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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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noch heller zu schimmern. Sie spürte jetzt selbst die kleinsten Blutgefäße, die durch den starken Aufprall gegen den Stützpfeiler gerissen waren. Sie sah, was in Nirvan nicht am richtigen Platz war, und entdeckte, dass ein Knochensplitter seine Lunge durchbohrt hatte. Sie kannte sich in Anatomie nicht aus, aber das musste sie auch nicht. Es war einfach das Gefühl von Richtig und Falsch, das sie durch seinen Körper leitete und ihr sagte, was sie zu tun hatte.
    Nirvan brüllte auf, Tränen quollen unter seinen geschlossenen Augenlidern hervor, dann sackte er regungslos in sich zusammen. Nur wenige Herzschläge später war Mina fertig. Erschöpft löste sie sich und sank in eine sitzende Position neben ihn.
    Lyonel näherte sich und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Geht es dir gut?«
    Sie atmete schwer, nickte dann aber. »Ja. Ich fühle mich nur so unendlich erschöpft. Das war doch deutlich anstrengender, als ich gedacht hatte.«
    Er beugte sich über Nirvan. »Er ist ohnmächtig, aber du hast ihn gerettet. Er wird leben!«
    Sie gab ein verzweifeltes Lachen von sich. »Ja, ich weiß! Ich weiß, dass das stimmt, aber ich verstehe nicht, wieso ich es weiß.«
    Der Junge reichte ihr eine Hand und half ihr auf die Beine. »Weißt du, Mina, das ist etwas, das kann man auch nach Tausenden von Jahren noch nicht ganz verstehen. Wenn man solche Kräfte in sich hat, dann ist man immer wieder darüber erstaunt. Glaube mir, ich weiß, wovon ich rede.«
    Mina drückte ihre Finger in sein wuscheliges Haar und zerzauste es noch mehr. »Du gefällst mir, Lyonel. Langsam bekommst du auch dein Selbstbewusstsein zurück. Wer weiß, vielleicht wirst du doch noch mal ein großer kleiner Gott werden.«
    »Größe ist relativ, so wie auch mein Erscheinungsbild. Ich kann alles sein, wenn ich es will, aber der alte Mann und der Junge sind meine Lieblingsfiguren. Bei Cor Ketos Besuchen stelle ich gerne den alten Mann dar, dabei fühle ich mich mehr von ihm respektiert. Aber in deiner Gegenwart ist es der Junge, der sich geborgen fühlt und nach Veränderungen strebt.« Er dachte nach. »Aber was machen wir jetzt, Mina? Was können wir tun?«
    Mina setzte eine selbstsichere Miene auf. »Ich habe Unterstützung gerufen, und wenn die da ist, können wir sicherlich was gegen Cor Keto ausrichten. Bis dahin müssen wir ihn eben noch ein wenig beschäftigen. Und dann gibt es etwas, das du für mich tun musst. Ich bin mir sicher, dass du es kannst.« Sie neigte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Der Junge wurde blass, sein Mund öffnete sich, aber er sagte nichts. »Das ist eine dämliche Idee!«, stellte er dann fest.
    Mina zuckte mit den Achseln. »Das glaube ich nicht. Ich halte es für die einzige Lösung aller Konflikte. Es wird danach zwar nicht unbedingt einfacher, aber jeder bekommt eine faire Chance. Und ist es das nicht, was wir alle wollen? Ist es das nicht, was auch du willst?«
    Der Junge starrte sie noch an, als das Brechen von Steinmauern und das Donnern von Schritten an ihre Ohren drang. Etwas sehr Großes und Starkes schien eilig durch die Flure außerhalb des Audienzsaals zu rutschen und sich schnell zu nähern.
    »Ich hoffe, du weißt, was du tust«, erwiderte Lyonel und trat einige Schritte von ihr fort.
    Mina presste die Lippen zusammen. »Das hoffe ich, seitdem man mir zum ersten Mal erzählte, dass ich eines Tages die neue Regentin von Dra'Ira werden soll.« Schwer seufzend zog sie ihr Schwert und richtete es gegen die zerstörte Eingangspforte.
    »Elendes Menschenkind!« Cor Ketos Ruf erfüllte den ganzen Audienzsaal. »Du Missgeburt aus einer anderen Welt, du hast mir heute das letzte Mal Probleme bereitet! Wenn es dich und diesen elenden Verräter Nirvan nicht gegeben hätte, wäre meine Armee bereits auf dem Weg zum Festland. Dort draußen in der verkommenen Welt, die nach meiner Führung lechzt. Und Führung werde ich ihr geben, sobald ich dich in Fetzen gerissen habe und deine Eingeweide als Dekoration auf meinem Thron verteilt habe!«
    Mina umklammerte den Schwertgriff fester. Endloser Zorn erfüllte ihr Herz. »Deine Art von Führung kann ich mir lebhaft vorstellen. Das einzige, was du willst, ist die Unterjochung aller Völker! Die Jahrtausende der Isolierung haben dir deinen Verstand geraubt!«
    »Ich werde eine andere Hexe finden, die das Ritual ausführt, und dann waren all deine kleinen Bemühungen umsonst gewesen, Drachentochter, denn ich werde frei sein !« Er schüttelte wütend seinen

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