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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Kategorie seien Fälle, bei denen Kinder verschwunden sind, oder solche, bei denen politische Organisationen terroristischen Übergriffen ausgesetzt waren. Ausgesprochen brutale Verbrechen.«
    »Ja klar, die ist auf Stimmenfang.«
    »Sicher. Aber sie hat es geschafft: Die Vertreter sämtlicher Parteien haben sich zu Verhandlungen im Justizministerium versammelt. Die Akten gehen von dort blitzschnell zum Finanzausschuss. Und wenn du mich fragst, gibt's innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Entscheidung.«
    »Und worauf genau soll das hinauslaufen?«
     »Auf die Einrichtung eines neuen Dezernats. Ihre Partei hat sogar schon einen Namen dafür: Dezernat Q. Keine Ahnung, ob das ein Scherz sein soll.« Er lachte gequält.
    »Und mit welchem Ziel soll das Dezernat antreten? Unaufgeklärte Fälle aufzuklären vielleicht?«
    »Genau. Das Ziel wird sein, >Fälle von besonderem Interesse< neu aufzurollen. So haben sie es formuliert.«
    »Fälle von besonderem Interesse neu aufrollen.« Der Chef der Mordkommission nickte. »Ja, das klingt nach Piv Vestergärd. Hört sich doch gut an. Und wer wird beurteilen, welche Fälle sich dieser Bezeichnung als würdig erweisen? Hat sie das auch gesagt?«
    Sein Stellvertreter zuckte die Achseln.
    »Okay. Sie bittet uns also, das zu tun, was wir immer tun. Und sonst?«
    »Also: Das neue Dezernat ist dann zwar für landesweite Fälle zuständig. Aber es sieht so aus, als soll es administrativ der Kopenhagener Mordkommission zugeordnet werden ...« Jacobsen starrte seinen Stellvertreter sprachlos an. »Das ist nicht ihr Ernst! Und überhaupt: Was heißt denn da administrativ?«
    »Wir stellen das Budget zur Verfügung und sind für die Abrechnung und Buchhaltung verantwortlich. Wir stellen das Büropersonal zur Verfügung. Ach ja, und die Räumlichkeiten.«
    »Verstehe ich nicht. Das neue Dezernat hier in Kopenhagen soll jetzt auch uralte Fälle aus anderen Landesteilen aufklären? Da machen die Kollegen doch nie mit. Die werden Repräsentanten in der Abteilung einfordern.«
    »Glaub ich nicht. Sie verkaufen das Ganze den Regionen gegenüber einfach als Entlastungsmaßnahme. Und die werden sich sicher nicht um diese ollen Kamellen reißen.«
    »Das soll mit anderen Worten heißen, dass wir unter diesem Dach jetzt auch noch eine mobile Einsatztruppe für aussichtslose Fälle haben werden? Mit meinen Mitarbeitern als Backoffice? Nein, zum Teufel, das kann doch nicht wahr sein!«
    »Marcus, hör mal zu. Es geht um ein paar wenige Mitarbeiter für ein paar Stunden dann und wann. Das ist nichts.«
    »Das klingt aber nicht wie nichts.«
    »Also, dann sage ich dir jetzt mal, wie ich es sehe. Okay?« Der Chef der Mordkommission rieb sich die Stirn.
    »Marcus, damit verbunden ist Geld.« Er unterbrach sich und sah seinem Chef eindringlich in die Augen. »Nicht viel, aber genug, um einen Mann in diesem Dezernat zu beschäftigen und gleichzeitig noch ein paar Millionen Kronen in unsere eigene Abteilung zu pumpen.«
    »Ein paar Millionen? Ist das die Größenordnung?«
    »Ja, wir sprechen hier nicht von Peanuts. Und wir werden diese Abteilung blitzschnell aus dem Boden stampfen, Marcus.
    Die rechnen doch damit, dass wir uns auf die Hinterbeine stellen, aber das tun wir nicht. Wir legen ihnen unser Konzept vor und kümmern uns um das Budget. Die Aufgaben müssen wir ja nicht zu sehr spezifizieren. Und dann setzen wir Carl Mørck als Leiter des neuen Dezernats ein. Muss ja schließlich jemand sein mit viel Erfahrung. Sehr viel leiten muss er da nicht, denn er ist das Dezernat in Personalunion. Also: Er hat einen verantwortungsvollen Posten, den er selbstständig gestaltet. Und wir können ihn so von den anderen fernhalten.«
    »Carl Mørck als Leiter des Dezernats Q!« Marcus Jacobsen spielte das alles in Windeseile einmal durch. Eine solche Abteilung konnte mit einem Budget von weniger als einer Million Kronen im Jahr auskommen. Einschließlich Reisen und Laboruntersuchungen und allem, was sonst noch dazugehörte. Blieben immer noch ein paar Milliönchen für einen Teil der Mordkommission - der sich dann auch mit eher älteren Fällen befassen würde. Vielleicht nicht gerade mit Sonderdezernat-Q-Fällen, aber etwas in der Art. Fließende Übergänge, das war der Schlüssel zu dem Ganzen. Genial. Einfach genial.
     

Kap 4 - 2007
     
    Hardy Henningsen war der größte Mitarbeiter, der je im Polizeipräsidium gearbeitet hatte. In seinen Papieren vom Militär stand: »zwei Meter sieben«, aber das konnte

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