Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Nähe vorbeiging. Dann fuhr er fort: »Bleib bei mir, ja? Ich brauche vielleicht deine Hilfe.«
»Meine Hilfe? Wofür solltest du meine Hilfe brauchen?«
»Die ganze Armee bewundert dich, Roran, sogar die Urgals. Du bist Hammerfaust, der Held von Aroughs, und deine Meinung hat Gewicht. Das könnte sich noch als sehr wichtig erweisen.«
Roran schwieg einen Moment lang, dann nickte er. »Ich werde tun, was ich kann.«
»Halte vorläufig einfach Ausschau nach weiteren Soldaten«, erwiderte Eragon und ging auf das Feuer zu, das sein eigentliches Ziel gewesen war.
Eine halbe Stunde später herrschte langsam wieder Ruhe und Ordnung im Lager und ein Bote überbrachte Eragon die Nachricht, dass Arya unverzüglich seine Anwesenheit in König Oriks Pavillon erbitte.
Eragon und Roran tauschten einen Blick, dann machten sie sich auf den Weg zum nordwestlichen Teil des Lagers, wo die Mehrheit der Zwerge ihre Zelte aufgeschlagen hatte.
»Wir haben keine andere Wahl«, erklärte Jörmundur. »Nasuada hat an ihren Wünschen nicht den geringsten Zweifel gelassen. Du, Eragon, musst ihren Platz einnehmen und an ihrer Stelle die Varden führen.«
Die Gesichter im Zelt blickten ernst und streng. Dunkle Schatten lagen auf ihnen, besonders auf den tiefen Stirnfalten der verschiedenen Zweibeiner, wie Saphira sie genannt hätte. Die Einzige, die nicht die Stirn runzelte, war Saphira selbst, die den Kopf durch den Eingang des Pavillons gestreckt hatte, damit sie an der Versammlung teilnehmen konnte. Aber sie hatte die Lefzen leicht zurückgezogen, als wolle sie knurren.
Außerdem anwesend waren König Orrin in einem purpurnen Umhang, den er über seinen Nachtgewändern trug; eine erschütterte, aber entschlossen wirkende Arya; König Orik, inzwischen im Kettenhemd; Grimrr Halbtatze, König der Werkatzen, mit einem weißen Leinenverband um die rechte Schulter; der Kull Nar Garzhvog – er musste den Kopf einziehen, damit seine Hörner nicht das Zelt beschädigten; und Roran, der an der Zeltwand stand und zuhörte – bisher hatte er sich noch mit keinem Wort geäußert.
Niemand sonst war in den Pavillon eingelassen worden. Keine Wachen, keine Berater, keine Diener, nicht einmal Bloëdhgarm und die anderen Elfen. Vor dem Eingang standen zwölf Reihen Menschen, Zwerge und Urgals – ihre Aufgabe war es, jeden, ganz gleich, wie mächtig oder gefährlich er auch war, daran zu hindern, die Versammlung zu stören. Und um das Zelt herum waren hastig einige Zauber gewirkt worden, die jedes Lauschen, sowohl ganz normales als auch Lauschen mit Magie, verhindern sollten.
»Das wollte ich nie«, erklärte Eragon, den Blick auf die Karte von Alagaësia gerichtet, die ausgebreitet auf dem Tisch in der Mitte des Pavillons lag.
»Keiner von uns hat das gewollt«, erwiderte König Orrin scharf.
Es war klug von Arya gewesen, dachte Eragon, das Treffen in Oriks Pavillon einzuberufen. Der Zwergenkönig war als zuverlässiger Verbündeter von Nasuada und den Varden bekannt – und noch dazu war er Eragons Clan-Oberhaupt und Stiefbruder. Aber niemand konnte ihm vorwerfen, dass er es auf Nasuadas Position abgesehen hatte, noch würden die Menschen ihn einfach als ihren Nachfolger akzeptieren.
Dennoch hatte Arya auf subtile Weise Eragons Position gestärkt und die seiner Kritiker untergraben, indem sie das Treffen in Oriks Pavillon anberaumt hatte – ohne dass es den Anschein hatte, sie würde irgendjemanden unterstützen oder ablehnen. Sie war, das musste Eragon zugeben, weitaus geschickter darin, andere zu manipulieren, als er. Sie war nur ein einziges Risiko eingegangen, und zwar, dass jemand denken könnte, Orik sei sein Herr. Aber dieses Risiko war Eragon bereit, einzugehen, wenn er dafür auf die Unterstützung seines Freundes zählen konnte.
»Das wollte ich nie«, wiederholte er, dann sah er direkt in die wachsamen Augen der Umstehenden. »Aber nachdem es nun tatsächlich so weit ist, schwöre ich auf die Gräber aller, die wir verloren haben, dass ich mein Bestes geben werde, um Nasuadas Vorbild nachzueifern und die Varden zum Sieg über Galbatorix und das Imperium zu führen.« Er versuchte, Zuversicht in seine Worte zu legen, aber in Wahrheit machte die ungeheure Tragweite der Situation ihm Angst und er hatte keine Ahnung, ob er der Aufgabe gewachsen sein würde. Nasuada war eine überaus fähige Anführerin gewesen und es setzte ihn schon unter Druck, auch nur die Hälfte dessen leisten zu wollen, was sie geleistet hatte.
»Das ist sicher
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