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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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hatte dann halt gemacht. Wäre nicht der Fluß gewesen, hätte er in der Nacht über sie ko m men können, und bei Morge n licht wären sie alle nur noch kaltes Fleisch gewesen.

14
     
     
     
    Eiligst nahm Elspeth Deckung in der Grube, wo die and e ren noch schliefen. Sie brauchte eine Waffe, etwas, das auf En t fernung wirkte; denn wenn Gorstein eine Vaza oder irgen d eine andere Feuerwaffe besaß, konnte man ihm nicht offen entg e gentreten. Noch nicht.
    Als sie an dem dicken Stengel einer schwankenden Pfla n ze zer r te, erwachte Iondai sofort und dachte sich auch gleich, was g e schehen war. „Wie nahe ist er?“ flüsterte er.
    „Am Fluß. Wir haben praktisch keine Zeit mehr. Ich gehe ihn an, wenn er im Wasser ist …“ Die Worte ‚wie in alten Tagen’ traten ihr auf die Lippen, doch sie ließ sie vergehen. Wieder so eine sinnlose Redensart.
    Iondai zog ein kurzes Knochenmesser hervor und schnitt den Stengel blitzschnell durch. Er gab einen ausgezeichn e ten Speer oder ein sehr gutes Rapier ab. Iondai schnitzte das untere Ende zurecht, bis es tödlich scharf war. Dann machte er ein paar Zoll unter der Spitze einen Einschnitt und schnitzte die Außenkante zu einem Widerhaken zurecht.
    „Ein guter Stoß in sein Auge, dann spritzt ihm das Gehirn he r aus.“
    „Na wunderbar“, sagte Elspeth, befingerte die Spitze und spürte zum erstenmal etwas wie Spannung. „Wecke die a n deren nicht. Das ist eine Sache zwischen mir und ihm.“
    „Nimm auch das“, sagte Iondai und reichte ihr das Me s ser. „Dieses Schwert geht nicht durch Knochen. Denk da r an.“
    Sie schlüpfte aus der Senke auf den offenen Hang hinaus.
    Gorstein hockte immer noch am Fluß, doch jetzt entleerte er se i nen Darm ins Wasser und drehte Elspeth den Rücken zu.
    Sie schulterte den Speer und warf einen letzten Blick z u rück auf Iondai, der hinter einem Felsvorsprung hockte, um den Kampf aus einer relativ sicheren Position zu beobac h ten. Eine letzte Konzession an die Angst: Ihr Körper wurde heiß bei dem Gedanken, daß sie innerhalb der nächsten M i nute tot sein könnte – und dann sauste sie den Hang hinu n ter.
    Gorstein hörte sie kommen und zog rasch die Hosen hoch, als hätte er noch ein bißchen Schamgefühl in seiner barbarischen Seele. Er hatte einen thermostatischen Anzug an, ähnlich dem Elspeths, doch in besserem Zustand und wahrscheinlich noch funktionierend. Sie blieb stehen und suchte nach Anzeichen, daß er eine Vaza bei sich hatte. Sie konnte keine entdecken.
    Grinsend blickte Gorstein ihr über den Fluß entgegen. Unter e i ner Kojendecke, die noch am Boden ausgebreitet lag, zog er ein langes Knochenschwert hervor, nahm es beim Griff und schwenkte es dem Mädchen entgegen.
    „Wenn Sie Angst haben, ich könnte Sie erschießen – Feuerwa f fen habe ich nicht“, rief er hinüber.
    „Warum verfolgen Sie uns, oder ist es ein Zufall?“
    „O nein, ich verfolge euch. Ich bin schon ein paar Tage hinter euch her. Ich will … die da …“ – sein Blick senkte sich auf ihre Brust, und dann sah er ihr wieder ins Gesicht. „Und Sie selbst natürlich auch. Ich weiß noch nicht, was ich mit Ihnen machen werde. Vielleicht lasse ich Sie leben.“
    „Oder vielleicht auch nicht“, ergänzte sie. „Was wollen Sie denn mit den Diamanten, Schiffs-Meister? Was fangen Sie mit ihnen an, wenn Sie sie haben?“ Hoffentlich merkte er, daß sie ihn ve r spotten wollte. Seine Brauen zogen sich zusammen, er machte ein ganz merkwürdiges Gesicht. Ve r wirrt, unsicher. Dann grinste er. „Sie sind ziemlich wertvoll. Steine von so l cher Kraft sind für Männer, die Kraft haben.“
    „Aha. Also probieren wir’s aus.“
    Sie verließ sich darauf, daß er hinsichtlich der Schußwa f fe nicht gelogen hatte, und schritt weiter, bis sie zehn Yards von ihm en t fernt stand, den Fluß zwischen ihnen.
    Rauschend, kristallklar und kalt schoß das Wasser dahin, eine natürliche Schranke, eine Kraft für sich, ein Feind für sie be i de, doch auch eine Herausforderung für sie beide. Elspeth hob ihr rapierartiges Schwert und klopfte auf den kurzen Beindolch an ihrem Oberschenkel. Sie wußte, daß sie zerzaust und vie l leicht nicht sehr kriegerisch aussah, doch sie war an keinen besonderen Ehrenkodex gebunden und brauchte sich nicht darum zu kü m mern, wie eine anständige Steinzeitkriegerin ausz u sehen hatte.
    „Warum sind Sie nicht im Schiff geblieben?“ fragte sie unvermittelt. Es wurde heller, und der warme Pflanzeng e ruch überwand

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