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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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an der Kontrollplatte sehr beschäftigt war.
    »Wenn uns der Treibstoff ausgeht, würde das bedeuten, daß sich der Erdball aufgelöst hätte«, erklärte Henri dem jüngeren Bruder.
    Selbst Gérard tippte sich an seinen Rundkopf. »Mensch, Micha! Hast du das immer noch nicht mitgekriegt? Der Giganto wird nicht wie 'n Auto oder wie 'n Flugzeug, wie'n Seeschiff – auch nicht wie 'ne Mondrakete angetrieben! Haha! An Professor Charivari verdienen die Ölscheichs nichts!«
    »Unser Giganto ist ein Allesfresser«, sagte der Professor, ohne von der Platte aufzusehen. »Das heißt, dieses Erdschiff verarbeitet jeden Stoff, auf den es trifft, zu Treibstoff, vor seinen sternförmigen Saugdüsen wird selbst das härteste Gestein jäh geschmolzen. Die Schmelzmasse wird von den Pumpen über den Verwerter im Heck der Maschine gejagt – und ausgestoßen.« Er fügte hinzu: »Durch den Aus- oder Rückstoß habe ich – wie beim Düsenmotor eines Jets – den 'Schub', der den Giganto vorantreibt.«
    »Wir fressen uns also richtig durch die Erde«, überlegte Tati.
    »Durch alles, was in der Erde anzutreffen ist«, vervollständigte Superhirn. »Die Giganto-Maschine wandelt auch Kohle, Gase, glühende Lavaströme, Schiefer, Erze, Diamanten, was immer du willst – auch innerirdische Wasserläufe –, zu Fahrkraft und zu Energien für sämtliche verborgenen Bordgeräte um.«
    »Das hört sich so einfach an«, brabbelte Prosper. Er rieb sich heftig die Nase.
    »Geh von den einfachsten Beispielen aus, dann kommst du an jedes technische Problem ran«, lächelte Superhirn. »Womit kannst du einen guten ollen Großpapa-Ofen heizen? Mit Papier, Holz und mit verschiedenwertiger Kohle. Wenn er erst mal richtig brennt, nimmt er alles mögliche an, sogar Schuhsohlen, Tauwerk, 'n paar Pfund Kotelett-Knochen. Aber die gänzliche Umwandlung der verschiedensten Stoffe – daß Steine flüssig werden und Wasser in einem innerirdischen See schlagartig verdampft – ist nur eine Frage der aufgebotenen Hitze. Der Giganto erzeugt sie so rasend schnell, daß die Umgebung des geschaffenen 'Fahrtunnels' gar nicht mal beeinträchtigt wird. Und das Ausgestoßene bleibt hinter dem Schiff so zurück, wie die Saugdüsen es vorne angetroffen haben: Fels, zum Beispiel, erstarrt wieder.«Jja, das hatte Professor Charivari schon zu Anfang begreiflich zu machen versucht. Trotzdem sagte Tati: »Der Giganto hat die Form einer riesigen Spitztüte, nicht wahr? Aber die Spitze liegt vorn! Da müßte er doch dauernd steckenbleiben!«
    »Du vergißt die sternförmigen Düsen«, erinnerte Gérard. »Die schaufeln wie Arme mit gespreizten Fingern eine Tunnelbreite noch weit über den Durchmesser des großen Giganto-Hecks hinaus!« Aber die Möglichkeit eines »Steckenbleibens« beunruhigte ihn doch: »Vielleicht hat Biggs das gemeint!«
    »Daß Biggs sich geirrt hat, steht für mich fest«, sagte Charivari. »Ich gehöre nicht zu den Forschern, die über Leichen gehen! Ich war mit meiner Sache hunderttausendfach sicher. Hätte ich sonst eine Jugendgruppe mit einem Pudel an Bord genommen?«
    Henri und Superhirn sahen sich rasch an.
    Vergaß der Professor, daß er sie alle – samt Loulou – überhastet in das Erdschiff gestopft hatte, um sie Spionen zu entziehen ... ? Unheimlichen Mächten, die darauf aus waren, zu erfahren, was ihr väterlicher Freund Charivari mit all seinen Geheim-Unternehmungen eigentlich plante ... ?
    Gewiß – die Spione hatten sich verdrückt, und die Gefährten hatten den Professor bestürmt, eine kurze Giganto-Testfahrt mit ihnen zu machen. Über den eigentlichen Anlaß hinaus ... einen »Vergnügungs-Ausflug«, sozusagen. Biggs Meldung hatte dieses »Vergnügen« nun allerdings recht zweifelhaft erscheinen lassen ...
    Superhirn wollte etwas sagen, doch er kam nicht dazu.
    Plötzlich zuckten riesige, rotglühende Blitze über alle Wände: Schiff löst sich auf ... Schiff löst sich auf ...
    Das Innere des Giganto wurde zu einem einzigen, gellenden Schrei.
Grausames Warten
    Eine Sekunde kann sehr lang erscheinen.
    Todesschreck hebt die Zeit auf. Die Giganto-Fahrer saßen und standen wie erstarrt. Loulou war auf den Boden gesprungen und hockte da wie ausgestopft.
    Was da so entsetzlich schrie, war kein Mensch. Es war die Stimme, die künstliche Alarmstimme des Schiffes selber. Der Giganto schrie wie besessen. So, als sei er kein technisches Gebilde, sondern ein lebendes, in Panik geratenes Tier.
    Und die Warnblitze in den Wänden zuckten, zuckten,

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