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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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sich darauf niederfallen, ohne sich auszukleiden. Kaum einen Augenblick später, wie es ihm scheinen wollte, klopfte es an der Tür; blinzelnd fuhr er hoch. Es war dunkel im Zimmer, nur im Kamin brannte ein niedriges Feuer. Die Steinmauern schienen zu schwanken und sich dichter um ihn zu drängen, als er aufstand; er konnte die Tür nicht finden. Er blieb stehen und dachte nach und murmelte den Lehrsatz eines alten Rätsels aus An vor sich hin.
    »Schau mit dem Herzen, was deine Augen nicht schauen können, und du wirst die Tür finden, die nicht ist.«
    Unvermittelt öffnete sich die Tür vor ihm, und Licht aus dem Gang flutete herein. »Morgon!«
    Das Gesicht und das silberne Haar des Harfners waberten im Feuerschein der Fackel.
    »Thod!« rief Morgon erleichtert. »Ich konnte die Tür nicht finden. Einen Moment lang dachte ich, ich wäre in Pevens Turm. Oder in dem Turm, den Oen von An baute, um Madir zu fangen. Mir ist eben eingefallen, daß ich Snog Nutt versprochen habe, sein Dach auszubessern, ehe die Regenzeit beginnt. Er ist so konfus, daß es ihm gar nicht in den Sinn kommen wird, Eli- ard etwas zu sagen; den ganzen Winter wird der Regen ihm ins Genick tropfen.«
    Der Harfenspieler legte eine Hand auf seinen Arm.
    »Seid Ihr krank?« fragte er mit gerunzelter Stirn.
    »Nein, das glaube ich nicht. Grim Eichenland meint, ich sollte mir einen anderen Schweinehirten suchen, aber Snog würde daran sterben, nicht mehr gebraucht zu werden, wenn ich ihm seine Schweine nähme. Ich muß wirklich nach Hause und sein Dach ausbessern.«
    Er fuhr zusammen, als ein Schatten über die Schwelle fiel.
    Astrin, der in dem kurzen, knappsitzenden Kittel und mit dem sauber geschnittenen Haar fremd aussah, sagte brüsk zu Thod: »Ich muß mit Euch sprechen. Mit euch beiden. Bitte.«
    Er nahm eine Fackel aus dem Gang mit ins Zimmer; die Schatten schwirrten davon, kauerten sich in Ecken und Nischen und hinter Möbelstücken zusammen.
    Astrin schloß die Tür und wandte sich an Morgon.
    »Ihr müßt dieses Haus verlassen.«
    Morgon setzte sich auf die Kleidertruhe.
    »Ich weiß. Ich habe es Thod eben gesagt.«
    Er merkte, wie ein plötzliches, unbezwingbares Frösteln ihn überkam und trat näher zum Feuer, das Thod anschürte.
    Astrin, der rastlos durch das Zimmer strich wie Xel, fragte Thod: »Hat Heureu Euch berichtet, weshalb wir vor fünf Jahren in Streit gerieten?«
    »Nein. Astrin - «
    »Bitte. Hört mich an. Ich weiß, Ihr könnt nichts tun, Ihr könnt mir nicht helfen, aber Ihr könnt mich wenigstens anhören. Ich verließ Caerweddin an jenem Tag, an dem Heureu Eriel heiratete.«
    Das Bild des rehscheuen, zarten Gesichts, erwärmt vom Schein des Feuers, stieg vor Morgons Auge auf.
    »Habt Ihr sie geliebt?« fragte er teilnehmend.
    »Eriel Meremont starb vor fünf Jahren auf der Ebene von Königsmund.«
    Morgon schloß die Augen. Der Harfner, der mit Holzscheiten in den Händen auf dem Boden kniete, war reglos. Seine Stimme war so ruhig wie immer, als er fragte: »Habt Ihr Beweise?«
    »Natürlich nicht. Wenn ich einen Beweis hätte, wäre dann diese Frau, die sich Eriel Meremont nennt, noch immer mit Heureu verheiratet?«
    »Wer ist dann die Frau, die mit Heureu verheiratet ist?«
    »Das weiß ich nicht.« Endlich setzte er sich am Feuer nieder. »Am Tag vor der Hochzeit ritt ich mit Eriel zur Ebene von Königsmund. Sie war der Vorbereitungen müde und wollte ein wenig Ruhe und Frieden haben. Sie bat mich, sie zu begleiten. Wir standen einander nahe; wir kannten einander seit unserer Kinderzeit, aber zwischen uns war nicht mehr als eine tiefe Freundschaft. Wir ritten zu der Ruinenstadt in der Ebene und trennten uns. Sie setzte sich auf eine abgebröckelte Mauer, um zum Meer hinauszublicken, und ich wanderte ziellos durch die alte Stadt und machte mir wie oft zuvor Gedanken darüber, welche Gewalt wohl die Steine verstreut hatte wie Blätter im Gras. Irgendwann während meiner Wanderung wurde rund-um plötzlich alles ganz still; das Meer verstummte, und der Wind legte sich. Ich blickte zum Himmel hinauf. Da sah ich ei-nen weißen Vogel, der über mir am blauen Himmel dahinflog. Es war ein sehr schöner Vogel, und, ich weiß noch, daß ich dachte, so wie diese völlige Ruhe müßte die Stille im Auge ei-nes Wirbelsturms sein. Dann hörte ich das Krachen einer Woge, die sich am Felsen brach, und der Wind erhob sich. Ich vernahm einen seltsamen Schrei; ich dachte, der Vogel hätte ihn ausgestoßen. Gleich darauf sah ich Eriel

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