Erbe des Drachenblutes (German Edition)
schräg von der Seite zur Kristallkugel. Zwar konnten die Fürsten ihn nicht sehen, gehört hatten sie ihn aber sicherlich.
Salvatorus unterdrückte nur mit Mühe seine Aufgebrachtheit. »Meine Fürsten, Zados‘ Situation sollte jetzt nicht das Thema sein. Es geht um den Überfall der Elben auf eine friedliebende Stadt, und es geht um den Verrat des Gelehrten Xsanthani. Den Verrat, den er ausgeübt hat, richtet sich nicht nur gegen den vereinten Völkerrat, sondern auch gegen Eure Hoheiten. Er hat sich gegen die Elben selbst gestellt und sich mit dem dunklen Kontinent verbündet. Wir alle hier sind Zeugen des Treuebruchs geworden und beschwören die Wahrheit unserer Worte.«
Die Elbenfürsten zeigten keine Reaktion. Salvatorus räusperte sich und stieß SinSan mit einer Hand gegen die Schulter. »Auch sein ehemals treuster Anhänger kann seinen Verrat bestätigen«, fügte Salvatorus eilig hinzu.
SinSan schluckte schwer. So im Mittelpunkt wollte er nicht stehen. Vor allem wusste er nicht, was er ohne Xsanthani tun sollte. Sein ganzes, neugewonnenes Ansehen beruhte auf der Macht und dem Einfluss des Gelehrten, den er nun als Verräter bezichtigten sollte.
»SinSan, der Ehrenlose? Der Elb, der sich selbst richten wollte und nur dank Xsanthanis Güte wieder in die Gemeinschaft aufgenommen wurde?« Es war Hornameed sa dee, der die Frage gestellt hatte.
SinSan stöhnte leise. Zados fehlten die Worte, und Salvatorus ahnte, dass seine Chancen schwanden, auf die Fürsten einzuwirken. »Das hier ist kein Spiel! Das Wohl aller Völker muss beachtet werden, und die Elben haben in Friedenszeiten eine Hauptstadt der vereinten Völker überfallen. Bitte vergesst nicht, dass Ihr Euch hier im Unrecht befindet und dass es sich um einen Frevel handelt, der von den Elben begangen wurde. Niemals darf sich eines der Völker gegen eine Drachentochter stellen, und das ist es, was Ihr hier zurzeit tut. Der einzige Punkt, der möglicherweise für Euer Handeln spricht, ist, dass – soweit es uns bekannt ist – Xsanthani Euch niemals darüber informiert hat, dass es eine neue Drachentochter gibt. Daher entschuldige ich das Vergehen bis zu einem gewissen Punkt. Ich unterstelle Euch somit zu Euren Gunsten, dass Ihr mit den besten Absichten gehandelt habt, aber wenn Ihr nicht sofort jede Kriegshandlung gegen uns einstellt, werdet Ihr die volle Verantwortung tragen müssen. Das alles ist noch schlimmer als Xsanthanis Verrat, der wahrscheinlich nicht einmal ein echter Elb ist!«
Die Fürsten schauten brüskiert drein.
»Xsanthani soll ein Verräter sein? Und obwohl Samanthas einzige Tochter seit Jahren tot ist, soll es eine neue Drachentochter geben? Ihr wagt es, solche Lügen zu verbreiten?« Nadelzweig bekam rote Wangen vor unterdrückter Raserei. »Xsanthani ist unser engster Vertrauter, und er hat uns prophezeit, dass Ihr mit Lügen versuchen werdet, uns gegen ihn aufzuhetzen. Allein die Tatsache, dass Ihr durch die Kristallkugel mit uns sprecht, ist ein Zeichen für Eure Unwahrheiten. Xsanthani hätte Euch niemals erlaubt, die Kugel zu verwenden, was so viel heißt, dass Ihr es gegen seinen Willen tut. Wahrscheinlich habt Ihr ihn sogar ermordet und versucht nun, uns zu einem Rückzug aus der Stadt zu bewegen.«
»Das ist nicht wahr!«, fauchte Salvatorus.
»Wahrheit ist etwas, was Menschen einem geschmeidigen Ast gleich stets nach Belieben biegen. Die Wahrheit kann ein Mensch nicht einmal ergründen, selbst wenn er ein Leben lang danach sucht.«
»So, so, die Menschen sind also unfähig zur Wahrheit?«, Nexus sprang an der Seite hoch und versuchte auf die Kugel zu blicken. »Das sagen die Richtigen! Xsanthani ist wahrscheinlich selbst ein Mensch, wirklich! Ich habe gesehen, wie er sich verändert hat, als er durch ein magisches Tor nach Crudus Cor getreten ist«, fügte er krächzend hinzu, doch auch das schien die Fürsten nicht zu beeindrucken.
»Eure Lügen beleidigen unsere Ohren, nicht mehr und nicht weniger! Xsanthani hat uns schon darauf vorbereitet, auch wenn wir es uns anfangs nur schwer vorstellen konnten. Aber er hat recht behalten, wie wir nun erkennen müssen. Und wer seid ihr schon, dass ihr das Recht habt, solche Anschuldigungen vorzubringen? Wir sehen ein Halbblut, das unter Mordverdacht steht und uns niemals seine Treue bewiesen hat. Wir sehen einen reinrassigen Elb, der durch sein Handeln bereits seine Ehre verspielt hatte und sie niemals wieder vollkommen erlangen kann, erst recht nicht, wenn er sich gegen
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