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Erbin des Gluecks

Erbin des Gluecks

Titel: Erbin des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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verschwunden. Auch später ließ sich von ihren Stammesgenossen, die auf der Ranch kreuz und quer umherliefen, nichts über sie erfahren.
    „Vielleicht war es ein Geist“, meinte Eddie Emu, einer der Viehtreiber. „Geister können jede Gestalt annehmen. Der Wind hat sie gebracht und wieder mitgenommen.“
    Eddie musste es wissen. Er hatte oft den Geist seiner verstorbenen Frau gesehen, der sich in einer Eule verkörperte. Eulen schliefen bei Tag und wachten bei Nacht. Sie gaben Zeichen und brachten Botschaften.
    Keiner hatte diesen Tag je vergessen. Noch heute hörte Bryn, was die zitternde Francesca ihm zugeflüstert hatte, als er sie auf den Armen ans Ufer trug: „Carrie ist zuerst ins Wasser gegangen. Deshalb habe ich es auch getan …“
    Was, in Gottes Namen, war wirklich geschehen? Hatte ein kleines Mädchen nur einen verhängnisvollen Fehler gemacht? Bryn weigerte sich hartnäckig, eine andere Erklärung gelten zu lassen. Carina hatte die Gefahr unterschätzt und später alles Mögliche erzählt, um sich zu entlasten. War das nicht ganz natürlich?

2. KAPITEL
    Bryn fand Francesca genau an der Stelle, die Jili Dawson ihm genannt hatte: an der Wungulla-Lagune, wo die Eingeborenen früher ihre nächtlichen Ritualtänze aufgeführt hatten. Er bezweifelte, dass man den toten Sir Francis mit einer solchen Zeremonie ehren würde. Der „Eiserne Mann“ war weder geliebt noch im eigentlichen Sinn respektiert worden. Die Rancharbeiter fürchteten ihn und sprachen heimlich über seine „dunklen Seiten“. Sie gehorchten, ohne ihn zu schätzen. Wer wollte es ihnen verdenken? Bryn selbst hatte schon vor Jahren alles Zutrauen zu ihm verloren.
    Er parkte den Jeep in einiger Entfernung und legte die letzte Strecke zu Fuß zurück, immer darauf bedacht, dem wuchernden Spinifex-Gras auszuweichen, das jetzt grün war und noch nicht die charakteristische goldgelbe Farbe zeigte. Francesca hatte fünf Frauen um sich versammelt, die eifrig malten. Sie wirkten überaus konzentriert und fügten sich in die trockene Wüstenlandschaft, als gehörten sie dazu.
    Mochte Francesca mit sechs Jahren auch fast ertrunken sein – heute, mit dreiundzwanzig, war sie ein Kind des Outback. Sie konnte wie ein Fisch schwimmen, das schnellste und stärkste Pferd reiten, sogar ohne Sattel, und sich mühelos in der gefahrvollen Wildnis zurechtfinden. Sie schoss meisterlich und wusste, was notwendig war, um im Busch zu überleben. Sie backte Brot aus fein gemahlenem Grassamen, wusste, wo Limonen, Feigen und Tomaten zu finden waren, und hätte einen Supermarkt mit Beeren und wilden Früchten beliefern können.
    Mit den Eingeborenen verband sie seit ihrer Kindheit eine unverbrüchliche Freundschaft. Sie hatte viel über die Kultur der Ureinwohner gelernt und respektierte die letzten Geheimnisse, die man einer Weißen nicht verraten durfte. Sie sah das Land mit den Augen seiner Urbevölkerung und hatte einen unverkennbaren Malstil entwickelt, der von Kritikern hoch gelobt wurde.
    Francesca besaß ein beträchtliches eigenes Treuhandvermögen und hatte Jura studiert, um sich geschäftlich nicht auf andere verlassen zu müssen. Seit sie ihre Ausbildung mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, konzentrierte sie sich voll auf die Malerei, bei der sie die uralten Mythen der Aborigines mit ihrer eigenen Fantasie verschmolz. Die Bilder erwuchsen aus beiden Quellen. Ihre erste Ausstellung war ein großer Erfolg gewesen, und sie hatte nicht gezögert, gegenüber der Presse und den Käufern zu betonen, wie viel sie ihren eingeborenen Mentoren verdankte. Zufällig waren es ausschließlich Frauen, die inzwischen Francescas Beispiel folgten und sich von ihr ermutigen ließen.
    Als der Jeep in Sicht kam, stand Francesca auf und ging ihm langsam entgegen. Ihre Bewegungen hatten die Anmut einer Gazelle. Sie war groß, wie alle Forsyths, und außerdem gertenschlank. Ein großer, kunstvoll aus Gräsern geflochtener Hut – vermutlich das Geschenk einer Schülerin – schützte ihr Gesicht. Das dunkle Haar, das ihr sonst in schimmernden Wellen über die Schultern fiel, war zu einem dicken Zopf geflochten. Eine einzelne Strähne umschloss wie ein Seidenband den Hals. Ihre Kleidung war auffallend schlicht. Sie trug eine hellblaue, mit Farbflecken bedeckte Baumwollbluse, beigefarbene Shorts und staubige Sneakers.
    „Bryn!“, rief sie, sobald er ausgestiegen war. Ihre Stimme klang lieblich, wie von einem zarten Instrument gespielt, und steigerte noch ihren Reiz.
    „Hallo,

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