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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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das Mädchen an der Tür.
    Mitch lächelte und sagte: »Wir hätten gern eine Nische.«
    »Das wollen alle.«
    »Das wundert mich nicht«, sagte er und lachte. »Aber vielleicht haben Sie ja noch eine.«
    »Ich sehe mal nach«, entgegnete das Mädchen widerwillig. »Vielleicht müssen Sie warten.«
    »Das macht nichts.«
    Er lächelte wieder. Er flirtete mit ihr. Und es funktionierte. Ich dachte: Diesen Menschen kenne ich nicht .
    Dann fiel mir noch etwas auf. »Du hast deine Sporttasche nicht dabei! Das ist das erste Mal, dass ich dich ohne sie sehe.«
    »Wirklich?« Er konnte sich kaum erinnern. »Ach ja«, sagte er langsam. »Damals habe ich quasi im Fitnessstudio gelebt. Mann, das ist so lange her.«
    »Und du hast in den letzten fünf Minuten mehr gesprochen als in all den Monaten, in denen wir uns gekannt haben.«
    »Ich habe nicht gesprochen?«
    »Nein.«
    »Aber ich rede gern.«
    Das Mädchen kam wieder. »Ich habe eine Nische für Sie.«
    »Ist das wahr? Vielen Dank«, sagte Mitch aufrichtig. »Ganz herzlichen Dank.«
    Sie errötete. »Ist mir ein Vergnügen.«
    Der echte Mitch war also ein Charmeur. Wer hätte das gedacht? Ich musste ihn völlig neu einordnen.
    Nachdem wir bestellt hatten, sagte ich: »Ich muss dich was fragen.«
    »Frag los.«
    »Als du mit Neris Hemming gesprochen hast, hast du da wirklich geglaubt, dass sie mit Trish in Kontakt getreten war?«
    »Ja.« Er zögerte. Es schien ihm peinlich. »Also …« Er lachte auf. »Also, damals war ich nicht richtig bei Verstand. Rückblickend glaube ich, dass ich halb wahnsinnig war. Ich musste es glauben.« Er zuckte die Achseln. »Vielleicht hat sie mit Trish Kontakt aufgenommen, vielleicht auch nicht. Ich weiß nur, dass es für mich damals funktioniert hat. Wahrscheinlich hat es verhindert, dass ich komplett ausgetickt bin.«
    »Erinnerst du dich, dass du mir erzählt hast, sie habe eure Kosenamen erraten? Die Namen, die ihr euch gegenseitig gegeben hattet. Was waren das für Namen?«
    Erneutes Zögern. Erneutes verlegenes Lachen. »Mitchie und Trixie.«
    Mitchie und Trixie? »Das hätte ich auch raten können.«
    »Ja. Wie gesagt, damals hat es die Wirkung gehabt, nach der ich suchte.«
    »Wie geht es dir mit dem allem?«
    Er blickte in die Ferne, dachte nach. »An manchen Tagen ist es so schlimm wie eh und je. So, als wäre es wieder der erste Tag. Aber an anderen Tagen geht es mir gut. Und ich denke, es stimmt, dass ihr Leben vollendet und nicht vorzeitig abgebrochen war. Und wenn ich das denke, dann denke ich auch, dass ich eines Tages ein Leben haben kann, ohne dass die Schuldgefühle mich umbringen.«
    »Versuchst du noch immer, mit Trish, also, Kontakt aufzunehmen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich rede immer noch mit ihr und habe überall Bilder von ihr stehen, aber ich weiß jetzt, dass sie nicht mehr da ist und dass ich, aus welchen Gründen auch immer, noch da bin. Das Gleiche trifft ja auch auf dich zu. Ich weiß nicht, ob du je Kontakt mit Aidan haben wirst, aber wenn ich dich so sehe, dann weiß ich, du bist lebendig. Du musst leben.«
    »Vielleicht. Wenigstens gehe ich zu keinen Wahrsagerinnen mehr«, sagte ich. »Die Phase ist vorbei.«
    »Das freut mich. Sag mal, hast du Sonntagnachmittag was vor? Ich weiß eine Menge Sachen, die wir unternehmen könnten. Zum Beispiel ein Besuch im Garment Industry Museum – da gibt es gute Nischen. Oder das Planetarium, da kann man simulierte Raumfahrttrips machen. Oder Bingo, wir könnten Bingo spielen gehen.«
    Bingo, die Vorstellung gefiel mir.

SIEBZEHN
    »Guck mal!« Jacqui zog ihren Rock hoch und die Unterhose runter.
    Ich wandte den Blick ab.
    »Nein, guck doch, guck!«, sagte sie. »Das wird dir gefallen. Ich habe eine brasilianische Wachsbehandlung machen lassen und noch was Besonderes dazu. Kannst du es sehen?«
    Sie kippte ihr Becken nach vorn, sodass ich unter ihren großen Bauch gucken konnte: Sie hatte sich eine winzige Diamantrose an ihrem Schambein befestigen lassen. »Dann haben wir was Hübsches vor Augen, wenn ich in den Wehen liege.« Jedes Mal, wenn sie »Wehen« sagte, wurde mir schwindlig. Bitte, lieber Gott, lass es nicht zu schrecklich werden. Der Geburtstermin war der 23. April, das war keine zwei Wochen mehr hin, und ich war bei ihr eingezogen, falls es mitten in der Nacht losging.
    »Und mal ehrlich: So wird es kommen«, sagte sie. »Keine Frau bekommt ihre Wehen zu einer günstigen Zeit, wie zum Beispiel um viertel vor elf am Samstagmorgen. Es passiert immer zu

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