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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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mondbeschienenes Feld sprang; als Vogel, der auf- und davonflatterte; als Feldmaus, die durch das Getreidefeld huschte. Sie vermutete, daß er es nicht wagte, allzulange eine Gestalt zu behalten, doch es überraschte sie, daß die Könige nicht ein einziges Mal seine Spur verloren. Sie waren dem mächtigen Geist, von dem sie hin und wieder eine Ahnung streifte, während er suchend über das Land glitt, Lockvögel, die ihn in die Irre führten. Kein Mann aus An und gewiß kein Fremder hätte unbemerkt an ihnen vorüberziehen können; der Zauberer, vermutete sie, mußte jeden Mann, dem sie begegneten, durchforschen. Sie war auch überrascht darüber, daß er sie nicht bedrohte, während sie allein durch das aufgewühlte Land ritt; vielleicht glaubte er angesichts des Schädels auf ihrem Sattel, angesichts ihres ruhigen Schlafs, den der Tumult rundum nicht stören konnte, sie wäre verrückt.
    Sie ging den Menschen aus dem Weg, und so wußte sie nichts von dem Ausmaß der Unruhen; doch wieder und wieder sah sie leere Felder und Weiden, Scheunen und Ställe, die verschlossen und bewacht waren, Ritter, die mit bewaffnetem Gefolge gen Anuin ritten. Sie wußte, daß sie schwer gereizt sein mußten durch die Ständigen Überfälle und Angriffe; bald würden sie ihre Häuser in kleine, stark bewehrte Festungen verwandeln, in die sie sich zurückzogen, um keinem Menschen, ob er nun lebendig oder tot war, mehr zu trauen. Das Mißtrauen und der Zorn gegen den abwesenden König von An würden sich bis zum Ausbruch eines offenen Krieges erhitzen, und das Land würde ein riesiges Schlachtfeld Lebender und Toter werden, über die selbst Mathom keine Macht mehr hatte. Und sie trieb vielleicht diese Ereignisse noch voran, indem sie die Könige von Hel nach Anuin führte.
    Sie dachte viel darüber nach, während sie nachts schlaflos dalag, den Schädel an ihrer Seite. Sie versuchte, sich darauf vorzubereiten, versuchte, die Kraft ihrer Gaben zu erforschen, doch sie hatte kaum Erfahrung, die sie hätte leiten können. Nur verschwommen ahnte sie, was sie vielleicht würde tun können, nur düster war sie sich der Kräfte bewußt, die flüchtig wie Schatten in ihr geisterten; Kräfte, die sie noch nicht bezwingen und gebrauchen konnte. Sie würde in Anuin tun, was sie konnte; und Morgon, wenn er es wagen konnte, würde ihr helfen. Vielleicht würde Mathom zurückkehren; vielleicht würden die Könige sich ohne ein Heer hinter ihnen aus Anuin zurückziehen. Vielleicht konnte sie noch etwas anderes entdecken, mit dem sich handeln ließ. Sie hoffte, Duac würde wenigstens ein kleines Maß an Verständnis zeigen. Doch sie bezweifelte es.
    Neun Tage nachdem sie Hallard Schwarzes Land verlas-sen hatte, erreichte sie Anuin. Die Könige hatten Gestalt angenommen, ehe sie durch die Tore der Stadt ritten, bildeten einen finsteren Ring um den Mann, den sie beschützten. Die Straßen in der Stadt schienen kaum von der allgemeinen Un-ruhe betroffen; sie waren bevölkert von Menschen, die mit Unbehagen und Staunen auf die Schar der Reiter blickten, die mit Kronen, Armspangen und Ketten aus Gold ge-schmückt auf ihren nervösen, tänzelnden Rössern durch die Stadt zog. Die Vielfältigkeit ihrer Waffen und ihrer kostba-ren Gewänder schloß beinahe die ganze Geschichte des Lan-des ein. Unter ihnen ritt, trotz des warmen Tages in eine Kapuzenkutte vermummt, der Mann, den sie beschützt hatten. Er schien sich mit seiner geisterhaften Eskorte abgefunden zu haben; ohne auch nur einen Blick auf seine Begleiter zu werfen, ritt er langsam und ohne Zaudern durch die Straßen von Anuin, den sanften Hang zum Hause des Königs hinauf. Die Tore waren offen; ungehindert ritten sie in den Hof ein. Dort stiegen sie aus dem Sattel, zur Verwirrung der Knechte, die selbst unter dem Druck von Farrs brennendem Blick keine Absicht zeigten, ihnen ihre Pferde abzunehmen. Ren-del, die hinter ihnen allein durch das Tor ritt, sah, wie sie der Gestalt in der Kutte die Treppe hinauf folgten, die zum Saal führte. An den verwirrten Gesichtern der Knechte, die sie unschlüssig umstanden, erkannte sie, daß diese fürchteten, auch sie könnte ein Geist sein. Dann aber trat einer unsicher vor, um ihr die Zügel abzunehmen und den Steigbügel zu halten, während sie vom Rücken des Pferdes glitt. Sie nahm den Schädel vom Sattel und trug ihn in den Saal hinein.
    Duac war allein im Saal und blickte sprachlos auf die Schar der Könige. Der Mund stand ihm offen; als sie eintrat, flogen

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