in den Katakomben unter Dras-Leona verletzt hatte.
Es dauerte nicht lange, bis ihre Finger sich lösten und sie von Dorn weggeschleudert wurde, Arme und Beine gespreizt wie die Speichen eines Wagenrads, das durch die Luft wirbelte. Ihre Drehungen wurden langsamer – zweifellos als Folge eines Zaubers, den sie gewirkt hatte –, erschöpften sich ganz und gleichzeitig flachte sich ihre nach unten führende Flugbahn ab, bis sie schließlich aufrecht am Nachthimmel stand. Beleuchtet vom Schein des Dauthdaert, den sie in der Hand hielt, erschien sie Eragon wie ein grünes Glühwürmchen, das in der Dunkelheit schwebte.
Dorn breitete die Flügel aus, drehte eine Schleife und kam auf sie zu. Arya sah kurz hinüber zu Saphira, dann wandte sie sich wieder hin zu Dorn.
Ein bösartiges Leuchten blitzte für einen Moment zwischen Dorns Kiefern auf, bevor eine Flammenwand aus seinem Maul schoss, über Arya hinwegrollte und sie verschlang.
Inzwischen war Eragon keine fünfzig Fuß mehr entfernt – so nah, dass die Hitze auf seinen Wangen brannte.
Als die Flammen vergingen, sah Eragon, dass Dorn sich von Arya abwandte. Er machte kehrt, so schnell sein massiger Leib es ihm erlaubte. Gleichzeitig schwang er seinen Schwanz und peitschte ihn mit solcher Geschwindigkeit durch die Luft, dass sie ihm unmöglich würde ausweichen können.
»Nein!«, schrie Eragon.
Mit einem Krachen traf der Schwanz Arya. Er schleuderte sie in die Dunkelheit wie einen von einem Katapult abgeschossenen Stein und der Dauthdaert, den sie nicht hatte festhalten können, trudelte in die Tiefe. Sein Leuchten wurde immer schwächer, bis er vollkommen verschwunden war.
Eiserne Bänder schienen sich um Eragons Brust zu legen und pressten ihm den Atem aus den Lungen. Dorn zog davon, aber Eragon konnte den Drachen immer noch einholen, wenn er noch
Weitere Kostenlose Bücher