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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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treten können. HI für Henrikjensen. H-J I-n-d-u-st-r-i-e-s, was denn sonst! Natürlich, so einfach war es. Auf die Idee hätten die beim Handelsregister ihn auch bringen können, verdammt und zugenäht!
    »Ja, Henrik Jensens Unternehmen hieß wohl eigentlich Trabeka Holding, fragen Sie mich nicht warum. Aber HJI ist weltweit bekannt. Deren Standards gelten bis heute. Diese Geschichte, also Henrik Jensens plötzlicher Tod und der schnelle Bankrott anschließend, war eine traurige Angelegenheit. Aber ohne seine Leitung der fünfundzwanzig Mitarbeiter und ohne seine enormen Qualitätsanforderungen konnte das Unternehmen nicht weiter existieren. Außerdem hatten sie große Veränderungen vorgenommen, die Firma war gerade erst umgezogen und ausgebaut worden. Es war ein extrem unglücklicher Zeitpunkt, an dem das Unglück geschah. Da gingen wirklich große Werte und ein riesiges Potenzial verloren. Wenn Sie mich fragen, hätte das Unternehmen gerettet werden können, wenn wir hier auf Risø interveniert hätten. Aber damals herrschte dafür in der Leitung nicht die entsprechende politische Stimmung.«
    »Können Sie mir sagen, wo HJI seinen Sitz hatte?«
    »Lange Zeit in Køge, ich bin mehrmals dort gewesen. Aber kurz vor dem Unfall zogen sie um, direkt südlich von Kopenhagen. Wohin genau, weiß ich nicht. Ich kann versuchen, ob ich mein altes Telefonbuch finde, das muss hier irgendwo sein. Haben Sie einen Moment Zeit?«
    Es vergingen bestimmt fünf Minuten, in denen Carl hörte, wie der Mann im Hintergrund herumstöberte und dabei zunehmend in die vulgärsten Winkel der dänischen Sprache abtauchte. Carl hatte selten etwas Ähnliches gehört. Er klang, als sei er stinksauer auf sich selbst.
    »Nein, tut mir leid«, sagte er, »ich kann es nicht finden. Obwohl ich eigentlich nie was wegwerfe! Typisch. Aber versuchen Sie doch, mit Ulla Jensen zu sprechen, seiner Witwe. Sie lebt vermutlich noch, sie ist ja trotz allem nicht so alt. Sie müsste Ihnen alles erzählen können, was Sie wissen wollen. Eine unglaublich tapfere Frau. Furchtbar, dass es sie so hart treffen musste.«
    »Ja, wirklich bedauerlich«, stimmte Carl zu und wollte gerade zu seiner abschließenden Frage kommen.
    Aber nun hatte sich der Ingenieur warmgeredet. »Ja, also was die da bei HJI veranstalteten, war echt genial. Allein die Schweißmethoden, da war so gut wie nichts zu sehen, selbst bei Röntgenaufnahmen, wenn die Schweißarbeiten mit den besten der besten Apparate geröntgt wurden. Die hatten auch Wahnsinnsmethoden, um Lecks ausfindig zu machen. Sie hatten zum Beispiel eine Druckkammer, in der ein Druck von bis zu sechzig bar möglich war; damit testeten sie die Haltbarkeit ihrer Produkte. Die vielleicht größte Druckkammer, die ich je gesehen habe. Ungeheuer fortschrittlich gesteuert. Hielten die Behälter den Tests stand, dann konnte man auch darauf zählen, dass die Atomkraftwerke eine erstklassige Ausrüstung bekamen. So war HJl. Mischten immer in der ersten Reihe mit.«
    Man konnte fast meinen, er besäße Aktien des Unternehmens, so sehr hatte er sich in Rage geredet. »Sie wissen nicht, wo Ulla Jensen heutzutage wohnt?«, schob Carl schnell dazwischen.
    »Nein, aber das lässt sich doch übers Einwohnermeldeamt leicht herausfinden. Sie wird dort wohnen, wo die Firma zuletzt angesiedelt war. Meines Wissens konnte man sie dort nicht rausschmeißen.«
    »Irgendwo südlich von Kopenhagen, sagen Sie?«
    »Ja, ganz genau.«
    Wie um alles in der Welt konnte man bloß bei etwas so Ungenauem wie »südlich von Kopenhagen« von »ganz genau« sprechen?
    »Wenn Sie diese Dinge interessieren, lade ich Sie gern hier zu uns ein«, erklärte der Mann.
    Carl lehnte dankend ab; er bedauere, dass er aufgrund des enormen Zeitdrucks die Einladung nicht annehmen könne. In Wirklichkeit wäre er über ein Unternehmen wie Risø am liebsten mit einer Tausend-Tannen-Dampfwalze gefahren, um es dann irgendeinem Kaff in Sibirien als Straßenbelag zu verkaufen. Ein Besuch dort wäre für sie beide die reinste Zeitverschwendung.
    Als Carl auflegte, stand Assad schon seit zwei Minuten in der Tür.
    »Was gibt es, Assad?«, fragte er. »Haben wir bekommen, was wir wollten? Konnten die oben die Personennummern überprüfen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, du musst selbst nach oben gehen und mit ihnen reden, Carl. Die sind heute total ...«, er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe, »durchgeknallt.«
    Wie ein Kater auf Mäusejagd näherte er sich im

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