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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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an mir vorbeireiten, ohne zurückzublicken, ohne ein Wort zu sagen. Ich rief ihr zu, sie solle warten, aber sie drehte sich nicht um. Ich rannte zu meinem Pferd, und als ich an der Mauer vorüber-kam, auf der sie gesessen hatte, sah ich dort einen weißen Vo-gel liegen, der tot war. Er war noch warm, blutete noch. Ich hielt ihn in meinen Händen und spürte, wie Schmerz und Ent-setzen mich überwältigten, als ich mich der Stille erinnerte, des Schreis, den der Vogel ausgestoßen hatte, und Eriels, die von mir fortgeritten war, ohne sich umzudrehen. Ich vergrub den Vogel unter den alten Steinen dort oben, hoch über dem Meer.
    Am Abend berichtete ich Heureu, was ich erlebt hatte. Das Gespräch endete damit, daß wir einander anschrien, und ich schwor, solange er mit dieser Frau verheiratet sei, würde ich nie wieder nach Caerweddin zurückkehren. Ich glaube, Rork Umber ist der einzige, dem Heureu die Wahrheit über den Grund meines Fortgehens anvertraut hat. Eriel hat er nie etwas davon gesagt, aber sie muß es wissen. Erst als ich beobachtete, wie da ein Heer zusammengezogen wurde, wie da Schiffe gebaut und des Nachts Waffen aus Isig und Anuin abgeladen wurden, ging mir allmählich auf, was für ein Wesen sie sein muß... Ich habe in tiefer Nacht gesehen, was Meroc Tor nicht gesehen hat: daß das Heer, das er gebildet hat, zum Teil aus Wesen besteht, die keine Menschen sind. Und diese Frau gehört zu diesem namenlosen, mächtigen Volk.«
    Er schwieg einen Augenblick, und seine Augen wanderten von Thod zu Morgon.
    »Nur aus einem Grund habe ich mich entschlossen, in Caer- weddin zu bleiben: den Beweis dafür zu finden, was sie ist. Ich weiß nicht, was Ihr seid, Morgon. Man hat Euch in meinem Haus einen Namen gegeben, aber nie habe ich von einem Fürsten von Hed gehört, der einen Rätselkampf mit dem Tod gewonnen hat und eine alte Harfe zum Klingen brachte, die irgendwann von irgend jemandem, der dieser Harfe das Zeichen einer Bestimmung aufdrückte, allein für ihn gemacht wurde.«
    Morgon lehnte sich in seinem Sessel zurück. Müde sagte er: »Mit einer Harfe kann ich Snog Nutts Dach nicht ausbessern.«
    »Was?«
    »Ich habe nie gehört, daß eine Bestimmung einem Fürsten von Hed auch nur vom geringsten Nutzen ist. Es tut mir leid, daß Heureu die falsche Frau geheiratet hat, aber das ist seine Sache. Sie ist schön, und er liebt sie, ich verstehe deshalb nicht, weshalb Ihr so außer Euch seid. Ich war auf dem Weg nach Anuin, um selbst eine Frau zu nehmen, als ich beinahe getötet wurde. Daraus könnte man schließen, daß jemandem daran liegt, mich zu töten, aber das ist Sache dieser Leute; ich habe keine Lust, der Frage nachzugehen, warum. Ich bin nicht dumm; wenn ich einmal anfange, Fragen zu stellen - nur eine einzige Frage: Was bedeuten drei Sterne? - , dann laß ich mich damit auf ein Rätselspiel ein, das ich, glaube ich, nicht werde beenden wollen. Ich will es nicht wissen. Ich möchte nach Hause, Snog Nutts Dach ausbessern und zu Bett gehen.«
    Astrin blickte ihn einen Moment lang schweigend an, dann wandte er sich an Thod.
    »Wer ist Snog Nutt?«
    »Sein Schweinehirt.«
    Astrin beugte sich vor und berührte Morgons Gesicht.
    »Vier Tage zu Pferde im strömenden Regen haben Euch nicht gutgetan; ebensogut hättet Ihr dort oben im Wald sterben können. Ich würde Euch nach Hed zurückrudern und das Dach Eures Schweinehirten mit eigener Hand flicken, wenn ich glaubte, Ihr könntet auch nur dieses Zimmer verlassen und am Leben bleiben. Ich fürchte um Euer Leben in diesem Haus, gar jetzt, wo Ihr gerade hier, unter den Augen von Eriel Ymris, diese Harfe gefunden habt. Thod, Ihr habt wegen dieser Leute beinahe selbst Euer Leben verloren; was sagt der Erhabene, wer sind sie?«
    »Der Erhabene hat mein Leben gerettet und zweifellos auch das Morgons, aber darüber hinaus hat er nichts getan. Er hüllte sich in Schweigen. Ich mußte selbst herausfinden, ob Morgon noch am Leben war und wo er sich aufhielt. Es war unerwartet, aber der Erhabene geht seine eigenen Wege.«
    Er legte ein Scheit Holz aufs Feuer und stand auf. Von seinen Mundwinkeln zogen sich zwei schwache, schmale Linien abwärts.
    »Ihr wißt«, fügte er hinzu, »ich kann ohne seinen Auftrag nichts tun. Ich darf es nicht wagen, den König von Ymris in irgendeiner Weise zu beleidigen oder zu verärgern, da ich im Namen des Erhabenen handele.«
    »Ich weiß. Ihr werdet bemerkt haben, daß ich Euch nicht gefragt habe, ob Ihr mir glaubt. Aber habt Ihr

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