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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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bewegt sich nun in Richtung Key West. Schutzunterkünfte sind …«
    Sie hörte nicht weiter zu, sondern rannte zur Tür, um Forrest zu warnen. In diesem Augenblick ertönte ein dumpfes Brüllen und Brausen.
    Es schien nicht von der See zu kommen, sondern vom Land, und es klang wie eine gigantische, zornige Maschine. Madeleine konnte durch das Tosen hindurch gerade noch hören, dass Forrest weiterhin mit dem Akkuschraubendreher die Bretter befestigte. Vielleicht machte ihn das Geräusch seines Werkzeugs taub für den Lärm. Sie rannte die Treppe hoch und schrie ihm aus vollem Hals etwas zu, aber es war sinnlos. Das Brüllen schwoll weiter an. Durch das Fenster an der oberen Galerie sah sie, wie sich die Palmen der Promenade bogen und ihre Wedel wie Luftschlangen seewärts gezogen wurden. Vergeblich versuchte sie, die Tür zum Oberdeck zu öffnen, die dagegen drückende Wucht des Sturms war zu stark. Plötzlich vibrierte das Hausboot, als würde es gleich bersten. Dann lag es totenstill. In der unheimlichen Ruhe riss Madeleine ein Heckfenster auf.
    »Forrest«, rief sie wieder und versuchte, ihre Panik zu verbergen.
    »Ich bin hier.« Sein Kopf tauchte vor ihr auf.
    »Scheiße, Forrest, du glaubst es nicht! Es erwischt uns voll. Angelina hat ihren Kurs verlassen und kommt direkt auf uns zu! Ich habe es gerade im Radio gehört. Sie kann jede Minute hier sein!« Durch das Fenster griff sie nach seiner Hand. »Ich hab Angst«, flüsterte sie. »Lass uns bloß sofort von hier abhauen.«
    Statt zu antworten, blickte Forrest zum Himmel. Er verdankte es seinem Vater, dass er sich mit dem Wetter auskannte wie kein Zweiter. Sein Vater hatte ihm beigebracht, die Wolkenformationen zu deuten und an den Schläfen zu spüren, welcher Luftdruck herrschte. Mehr als einmal hatte ihm das auf hoher See das Leben gerettet. Aber diesmal war er abgelenkt gewesen. Er hatte mit Madeleine im Bett gelegen und sie angesehen.
    »Halte meine Hand fest!«, rief er und drehte sich zu ihr um. »Es geht los!«
    Der Sturm hatte lediglich die Luft angehalten und heulte nun wie wahnsinnig auf. Im nächsten Moment wurde das Hausboot auf die Seite geworfen. Als es sich neigte, schössen die Möbel über den Boden. Der Fernseher fiel von seinem Tisch und wurde gegen Madeleines Knöchel geschmettert. Bei dem krachenden Geräusch in ihrem Bein schrie sie auf, aber merkwürdigerweise spürte sie keinen Schmerz. Forrest hielt ihre Hand fest in der seinen, und mit der anderen klammerte er sich ans Fensterbrett. Wieder herrschte plötzlich Windstille.
    »Du bist wunderschön, wenn du Angst hast.«
    »Komm rein, Forrest. Der Sturm weht dich sonst weg!«
    »Halte dich fest«, erwiderte er und drehte den Kopf in den Wind. »Mein Gott! Halte dich ganz fest!«
    Der nächste Windstoß schleuderte ihn fort. Noch während sie seinen Namen rief, verlor sie das Gleichgewicht und merkte im Fallen, dass ihr Knöchel gebrochen war.
    Es goss wie aus Kübeln, und der Regen drang durch das Fenster und unter der Tür herein. Plötzlich knallte das Fenster zu, und die Scheibe zersplitterte. Mühsam richtete sie sich auf und schrie voller Panik: »Forrest? Forrest, ist alles in Ordnung?« In dem Tosen konnte sie jedoch noch nicht einmal ihre eigene Stimme hören.
    Sie hüpfte auf einem Bein über den schwankenden Boden, hielt sich fest, wo immer es ging, und blickte suchend durch die Fenster, ob sie irgendwo den sonnengebleichten Haarschopf ihres Mannes entdecken konnte. Aber sie sah lediglich Trümmer durch die Luft fliegen, Zäune, Schilder, Bäume, riesige Metallplatten, die einen Körper in der Mitte hätten durchtrennen können. Ein komplettes Dach wurde den Roosevelt Boulevard entlanggeweht und überschlug sich dabei wieder und wieder, als sei es federleicht. Die Hausboote krachten laut und knirschend gegeneinander, gefolgt von einem wimmernden Schaben, was wie ein metallisches Echo des heulenden Windes klang.
    Sie konnte sich nicht länger auf den Beinen halten, und als sie stürzte, schrie sie wieder und wieder seinen Namen. Sie saß in der Falle, und er war irgendwo da draußen auf dem schlüpfrigen Deck, im Hurrikan. Als sie sich vorzustellen versuchte, wo er wohl war, ging ihr auf, dass er unmöglich noch an Deck sein konnte. Forrest mochte noch so stark, durchtrainiert und fit sein – während jener unerwarteten, heftigen Attacke des Sturms hatte er sich bestimmt nicht festhalten können. Er war der Gewalt des Hurrikans hilflos ausgeliefert.
    Sie überlegte, dass er,

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