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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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Blätter ein Panzer, alle r dings nicht sehr widerstandsfähig. Aber warm, fanden sie. Schön warm. Iondai verbrachte eine ga n ze Weile damit, die Stücke zurechtz u schneiden, daß sie gut an seinen vor Kälte zitternden Körper paßten. Er verwob sogar zwei dieser braunen Gebilde in seinen Kopfhaaren, so daß er ganz merkwürdig aussah – als ob irgendein plattes Tier durch die we i ßen Strähnen in sein Gesicht kröche.
    Elspeth benutzte die Gelegenheit, um mit Iondais Erlau b nis die Schwarzflügler-Decke ein bißchen zuzuschneiden, so daß sie nicht beim Gehen hinderte. Sie band sie sich um Schultern und Taille; sie bot einen ausgezeichneten Kält e schutz, wenn sie dicht am Leibe anlag. Gorsteins Kojende c ke ließ sie ganz. Sie war so groß, daß sie sich alle damit z u decken konnten; wenn es erst ric h tig bitterkalt wurde, dann würden die anderen schon nichts dagegen haben, die Decke mit ihr zu teilen.
    Am schlimmsten biß die Kälte in den Fingerspitzen; d a gegen half am besten, wenn man sie ständig bog und strec k te; das wiederum ging am besten beim Marschieren.
    Das meinte jedenfalls Darren, als sie einen Moment rast e ten. „Wenn wir tatsächlich hinauf wollen“, sagte er und schlug sich klatschend auf die Knie, „und ich finde immer noch, daß das U n sinn ist, dann wollen wir lieber weiter. Auf diesem Felsen ist eine Menge Schnee, und der könnte uns auf den Kopf kommen, wenn es sehr windig wird.“
    Elspeth starrte auf die Felswand, und als sie den überhä n ge n den Schnee sah und feststellte, daß Darren recht hatte, übe r kam sie ein kurzes Angstgefühl. Sie dachte an ihren lebhaften und erschreckenden Traum: Wie sie vor einer dr o henden dunklen G e fahr geflohen war und wie sie geschrien hatte, als die weiße Flut plötzlich über den Grat kam und sie unter sich b e grub …
    Eisige Finger packten ihr Herz, Kälte schoß ihr ins Blut und in die Knochen, trotz der wärmenden Decke. Sie scha u te über die niedere Vegetation und glaubte, in der Ferne eine flüchtige B e wegung wahrzunehmen, doch es war nur das Flitzen eines kle i nen Tieres, das ebensoviel Angst vor ihr hatte wie sie – im ersten Moment – vor ihm. Wenn Gorstein noch lebte, war er schwer verwundet, lag wahrscheinlich todesmatt am Ufer und konnte froh sein, wenn er nach und nach wieder zu Kräften kam. Nein, vom Schiffs-Meister war nichts mehr zu fürchten. Wenigstens nicht für die nächste Zeit.
    Und innerhalb von ein paar Tagen würde sein Hirn das Motiv der Rache und Gier eliminiert haben.
    Sie kletterten die Schlucht hinan, zogen sich Hand über Hand die steilen Stellen hinauf, krochen und rutschten über die Hä n ge. Da sie auf beiden Seiten Wände hatten, kamen sie einigermaßen vo r an; rutschte einer ab, so stemmte er sich einfach fest, bis jemand kam und ihm half. Elspeth wagte kaum, in das weite Land hinu n terzublicken. Da sie in den letzten zwei Tagen über langsam ansteigende Hänge ma r schiert waren, glaubten sie viel höher zu sein, als es tatsäc h lich der Fall war. Wenn sie bei einer kurzen Rast Ausblick hielten, sahen sie das ferne Meer hinter dem Marschland – ein Gebiet, das noch kein A e rani jemals durchquert hatte. Wald und Dschungel waren ein Gemisch von unzusamme n hängenden Farbflecken; wenn der mittlere Teil des Landes im Sichtschatten der Hänge lag, konnte man die Lan d schaftsbilder nicht mehr voneinander unterscheiden: der n a he gelegene Zwergwald lief direkt in den meilenweit en t fernten Dschungel hinein. Ein Teil des Flachlandes lag unter Wolken, und der Himmel, blauer denn je, schien nur ein paar Zoll über ihnen zu sein.
    Als Elspeth nachher auf einer Felsleiste in der Schlucht hoc k te, kam sie sich vor wie auf einem meilenhohen Turm; der Kopf schwamm ihr bei diesem Gedanken, und da nichts, was sie sah, diesem Eindruck widersprach, wurde sie von lähmendem Schwindel gepackt. Nur Darrens ärgerliche Au f forderung, we i terzuklettern, riß sie aus ihrem Tagtraum, und sie machte sich daran, die letzte Strecke der Schlucht zu überwinden, wo die g e schmeidige Moir den anderen bereits vorauskletterte.
    Gegen Abend erreichten sie den Grat. Ein Licht in der Ferne e r regte ihre Aufmerksamkeit, und Elspeth erkannte, daß es der crog war, wo die Fackeln auf der Brustwehr a n gezündet wurden; die vielen Lichter flossen zu einem z u sammen, das wie ein ferner Leuchtturm blinkte.
    Sie hockten sich am Ausgang der Schlucht nieder, wo der Schnee noch so dünn war, daß sie ihn wegfegen

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