Erde
würde er bedauern, sein geistiges Bild von der Knotensingularität zu verlieren, ihrer verzwickten Faltung im zehndimensionalen Raum und ihrer schrecklichen feurigen Schönheit. Er wußte, daß dieser Verlust ihn plagen würde. Er würde fast lieber sterben.
Als ob ich eine Wahl haben würde. Es ist noch weit hin, bis das überhaupt funktionieren wird.
Sie gingen ein schreckliches Risiko ein. Der Einsatz von Gravitationswellenrückstoß, um Beta in Bewegung zu setzen, klang in der Theorie sehr gut. Aber einige ihrer ursprünglichen Gravitationslaserteststrahlen waren aus unbekannter Ursache an der Oberfläche des Planeten mit Materie in Wechselwirkung getreten. In einem Fall waren sie mit einer Erdbebenverwerfung gekoppelt, in einem anderen mit Objekten, die von Menschenhand hergestellt waren. Es war immer noch ein Geheimnis, warum das geschah, oder welche Konsequenzen es hätte, wenn sie einmal wirklich gestartet würden.
Aber welche Wahl haben wir?
Alex schaute auf die glühenden Punkte, wo das Tetraeder die Erdoberfläche traf. Vier Stellen, wo sie supraleitende Mammutantennen aufstellen mußten, ohne daß jemand sie fand. Und sie hatten so wenig Zeit!
Die Resonatoren mußten gleichmäßig im Raum verteilt sein auf trockenem Land – nicht leicht einzurichten auf einer Welt, die zu zwei Dritteln von Wasser bedeckt ist. Sein Computer hatte volle zwei Sekunden gebraucht, um zu suchen und die beste Anordnung zu finden.
»Wir haben nur ein paar Monate«, sagte Teresa Tikhana und unterbrach Alex in seiner Grübelei. Die amerikanische Astronautin saß ihm in dem verdunkelten Zimmer gegenüber und betrachtete das gleiche Display. Sie waren beide verstummt, nachdem die anderen den Raum verlassen hatten, und dachten jede(r) für sich nach.
Er nickte als Antwort. »Später wird Beta zu massiv sein, um sich zu rühren, selbst mit dem Grazer. Wir würden nur Resonanzzustände anregen, die es nach Stans Meinung noch schlimmer machen könnten.«
Teresa erschauerte. Sie richtete sich auf und schaute sich auf eine Weise um, die Alex noch nicht bemerkt hatte – als ob sie ihre Umgebung auf eine Weise musterte, die er nicht ergründen konnte. Plötzlich fragte sie: »Sie werden den Resonator doch auf Rapa Nui aufstellen, nicht wahr?«
»Ja. Das ist der Ankerpunkt für…«
»Sie wissen, das ist ein besonderer Ort.« Ihre Stimme wurde gedämpft. »Dort befindet sich Atlantis.«
»Hm… Atlantis?« Perplex dachte er zunächst, sie bezöge sich auf die unheimliche neolithische Geschichte der Insel oder die spukhaften Monolithe, die man dort findet. Dann fiel ihm ein: »Oh! Die Raumfähre, die dort vor langer Zeit Bruch gemacht hat. Ist sie noch dort?«
Teresa Tikhanas Kiefer verkrampften sich kurz. »Sie hat nicht Bruch gemacht. Captain Iwasumi hat eine perfekte Notlandung unter unmöglichen Verhältnissen ausgeführt. Es waren die Idioten, die Atlantis heimschaffen sollten. Die haben sie fallen lassen.«
Das mußte passiert sein, als sie noch ein Kind war, aber sie bedeckte kummervoll die Augen: »Sie ist noch da, ausgeschlachtet, eine Hülse. Sie könnten sie besuchen, falls Sie die Gelegenheit dazu bekommen.«
»Das werde ich tun. Ich verspreche es.«
Sie schaute auf. Ihre Augen begegneten sich kurz. Dann seufzte Teresa: »Ich sollte jetzt lieber packen. Dr. Goldman und ich müssen ein Flugzeug erreichen.«
»Natürlich.« Er stand auf. »Ich… ich freue mich, daß Sie mit uns sind, Captain Tikhana. Ihre Hilfe wird lebenswichtig sein.« Alex machte eine Pause. »Auch… wie ich sagte. Es tut mir so leid wegen Ihres Gatten…«
Sie hob die Hand und schnitt jede peinliche Entschuldigung ab. »Es war ein Unfall. Falls man jemandem einen Vorwurf machen will wegen Blindheit wegen nicht Erkennens dessen, was geschah…« Sie schlich sich kopfschüttelnd fort. »Wir werden Ihnen eine verschlüsselte Mitteilung zukommen lassen, wenn wir in Godhavn sind, Dr. Lustig.«
»Ich wünsche eine sichere Reise, Captain.« Er bot ihr zögernd die Hand. Nach einem Moment nahm sie sie. Ihr knapper, schwieliger Griff ließ ein schwaches Zittern erkennen, ehe sie rasch wieder los ließ. Dann wandte sie sich ab und begab sich zu ihren Wohnräumen in einem anderen Teil der Höhle.
»Und viel Glück!« fügte Alex leise hinzu, nachdem sie gegangen war. »Wir alle werden davon mehr als nur ein bißchen brauchen.«
¤ Weltnetznachrichten: Kanal 265/Allgemeines Interesse/Level 9+
»Zentralamazonien. Hier ist Nigel Landsbury in
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