Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
zermahlen von dem Thronräuber Galbatorix.
Die Gebäude waren im Stil der Elfen erbaut worden – mit einigen Einflüssen von menschlichen Reitern in den späteren Jahren –, aber aus Stein, nicht aus Holz. Hölzerne Gebäude stehen, wie dem Leser einleuchten wird, nicht lange in der Nähe von Kreaturen mit messerscharfen Klauen und der Fähigkeit, Feuer zu speien. Das Bemerkenswerteste an Dorú Areaba war jedoch seine ungeheure Größe. Jede Straße war so breit, dass mindestens zwei Drachen nebeneinandergehen konnten, und mit nur wenigen Ausnahmen waren Räume und Türen groß genug, um Drachen von fast jeder Größe aufzunehmen und hindurchzulassen.
Infolgedessen erstreckte sich Dorú Areaba über eine riesige Fläche und bestand aus Gebäuden von solch riesigen Ausmaßen, dass selbst ein Zwerg beeindruckt gewesen wäre. Überall in der Stadt gab es Gärten und Springbrunnen – wegen der grenzenlosen Liebe der Elfen zur Natur – und zu den Hallen und Schlössern der Reiter gehörten oft wolkenhohe Türme.
Auf den Berggipfeln rund um die Stadt errichteten die Reiter Wachtürme und Horste – um sich gegen Angriffe zu schützen – und manch ein Drache und sein Reiter besaßen eine gut ausgestattete Höhle hoch oben in den Bergen, wo sie abseits von den anderen ihres Ordens lebten. Die älteren, größeren Drachen hatten eine besondere Vorliebe für diese Regelung, da sie die Abgeschiedenheit häufig bevorzugten. Außerdem war es einfacher für sie, sich in die Lüfte zu erheben, wenn sie hoch über dem Grund des Kessels lebten.
Frustriert brach Eragon ab. Die Beschreibung Dorú Areabas war zwar durchaus interessant, aber er hatte während seiner Zeit in Ellesméra andere, detailliertere Berichte über die Stadt der Reiter gelesen. Und die eng stehenden Runen entziffern zu müssen, war selbst zur besten Zeit eine qualvolle Prozedur.
»Das ist sinnlos«, sagte er und ließ das Buch sinken.
Solembum sah so verärgert aus, wie Eragon sich fühlte. Gib jetzt nicht auf. Lies noch zwei Seiten. Wenn bis dahin nichts Interessantes kommt, kannst du immer noch aufhören.
Eragon holte tief Luft und stimmte zu. Er ließ den Finger auf der Seite hinunterwandern, bis er seine Stelle wiederfand, und las laut weiter.
Die Stadt barg viele Wunder, angefangen vom Singenden Brunnen von Eldimírim über die kristallene Festung von Svellhjall bis hin zu den Horstkolonien der Drachen, aber trotz all ihrer Pracht glaube ich, dass Dorú Areabas größter Schatz seine Bibliothek war. Nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, wegen des imposanten Baus, in dem sie untergebracht war – obwohl er in der Tat imposant war –, sondern weil die Reiter im Laufe der Jahrhunderte einen der umfassendsten Wissensvorräte im ganzen Land angesammelt hatten. Zum Zeitpunkt des Sturzes der Reiter gab es nur drei Bibliotheken, die ihr gleichkamen – die von Ilirea, die von Ellesméra und die von Tronjheim –, und keine dieser drei barg so viele Informationen über das Wesen der Magie wie die in Dorú Areaba.
Die Bibliothek befand sich am nordwestlichen Rand der Stadt in der Nähe der Gärten, die Moraetas Spitzturm umgaben – auch bekannt als der Felsen von Kuthian …
Eragons Stimme stockte, als er auf den Namen stieß. Einen Moment später las er weiter, noch langsamer als zuvor.
… auch bekannt als der Felsen von Kuthian (siehe Kapitel zwölf) –, und nicht weit entfernt von dem Hohen Sitz, wo die Anführer der Reiter Hof hielten, wenn Könige oder Königinnen als Bittsteller zu ihnen kamen.
Ehrfurcht und Angst ergriff Besitz von Eragon. Irgendeine Person oder irgendetwas hatte dafür gesorgt, dass er diese spezielle Information erhielt, dieselbe Person oder dasselbe Wesen, das es ihm ermöglicht hatte, den Sternenstahl für sein Schwert zu finden. Der Gedanke war beängstigend und jetzt, nachdem Eragon wusste, wo er hingehen musste, war er sich nicht mehr ganz so sicher, dass er es auch wirklich tun wollte.
Was, fragte er sich, erwartete sie auf Vroengard? Er hatte Angst davor, Vermutungen anzustellen, weil er befürchtete, Hoffnungen zu wecken, die unmöglich zu erfüllen waren.
UNBEANTWORTETE FRAGEN
E
ragon durchsuchte die Domia abr Wyrda, bis er im zwölften Kapitel den Hinweis auf Kuthian fand. Zu seiner Enttäuschung stand dort allerdings nur, dass Kuthian einer der ersten Reiter gewesen war, die die Insel Vroengard erkundet hatten. Kuthian war also ein Reiter und kein Ort.
Kurz darauf klappte er das Buch zu, starrte
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