Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
die Schwanzflossen hoch in die Luft, bevor sie wieder in die stillen Tiefen tauchten.
Über die Bucht von Fundor – durch kalte, stürmische Winde – führte ihr Flug bald über die Berge des Buckels, von denen Eragon jeden beim Namen kannte. Und von dort aus weiter ins Palancar-Tal – zum ersten Mal, seit sie sich zusammen mit Brom an die Verfolgung der Ra’zac gemacht hatten, was eine Ewigkeit her zu sein schien.
Das Tal roch für Eragon nach Zuhause. Der Duft der Kiefern und der Weiden und der Birken erinnerte ihn an seine Kindheit und die beißend kalte Luft sagte ihm, dass der Winter vor der Tür stand.
Sie landeten in den verkohlten Ruinen Carvahalls und Eragon wanderte durch Straßen, die von Gras und Unkraut überwuchert waren.
Ein Rudel wilder Hunde kam aus einem nahen Birkenwäldchen gelaufen. Sie blieben stehen, als sie Saphira sahen, dann knurrten sie, jaulten und suchten Deckung. Saphira stieß ein gefährliches Grollen aus und blies eine Rauchwolke aus den Nüstern, machte aber keine Anstalten, sie zu jagen.
Ein verbranntes Holzstück knackte unter Eragons Fuß, als er den Stiefel durch einen Aschehaufen zog. Der Anblick des zerstörten Dorfs machte ihn traurig. Immerhin waren die meisten noch am Leben, die damals geflohen waren. Wenn sie zurückkehrten, würden sie Carvahall wieder aufbauen, schöner als zuvor. Doch die Häuser, mit denen er aufgewachsen war, waren für immer verloren. Ohne sie hatte er noch viel mehr das Gefühl, dass er nicht mehr ins Palancar-Tal gehörte. Es fühlte sich falsch an, dass sie nicht mehr dort standen, wo sie hätten stehen sollen – wie in einem Traum, in dem nichts so war, wie es sein sollte.
»Die Welt ist aus den Fugen«, murmelte er.
Eragon machte ein kleines Lagerfeuer an dem Ort, wo einst Morns Schankhaus gestanden hatte, und kochte einen großen Kessel Eintopf. Während er aß, streifte Saphira durch die umliegende Gegend und beschnupperte alles, was sie interessant fand.
Als der Eintopf aufgegessen war, trug Eragon seinen Topf, seine Schale und seinen Löffel zum Anora und wusch sie in dem eisigen Wasser. Er hockte an dem felsigen Ufer und betrachtete die unstete weiße Fahne an der Stirnseite des Tals: die Igualda-Fälle, die eine halbe Meile stromaufwärts lagen, wo sie von einer Felsschulter auf dem Berg Narnmor ins Tal stürzten. Der Anblick rief ihm den Abend in Erinnerung, an dem er mit Saphiras Ei in seinem Bündel aus dem Buckel zurückgekehrt war und nichts von all dem geahnt hatte, was auf sie beide zukommen würde. Oder auch nur, dass es ein wir beide geben würde.
»Lass uns aufbrechen«, sagte er zu Saphira, nachdem er zu ihr an den eingestürzten Brunnen in der Mitte des Dorfes zurückgekehrt war.
Willst du euren Hof besuchen?, fragte sie, als er seinen Platz auf ihrem Rücken einnahm.
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich würde ihn lieber so in Erinnerung behalten, wie er war.«
Sie stimmte zu.
In stiller Übereinkunft flog sie dennoch den gleichen Weg nach Süden wie damals, als sie das Palancar-Tal verlassen hatten. Unterwegs erhaschte Eragon einen flüchtigen Blick auf die Lichtung, auf der sein Haus gestanden hatte, aber sie war fern und verschwommen genug, dass er so tun konnte, als würden das Haus und die Scheune noch immer stehen.
Am südlichen Ende des Tals ritt Saphira auf einer Säule aufsteigender Luft hinauf auf den Gipfel eines riesigen, kahlen Berges, des Utgard, wo der zerfallende Turm stand, den die Reiter erbaut hatten, um Wache über den wahnsinnigen König Palancar zu halten. Der Turm war einst bekannt gewesen als Edoc’sil, doch jetzt hieß er Ristvak’baen oder der »Ort des Kummers«, da dies der Ort war, an dem Galbatorix Vrael erschlagen hatte.
In den Ruinen des Turms gedachten Eragon, Saphira und die Eldunarí, die bei ihnen waren, Vraels. Vor allem Umaroth war sehr ernst, aber er sagte: Danke, dass du mich hierhergebracht hast, Saphira. Ich hätte nie erwartet, den Ort zu sehen, an dem mein Reiter gefallen ist.
Dann breitete Saphira die Flügel aus, sprang aus dem Turm und schwebte durch das Tal und über die grasbewachsenen Ebenen, die sich daran anschlossen, davon.
Auf halbem Weg nach Ilirea nahm Nasuada durch einen der Magier der Varden mit ihnen Kontakt auf und befahl ihnen, sich einer Streitmacht anzuschließen, die sie nach Teirm gesandt hatte.
Eragon freute sich, zu hören, dass Roran das Kommando über die Krieger hatte und dass sich unter ihnen Jeod, Baldor – der seine Hand wieder
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