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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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war keine Überraschung, Aidan neben mir zu sehen. Es war ein so großer Trost, ihn zu sehen, seine Nähe zu spüren.
    Er nahm meine Hände, und ich sah in sein Gesicht, so vertraut, so geliebt.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Ganz gut. Besser als zuvor. Ich habe den kleinen Jack gesehen.«
    »Wie fandest du ihn?«
    »Er ist ein ganz Süßer, ein Goldkind. Davon wolltest du mir erzählen, oder? Als du gestorben bist?«
    »Ja. Janie hatte es mir ein paar Tage zuvor erzählt. Ich hatte mir solche Sorgen um dich gemacht, was du denken würdest.«
    »Inzwischen fühlt es sich gut an. Ich mag Janie sehr – und Howie auch. Und ich besuche Kevin und deine Eltern ganz oft. Manchmal fliege ich nach Boston, manchmal kommen sie her.«
    »Seltsam, wie sich die Dinge fügen, findest du nicht?«
    »Ja.«
    Wir saßen schweigend nebeneinander, und mir fiel nichts Wichtigeres ein als: »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch, Anna. Ich werde dich immer lieben.«
    »Und ich dich. Immer.«
    »Ich weiß. Aber es ist auch gut, wenn du andere Menschen liebst. Und wenn du dich verliebst, werde ich mich für dich freuen.«
    »Wirst du nicht eifersüchtig sein?«
    »Nein. Und du verlierst mich auch nicht. Ich werde trotzdem bei dir sein. Aber nicht so, dass es unheimlich ist.«
    »Kommst du manchmal zu mir?«
    »Nicht so wie jetzt. Aber du musst nach den Zeichen Ausschau halten.«
    »Nach welchen Zeichen?«
    »Du wirst sie bemerken, wenn du guckst.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, einen anderen als dich zu lieben.«
    »Trotzdem wird es geschehen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil ich solche Dinge jetzt im Voraus weiß.«
    »Oh. Und weißt du auch, wer es ist?«
    Er zögerte. »Das darf ich eigentlich nicht …«
    »Ach, mach schon«, bettelte ich. »Was nützt mir so ein Besuch von den Toten, wenn du mir nichts Aufregendes mitteilst.«
    »Ich darf dir seine Identität nicht enthüllen …«
    »Du bist gemein.«
    »Aber ich darf dir sagen, dass du ihn schon kennst.«
    Er küsste mich auf den Mund und legte mir die Hand auf den Kopf, als würde er mich segnen, und verschwand. Dann wachte ich auf, und der Unterschied zwischen Schlafen und Wachen schien wieder kaum da. Tiefe, freudvolle Ruhe durchströmte mich und war um mich, und ich spürte das Gewicht und die Wärme seiner Hand auf meinem Kopf.
    Er war wirklich hier gewesen, ich war mir ganz sicher.
    Ich saß regungslos da, das Blut floss langsam wie Sirup durch meinen Körper, und ich spürte das Wunder meines Atems, ein und aus, ein und aus, im Kreislauf des Lebens.
    Und dann sah ich ihn, den Schmetterling.
    Genau wie in all den Trauerhilferatgebern, die ich gelesen hatte.
    Halte nach den Zeichen Ausschau, hatte Aidan gesagt.
    Es war ein schöner Schmetterling: blau und gelb und weiß, mit einem feinen Spitzenmuster, und alles, was ich gesagt hatte – dass Schmetterlinge nur Motten in teurer, bestickter Montur seien –, nahm ich zurück.
    Er flog im Zimmer umher, landete auf unserem Hochzeitsfoto (ich hatte alle Fotos von Aidan wieder an ihren rechtmäßigen Platz gestellt), auf meinen gerahmten Röntgenaufnahmen, dem Red-Sox-Banner – auf allem, was für Aidan und mich eine Bedeutung hatte. Von meinem warmen Platz auf dem Sofa aus sah ich zu, gebannt, wie in einem Rausch.
    Der Schmetterling landete auf der Fernbedienung und flatterte wild mit den Flügeln, sodass es aussah, als würde er schallend lachen. Und dann landete er so leicht, dass ich es kaum spürte, auf meinem Gesicht: auf den Augenbrauen, den Wangen, neben meinem Mund. Er küsste mich.
    Am Ende flog er zum Fenster und saß auf der Scheibe. Zeit, fortzufliegen. Für jetzt war es genug.
    Ich machte das Fenster auf, und der Lärm brandete herein: Da draußen war eine große, wilde Welt. Fünf, sechs Sekunden lang verharrte der Schmetterling auf der Fensterbank, dann flog er davon, klein und tapfer, und lebte sein Leben.

DANK
    Dieses Buch wäre ohne die großzügige Hilfe zahlloser Menschen nie geschrieben worden. Aufrichtigen Dank an:
    Meine wunderbare Lektorin Louise Moore für ihre uneingeschränkte Unterstützung, ihre unschätzbare Führung und ihre Vision, mit der sie dieses Buch wie auch alle meine anderen Bücher begleitet hat. Hätte jeder Autor so viel Glück!
    Jonathan Lloyd, Erster unter den Agenten.
    Caitríona Keyes und Anne Marie Scanlon für lebenswichtige Unterstützung, Informationen über New York und ganz besonders für die Federstreichler™-Idee.
    Nicki Finkel UND? Kirsty Lewis, Nicole

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