Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Drachen und Reiter zu überzeugen, aber sie waren anderer Meinung und nahmen unsere Sorgen nicht ernst. Es waren keine Narren, doch Jahrhunderte des Friedens hatten ihre Sicht der Dinge getrübt und sie waren außerstande, zu begreifen, dass die Welt um uns herum sich veränderte.
Weil wir nicht genug über die Sache wussten, verließen Oromis und ich Ilirea, um mehr darüber herauszufinden. Wir nahmen zwei jüngere Reiter mit, beide Elfen und erfahrene Krieger, die gerade von einem Erkundungsflug in den nördlichen Teil des Buckels zurückgekehrt waren. Es geschah teils auf ihr Drängen hin, dass wir unsere Expedition wagten. Die Namen erkennt ihr vielleicht wieder, es waren Kialandí und Formora.
»Oh«, murmelte Eragon, der plötzlich verstand.
Ja. Nach eineinhalb Tagen machten wir halt am Edur Naroch, einem Wachturm aus alter Zeit, der am Silberwald aufragte. Ohne unser Wissen waren Kialandí und Formora schon vorher da gewesen und hatten die drei dort als Waldhüter bestellten Elfen erschlagen. Dann hatten sie die Steine rings um den Turm mit einer Falle versehen, die in dem Augenblick zuschnappte, als meine Klauen das Gras auf dem Hügel berührten. Es war ein schlauer Zauber. Galbatorix hatte ihn den beiden selbst beigebracht. Wir hatten keine wirksame Verteidigung dagegen, denn die Falle fügte uns keinen Schaden zu, sie hielt uns lediglich fest und verlangsamte uns, als wären unser Körper und unser Geist in Honig gegossen. Während wir in der Falle saßen, vergingen Minuten wie Sekunden. Kialandí, Formora und ihre Drachen huschten schneller um uns herum als Kolibris. Sie erschienen uns nur wie verwischte Flecken am Rand unseres Gesichtsfelds.
Als sie so weit waren, gaben sie uns frei. Sie hatten Dutzende von Zaubern gewirkt – Zauber, um uns festzuhalten, Zauber, um uns blind zu machen, und Zauber, um Oromis am Sprechen zu hindern, sodass es ihm schwerfiel, seinerseits Zauber zu wirken. Wieder verletzte ihre Magie uns nicht und daher hatten unsere Schutzzauber dagegen keine Wirkung … Sobald wir konnten, griffen wir Kialandí, Formora und ihre Drachen mit unserem Geist an und sie uns. Stundenlang kämpften wir gegen sie. Diese Erfahrung war … nicht angenehm. Sie waren schwächer und weniger geschickt als Oromis und ich, aber es kamen zwei von ihnen auf jeden von uns und sie hatten das Herz der Herzen von Agaravel – deren Reiter sie erschlagen hatten –, sodass sie zusätzlich über Agaravels Kraft verfügten. Daher hatten wir unsere liebe Not, uns zu verteidigen. Wie wir herausfanden, wollten sie uns zwingen, Galbatorix und den Abtrünnigen dabei zu helfen, unbemerkt nach Ilirea zu gelangen, um die Reiter zu überrumpeln und die damals in der Stadt lebenden Eldunarí zu erbeuten.
»Wie seid Ihr entkommen?«, fragte Eragon.
Mit der Zeit wurde klar, dass wir nicht in der Lage sein würden, sie zu besiegen. Also beschloss Oromis, das Risiko einzugehen, Magie anzuwenden, um uns zu befreien, obwohl er wusste, dass das Kialandí und Formora provozieren würde, uns ihrerseits mit Magie anzugreifen. Es war ein verzweifelter Plan, aber es war die einzige Chance, die wir hatten.
Irgendwann stürzte ich mich, ohne von Oromis’ Plänen zu wissen, auf unsere Angreifer und versuchte sie zu verletzen. Genau auf einen solchen Moment hatte Oromis gewartet. Er kannte den Reiter gut, der Kialandí und Formora in der Kunst der Magie unterwiesen hatte, und Galbatorix’ verdrehtes Denken war ihm ebenfalls vertraut. Daher war er in der Lage, zu erahnen, wie Kialandí und Formora ihre Zauber in Worte gefasst hatten und wo wahrscheinlich die Schwachstellen ihrer Formeln liegen würden.
Oromis blieben nur Sekunden, um zu handeln. Sobald er Magie einsetzte, erkannten Kialandí und Formora, was er vorhatte, gerieten in Panik und begannen ihre eigenen Zauber zu wirken. Oromis brauchte drei Versuche, um unsere Fesseln zu brechen. Wie er es genau gemacht hat, kann ich nicht sagen. Ich bezweifle, dass er es selbst ganz verstanden hat. Um es sich einfach zu machen, hatte er uns einen Fingerbreit von der Stelle wegversetzt, wo wir gestanden hatten.
So wie Arya mein Ei von Du Weldenvarden in den Buckel geschickt hat?, fragte Saphira.
Ja und nein, antwortete Glaedr. Ja, er hat uns von einem Ort zum anderen versetzt, ohne uns durch den dazwischenliegenden Raum zu bewegen. Aber er hat nicht nur unsere Position verändert, er hat auch die Substanz unseres Fleisches selbst verändert und sie neu gestaltet, sodass wir nicht
Weitere Kostenlose Bücher