Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
erklären könnte? Oder wenigstens etwas, was uns vielleicht gegen Galbatorix von Nutzen sein könnte?«
Ich habe dich gefunden, oder etwa nicht?
»Das ist nicht witzig«, knurrte Eragon. »Verdammt, du musst doch noch irgendetwas wissen.«
Nein.
»Dann denk nach! Wenn ich nicht irgendeine Art von Hilfe gegen Galbatorix finden kann, sind wir verloren, Solembum. Wir sind verloren und die meisten Varden, die Werkatzen eingeschlossen, werden sterben.«
Solembum fauchte abermals. Was erwartest du von mir, Eragon? Ich kann keine Hilfe erfinden, wo es keine gibt. Lies das Buch.
»Wir werden in Urû’baen sein, bevor ich es ganz gelesen habe. Das Buch könnte genauso gut nicht existieren.«
Solembum legte wieder die Ohren an. Das ist nicht meine Schuld.
»Es ist mir egal, ob es deine Schuld ist oder nicht. Ich will einfach nur, dass wir am Ende nicht alle tot oder versklavt sind. Denk nach! Du musst noch irgendetwas anderes wissen!«
Solembum stieß ein leises, helles Knurren aus. Ich weiß aber nichts. Und …
»Du musst etwas wissen oder wir sind dem Untergang geweiht!«
Noch während Eragon die Worte sprach, bemerkte er, dass eine Veränderung mit der Werkatze vorging. Solembums Ohren stellten sich auf, seine Schnurrhaare entspannten sich und sein Blick verlor sein hartes Leuchten. Gleichzeitig wurde der Geist der Werkatze ungewöhnlich leer, als sei er ohne Bewusstsein.
Eragon erstarrte, denn er wusste nicht, was er davon halten sollte.
Dann spürte Eragon, wie Solembum mit Gedanken, die so matt und farblos waren wie ein Teich unter einem wolkenverhangenen Winterhimmel, sagte: Kapitel siebenundvierzig. Seite drei. Beginne mit dem zweiten Abschnitt.
Solembums Blick schärfte sich wieder und seine Ohren kehrten in ihre frühere Position zurück. Was ist geschehen?, fragte er gereizt. Warum starrst du mich so an?
»Was hast du gerade gesagt?«
Ich sagte, dass ich sonst nichts weiß. Und dass …
»Nein, nein, die andere Sache, über das Kapitel und die Seite.«
Spiel keine Spielchen mit mir, ich habe nichts dergleichen gesagt.
»Hast du doch.«
Solembum musterte ihn einige Sekunden. Dann erwiderte er mit Gedanken, die übertrieben ruhig waren: Erzähl mir genau, was du gehört hast, Drachenreiter.
Also wiederholte Eragon die Worte, so genau er konnte. Als er geendet hatte, schwieg Solembum eine Weile. Ich kann mich nicht daran erinnern, sagte er.
»Was, denkst du, bedeutet das?«
Es bedeutet, dass wir nachsehen sollten, was auf Seite drei von Kapitel siebenundvierzig steht.
Eragon zögerte, dann nickte er und begann in dem Buch zu blättern. Währenddessen erinnerte er sich an das fragliche Kapitel. Es handelte von der Zeit unmittelbar nach der Abspaltung der Reiter von den Elfen, nach dem kurzen Krieg zwischen Elfen und Menschen. Eragon hatte den Anfang des Kapitels gelesen, aber er hatte den Eindruck gehabt, dass es nicht mehr war als eine trockene Erörterung von Bündnisverträgen und Verhandlungen, daher hatte er die Lektüre auf eine andere Gelegenheit verschoben.
Schon bald fand er die richtige Seite. Er folgte den Runen mit der Fingerspitze und begann laut zu lesen:
… Das Klima der Insel ist bemerkenswert gemäßigt, verglichen mit dem des Festlands auf demselben Breitengrad. Die Sommer sind häufig kühl und regnerisch, aber dafür sind die Winter mild und neigen nicht zu der brutalen Kälte des nördlichen Teils des Buckels. Daher kann dort einen guten Teil des Jahres Getreide angebaut werden. Allen Berichten zufolge ist der Boden fett und fruchtbar – der einzige Vorzug der Feuerberge, die dafür bekannt sind, von Zeit zu Zeit auszubrechen und die Insel mit einer dicken Schicht Asche zu bedecken – und die Wälder sind voll von Großwild, wie es die Drachen gern jagen, darunter viele Arten, die nirgendwo sonst in Alagaësia zu finden sind.
Eragon machte eine Pause. »Nichts von alledem scheint von Bedeutung zu sein.«
Lies weiter.
Stirnrunzelnd nahm Eragon sich den nächsten Absatz vor.
Dort, in dem großen Kessel im Zentrum von Vroengard, errichteten die Reiter ihre berühmte Stadt Dorú Areaba.
Dorú Areaba! Die einzige Stadt der Geschichte, die angelegt war, Drachen ebenso zu beherbergen wie Elfen und Menschen. Dorú Areaba! Ein Ort der Magie, der Gelehrsamkeit und der uralten Mysterien. Dorú Areaba! Der Name allein scheint vor Erregung zu summen. Noch nie gab es eine Stadt wie diese und es wird nie wieder eine geben, denn nun ist sie verloren, zerstört – zu Staub
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