Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
Vom Netzwerk:
den vollen Monden, die in Gold eingelegt waren, saßen drei blutrote Sterne.
    Morgon lief hin. Es war ihm, als hätte man ihn ein zweitesmal seiner Stimme, seines Namens und seiner Gedanken beraubt. Nichts außer diesen drei flammenden Sternen, die ihn magisch anzogen, war in diesem großen Raum. Er berührte sie. Seine Finger wanderten fort von ihnen, das feine Netzwerk aus Gold nachzuzeichnen, das tief in das Holz eingegraben war. Er ließ seine Hand über die Saiten gleiten, und bei den satten, süßen Tönen, die folgten, erblühte in ihm eine Liebe zu dieser Harfe, die alle Sorge, alle Erinnerung an die vergangenen dunklen Wochen verdrängte. Er drehte sich um, blickte auf die schweigende Gruppe hinter sich. Das stille Gesicht des Harfners waberte ein wenig im Feuerschein. Morgon trat einen Schritt auf ihn zu.
    »Thod.«

 
Kap. 4
    Keiner rührte sich. Morgon, der das Gefühl hatte, aus einem Traum zu erwachen, warf einen zweiten Blick auf die massigen, uralten Mauern des Hauses, auf die mit funkelnden Ketten geschmückten Fremden, die ihn anstarrten. Seine Augen richteten sich wieder auf den Harfenspieler.
    »Eliard...«
    »Ich bin nach Hed gereist, um ihn - irgendwie - wissen zu lassen, daß Ihr ertrunken sein könntet; er meinte, Ihr müßtet noch am Leben sein, da die Landherrschaft nicht an ihn übergegangen ist. Da begann ich von Caithnard bis Caerweddin nach Euch zu suchen.«
    »Wie habt Ihr -?« Er brach ab, als plötzlich das Bild des leeren, sich seitlich neigenden Schiffes vor ihm auftauchte und in seinen Ohren die geängstigten Schreie der Pferde widerhallten. »Wie konnten wir beide überleben?«
    »Was überleben?« fragte Astrin.
    Morgon blickte ihn an, ohne ihn zu sehen.
    »Wir waren auf einem Schiff, das uns nach An bringen sollte. Ich wollte Pevens Krone von Aum nach Anuin bringen. Die Besatzung war plötzlich einfach verschwunden. Wir kenterten in einem Sturm.«
    »Was war mit der Besatzung?« fragte Rork.
    »Sie verschwand. Die Seeleute, die Händler, auf offener See
    - mitten im tobenden Sturm hielt das Schiff einfach an und sank mit seiner ganzen Ladung von Getreide und Tieren.«
    Wieder brach er ab, spürte das Peitschen der feuchten, wütenden Winde, sah einen Menschen, der er selbst war und doch nicht er selbst, wie er ohne Namen und ohne Stimme halb tot im Sand lag. Er streckte den Arm aus, die Harfe zu berühren. Und während er auf die Sterne blickte, die unter seiner Hand brannten wie die Sterne auf seinem Gesicht, rief er verwundert: »Wo, um alles in der Welt, ist die hergekommen?«
    »Ein Fischer hat sie im vergangenen Frühling gefunden«, antwortete Heureu Ymris. »Nicht weit von der Stelle, wo Ihr mit Astrin lebtet. Sie war am Strand angespült worden. Er brachte sie hierher, weil er glaubte, sie wäre verhext. Keiner konnte darauf spielen.«
    »Keiner?«
    »Keiner. Die Saiten waren stumm, bis Ihr sie berührtet.«
    Morgon zog seine Hand von der Harfe weg. Er sah den Ausdruck der Ehrfurcht in Heureus Augen, der sich in Astrins Blick spiegelte, und einen Moment lang war er sich selbst wieder ein Fremder. Er wandte sich von der Harfe ab und schritt zurück zum Feuer. Vor Astrin blieb er stehen; ihre Augen trafen sich in einem Schweigen der Vertrautheit.
    »Danke«, sagte Morgon leise.
    Zum erstenmal seit Morgon ihm begegnet war, lächelte Astrin. Dann blickte er über Morgons Schulter auf Heureu.
    »Reicht das aus? Oder hast du noch immer die Absicht, mich unter Anklage vor ein Gericht zu bringen, daß ich versucht haben soll, einen Landherrscher zu töten?«
    »Ja.« Sein Gesicht, in dem sich die gleiche Starrköpfigkeit spiegelte, war ein dunkles Abbild von Astrins. »Ich werde es tun, wenn du versuchen solltest, dieses Haus zu verlassen, ohne mir eine Erklärung dafür zu geben, weshalb du zwei Händler getötet und gedroht hast, einen dritten zu töten, als er den Fürsten von Hed verletzt in deinem Haus liegen sah. Genug Gerüchte über dich sind in Ymris in Umlauf; ich will nicht, daß noch so etwas dazukommt.«
    »Weshalb sollte ich Erklärungen geben? Wirst du mir denn glauben? Frag den Fürsten von Hed. Was hättest du mit mir getan, hätte er seine Stimme nicht wiedergefunden?«
    Heureus Ton wurde laut vor Gereiztheit.
    »Was glaubst du wohl, was ich getan hätte? Während du dich am anderen Ende von Ymris aufgehalten und alte Tonscherben ausgegraben hast, hat Meroc Tor fast das ganze Küstengebiet von Ymris zu den Waffen aufgerufen. Gestern hat er Meremont

Weitere Kostenlose Bücher