Erde
sein.« Er schüttelte noch mal den Kopf. »Auf jeden Fall werde ich da oben auf Platz Drei im Norden meine Arbeit tun. Das wird für mich reichlich lebhaft sein, auf all das Eis zu starren.«
Auntie Kapur studierte immer noch ihren Schirm und die Karte darauf, die Alex Lustig vorbereitet hatte. »Laut unserem Pommie-Genius sind die Erfordernisse weniger streng. Ihr könnt euren kleinen Grönland-Resonator irgendwo binnen einiger hundert Kilometer von der Spitze eurer mythischen Pyramide entfernt aufstellen. Habt ihr eine bestimmte Stelle im Sinn?«
»Ich habe einige Freunde, die an dem Hammer-Dig arbeiten, östlich von Godhavn. Jeder weiß, daß ich an dem Projekt interessiert bin. Darum wird es keine Überraschung sein, wenn ich mit einem Team aufkreuze, um einige lokale Gravitations-Scannings zu machen. Das wäre eine perfekte Tarnung.«
»Hmm.« Auntie Kapur war sichtlich beunruhigt. Die Stellen Eins und Zwei lagen innerhalb des Pazifischen Ringes, im Bereich ihrer Sympathisanten und Religionsgenossen. Natürlich gab es auch auf Grönland Gaianer, aber von einer völlig anderen Sekte. Stan und Teresa könnten da oben sehr auf sich allein angewiesen sein.
»Ihr wißt, daß all dies uns den Geheimhaltungsgesetzen unterwirft«, sagte Stan trocken. »Wir könnten in Schwierigkeiten geraten.«
Die anderen sahen ihn an und fingen an zu lachen. Das war eine willkommene, wenn auch nur kurze, Unterbrechung der Spannung. Normalerweise eine ernste Sache, war die Verletzung der Verträge von Rio jetzt ihre geringste Sorge.
»Damit bleibt noch Afrika«, faßte George zusammen, als sie wieder zur Sache kamen. Und die letzte Stelle würde auch die schwierigste sein. Tangoparu Ltd. hatte nie dort Geschäfte gehabt, wo sie den letzten Resonator aufstellen mußten. Ihre geologischen Karten waren überholt, und – noch schlimmer – die Region stand auf der U.N.-Liste für Wahrung von Stabilität und Menschenrechten. Niemand in ihrem Team kannte dort jemanden gut genug, um sich auf ihn verlassen zu können. Nicht gut genug, daß er ihnen helfen würde, einen Klopfer in völliger Heimlichkeit aufzustellen.
»Ich habe schon Fühler ausgestreckt«, sagte Auntie Kapur. »Mit einem verschachtelten Hyper-Suchprogramm sollte ich eine vertrauenswürdige Person finden, die uns hineinläßt.«
»Vergewissern Sie sich nur«, warnte Stan, »daß Ihre Suchroutine über Pedro Manella läuft! Wir wollen nicht, daß das Schnüffelprogramm irgendeines gelangweilten Hackers Aufmerksamkeit erregt…«
Er brach ab, als Auntie ihm einen nachsichtigen Blick zuwarf, als ob er seiner Mutter beibringen wollte, wie man sich die Schuhe zubindet.
Er dachte: Sie ist nicht viel älter als ich. Ich bin ein Großvater und Ordentlicher Professor. Wie schafft sie es nur immer, daß ich mich wie ein kleiner Junge fühle, den man mit einem Frosch in der Hose erwischt hat?
Vielleicht ist es etwas, das sie in ihrer Priesterschule gelernt hat, während ich belangloses Zeug studierte, wie die Funktion der Sterne und die Gestalt des Raumes.
»Ich werde mich vorsehe«, sagte sie vage. Aber in ihren Augen las Stan etwas, das zu besagen schien, sie wüßte genau, was sie täte.
¤
Seinerzeit, im Jahr 1990, bezahlte das Volk der Vereinigten Staaten von Amerika drei Milliarden Dollar für achtzehntausend Millionen Wegwerf-Windeln. Diese gut sitzenden, aufsaugenden und gut konstruierten Produkte beanspruchten achthundert Millionen Kilogramm Holzmasse und dienten ungefähr fünf Millionen Babies. Die Babies waren keine Wegwerfprodukte; aber alles übrige ging direkt in den Abfallstrom.
Frühe Konstruktionen von ›Einmal‹-Windeln hatten abtrennbare Einlagen vorgesehen, die man in der Toilette hinunterspülen sollte, während der äußere Teil wieder benutzt wurde. Aber dieses Verfahren wurde bald als unbequem und unangenehm aufgegeben. Moderne Eltern knüllten lieber den ganzen ärgerlichen Dreck zusammen und warfen ihn in den Müll. Auf diese Weise umgingen Tonnen von Kot und Urin die städtischen Abwässer und gelangten statt dessen mit Luftkissenlastwagen durch die Straßen der Stadt zu Aufschüttungen, Verbrennungsanlagen und in die neuen experimentellen Recyclingwerke. Mit ihnen zusammen kamen Hepatitis A, die Norwalk- und Rota-Viren und andere von Luft, Wasser und Insekten übertragene Bedrohungen.
Als der Preis für Deponien über $ 100 pro Tonne stieg, kostete es um 1990 die Amerikaner $ 350 Millionen jährlich, bloß die Einwegwindeln loszuwerden.
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