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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Körper Bahn und entrang sich mir als ein zur Decke gerichtetes Kreischen. Ich sah Aidan an; er lehnte hilflos an der Wand, während ihm die Tränen aus den Augenwinkeln kullerten, so sehr lachte er.
    »Du verrückter Kerl«, sagte ich atemlos.
    »Aber da ist noch was«, keuchte er. Er kniete sich auf den Fußboden vor mich. »Anna, Anna, noch was. Guck mal, nein, warte, jetzt guck.«
    Er ging wieder zu der Wand und versuchte sich aufrecht hinzustellen, aber er musste so lachen, dass er sich wieder zusammenkrümmte, dann richtete er sich auf, wischte sich übers Gesicht und sagte: »Jetzt guck.«
    Er knipste einen Schalter an, und meine beiden Röntgenaufnahmen wurden von hinten hell erleuchtet, wie im Krankenhaus an dem Leuchtkasten.
    »Ich habe eine Beleuchtung einbauen lassen«, schluchzte Aidan. »Der Typ in der Rahmenhandlung sagte: ›Ich kann Ihnen auch eine Beleuchtung einbauen‹, und dann … dann … dann habe ich die Rahmen mit Beleuchtung gekauft .«
    Er schaltete das Licht aus, dann wieder an. »Siehst du? Mit Beleuchtung.«
    »Aufhören«, flehte ich, nach Atem ringend. Ich dachte, vielleicht würde ich vor Lachen sterben. »Aufhören, bitte.«
    Als ich wieder zu Atem gekommen war, sagte ich: »Mach das noch mal mit der Beleuchtung, bitte.«
    Er schaltete die Beleuchtung noch ein paar Mal an und aus, und wir brachen immer wieder in neues Gelächter aus, und als wir schließlich ganz erschöpft auf dem Sofa lagen, fragte Aidan: »Dir gefällt?«
    »Mir gefällt über alle Maßen. Das beste Geschenk in meinem Leben.«

ACHTZEHN
    »Jacqui? Jacqui?«
    »Hier«, rief sie.
    »Wo?«
    »In der Küche.«
    Ich ging der Stimme nach und fand Jacqui auf Händen und Knien mit einer Schüssel Seifenwasser. »Was um alles in der Welt …?«
    »Ich putze den Küchenboden.« Mit einem Badezimmer-Reiniger, bemerkte ich.
    »Aber du bist in der vierzigsten Woche schwanger, du bekommst jede Minute dein Baby. Außerdem hast du eine Putzfrau.«
    »Ich hatte plötzlich das Bedürfnis«, sagte sie munter.
    Ich betrachtete sie zweifelnd. In unserem Geburtsvorbereitungskurs war nie von einem Putzdrang die Rede gewesen.
    »Abgesehen davon, dass du offenbar den Verstand verloren hast: Wie geht es dir?«
    »Danke der Nachfrage, aber ich hatte den ganzen Tag so ein Zwicken.«
    »Ein Zwicken?«
    »Schmerzen könnte man es, glaube ich, auch nennen«, sagte sie, fast ein wenig verlegen. »Im Rücken und im Po.«
    »Braxton Hicks«, sagte ich bestimmt.
    »Nicht Braxton Hicks«, sagte sie. »Braxton Hicks gehen weg, wenn du dich körperlich betätigst.«
    »Ich wette, es sind Braxton Hicks«, beharrte ich.
    »Und ich wette, es sind keine. Und ich habe sie ja schließlich, da müsste ich es ja wohl wissen.«
    Da bemerkte ich ihre Hand: Sie ballte sich zur Faust, fest und immer fester, bis die Knöchel weiß hervortraten. Dann sah ich, dass ihr Gesicht verzerrt war und ihr Körper sich krümmte. Entsetzt lief ich zu ihr. »Ist das das Zwicken?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf, das Gesicht puterrot. »So schlimm war es bisher noch nicht.«
    Sie sah aus, als würde sie gleich sterben. Ich wollte schon die Feuerwehr anrufen, als der Anfall nachließ.
    »Oh Gott«, sagte sie, auf dem Boden liegend. »Ich glaube, ich hatte gerade eine Wehe.«
    »Woher weißt du das? Beschreibe sie.«
    »Es tat weh!«
    Ich griff mir eins der hilfreichen Blätter, die wir mitbekommen hatten, und las. »Hat es ›im Rücken angefangen und sich wellenartig nach vorn bewegt‹?«
    »Ja!«
    »Oh Scheiße, das war wahrscheinlich eine Wehe.« Plötzlich hatte ich riesige Angst. »Du bekommst ein Kind!«
    Dann fiel mir etwas ins Auge: Eine Wasserpfütze breitete sich auf dem sauberen Küchenboden aus. Hatte Jacqui die Schüssel mit Seifenwasser umgestoßen?
    »Anna«, fragte sie mit schwacher Stimme. »Ist meine Fruchtblase eben geplatzt?«
    Ich dachte, ich würde ohnmächtig werden. Das Wasser lief unter Jacquis Rock hervor. Plötzlich verärgert, sagte ich vorwurfsvoll: »Was hast du dir bloß dabei gedacht, als du den Küchenboden putzen wolltest? Jetzt guck, was du angerichtet hast.«
    »Aber das muss so sein«, erwiderte sie. »Die Fruchtblase muss platzen.«
    Da hatte sie Recht. Oh Gott, ihre Fruchtblase war geplatzt, sie bekam wirklich ein Kind. Die ganzen Vorbereitungen zählten plötzlich nicht mehr.
    Ich konzentrierte mich so weit, dass ich das Krankenhaus anrufen konnte. »Ich bin Jacqui Staniforths Geburtspartnerin, aber wir sind keine Jolly Girls, und

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