Erbschuld: Psychothriller (German Edition)
ein Sturm zusammenbraute – er konnte es spüren. Ein Angstschauer durchzuckte ihn. Jedes Jahr machte er einen neuen Versuch, seine Mutter zu überreden, die Hurrikansaison bei ihnen im Haus zu verbringen. Aber wenn es darum ging, unabhängig und allein zu sein, konnte sie stur werden wie ein verdammtes Maultier.
Nachdem er schwungvoll den Roosevelt Boulevard überquert hatte, fuhr er polternd den Steg der Houseboat Row entlang. Dann hielt er an. Das bescheidene Zuhause seiner Mutter – kein Kahn war älter und schrulliger – tanzte gefährlich auf dem kabbeligen Wasser. Er lehnte sein Fahrrad an einen Pfosten und nahm die Flasche aus dem Korb.
»He, Rachel«, rief er.
Sie war auf dem Achterdeck und nahm Fisch aus.
»Junge, schäl die Kartoffeln und stell die Bratpfanne auf den Herd«, riet sie ihm zu. Sie hielt einen großen Schnapper am Schwanz.
Der schöne Anblick ließ ihn verstummen. Die abendliche Sonne stand lodernd hinter Rachel. Ihr langes Haar und der Fisch in ihrer Hand leuchteten wie Gold – bis sich unversehens ein Schatten darüber legte. Am Horizont schob sich ein schwarzes Wolkenband heran, und eine Böe peitschte ihm ins Gesicht.
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