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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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verlassen hatte, setz-ten die winterlichen Schneefälle ein. Er hatte das Na-hen des Schnees gespürt, hatte ihn in der Luft ge-schmeckt, hatte sein Kommen in den Stimmen der wilden, ungestümen Winde gehört. An der Küste entlang war er bis zur Mündung der Öse geritten, des mächtigen Stroms, der seinen Ursprung im Herzen des Erlen- stern-Berges hatte. Der Strom floß durch den Isig-Paß, an der Schwelle des Bergs Isig vorüber, um auf seinem Weg zum Meer die südliche Grenze von Osterland zu bilden. Geduldig folgte Morgon seinem Lauf stromaufwärts, ließ sich durch Land führen, das nie-mandem gehörte, durch vergessene Wälder, die nur die Händ-ler, die von Isig herunter segelten, je sahen, durch unwirtliches, felsiges Gebiet, wo Hirsch und Elch hausten. Einmal glaubte er am Rand eines fernen Waldes eine Herde von Vesta ziehen zu sehen. Ihre legendären Gehörne glitzerten wie schlanke, ge-bogene, goldene Pfeile zwischen den Bäumen. Doch vor dem weißen’, leeren Himmel hätte es auch eine treibende Nebelschwade sein können; er war nicht sicher.
    So geschwind wie möglich ritt er durch das wilde Land, den Schnee auf den Fersen. Wie Schatten begleiteten ihn die Fragen, ob die Wildnis wohl je ein Ende nähme, ob es überhaupt noch Menschen im Reich des Erhabenen gäbe, ob der Fluß, dem er folgte, vielleicht gar nicht die Öse war, sondern irgendein anderer, nicht auf Karten verzeichneter Wasserlauf, der sich nach Westen in die weiten, unbewohnten Öden des Reiches hineinwand. Mehr als einmal schreckte ihn dieser Gedanke des Nachts aus dem Schlaf, und er fragte sich, was er hier tat, mitten im Nichts, wo ein Beinbruch, ein erschrecktes Tier, ein plötzlicher Sturm ihn so leicht töten konnten wie seine Feinde. Wie eine unterschwellige Strömung rannen diese Ängste ständig durch seine Gedanken. Und doch verspürte er manchmal des Nachts, wenn nur das Feuer der Dunkelheit Farbe gab und nur die Klänge seiner Harfe die Stille durchwoben, einen seltsamen Frieden. In jenen Momenten gehörte er der Nacht; ihm war, als wäre er namenlos und körperlos, als könnte er Wurzeln schlagen und zum Baum werden, oder sich auflösen und zur Nacht werden.
    Endlich sah er in der Ferne die ersten Bauernhöfe, Schafherden, Vieh, das am Fluß weidete, und er wußte, daß er irgendwo die Grenze nach Osterland überschritten hatte. Teils aus Vorsicht, teils aus einem Hang zur Verschwiegenheit, der in den letzten Wochen in ihm gewachsen war, mied er die Höfe und die kleinen Orte am Strom. Nur einmal machte er halt, um Brot, Käse und Wein zu kaufen und nach dem Weg nach Yrye zu fragen. Die neugierigen Blicke flößten ihm Unbehagen ein; ihm wurde plötzlich klar, wie merkwürdig er wirken mußte, wie er da, weder Händler noch Fallensteller, aus den Einöden von Osterland kam, in einen leuchtenden, abgetragenen Umhang aus Herun gehüllt, das Haar lang und zerzaust wie das eines alten Einsiedlers.
    Yrye, der Sitz des Wolfskönigs, lag im Norden, im Schatten des Berges Grim, dem höchsten Gipfel in einer niedrigen Bergkette; aus einem der Dörfer führte eine Straße zu ihm hin. Mor- gon ließ die Ortschaft hinter sich und schlug sein Nachtlager in einem naheliegenden Wald auf. Die Winde heulten wie Wölfe durch die Fichten; gegen Morgen erwachte er durchfroren und entzündete ein Feuer, das wie ein hilfloser Vogel zuckte. Von früh bis spät umbrausten ihn an diesem Tag die Winde während er ritt, sprachen in seltsam rauher, tiefer Stimme miteinander. Gegen Abend legten sie sich; der Himmel war ein glattes Wolkenvlies, hinter dem ungesehen die Sonne wanderte und versank. In der Nacht kam der Schnee; unter einer weißen Decke erwachte er.
    Sachte fielen die Flocken, und die kalten Winde ruhten; in einer traumhaften Stille ritt er durch weiße Welten, in denen nur hin und wieder das Schwarz einer Amselschwinge oder das Braun eines hoppelnden Hasen auftauchte. Als er am Abend halt machte, errichtete er sich aus der gegerbten Haut, auf der er zu schlafen pflegte, ein notdürftiges Zelt und machte mit den dürren Zweigen eines verschlungenen Brombeergesträuchs ein Feuer. Während er aß, wanderten seine Gedanken zu dem geheimnisumwitterten, steinalten König, der bei seinen Rätselspielen auf ein weiteres Rätsel gestoßen war, das die Großmeister in Caithnard nie gehört hatten. Har, der Wolfskönig, war früher geboren als die meisten der Zauberer; seit den Jahren der Gründung herrschte er in Osterland. Zahlreich und Ehrfurcht

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