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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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durch seinen Geist. Er war aus der Winterstille des Isig-Passes gesponnen und den Harfenklängen, die noch immer in der Finsternis des Erlenstern-Bergs widerklangen. Er flocht die Stille und die Finsternis in sein eigenes Lied.
    Der geistigen Kräfte der Erdherren war er kaum gewahr, während er um die Herrschaft der Winde rang. Die Macht der Winde erfüllte ihn, kämpfte mit ihm und schützte ihn doch auch. Kein Geist auf der Ebene hätte ihn anrühren können, durchdrungen wie er war von den Stürmen und Winden. Ein fernes Auge in seinem Geist war auf das Reich gerichtet, dem er verbunden war. Krieger flohen in die Grenzwälder. Sie mußten ihre Waffen zurücklassen. Nicht einmal die Verwundeten konnten sie mitnehmen. Bis nach Caithnard, Caerweddin und Hed war das Fauchen und Brüllen und Wimmern seines Kampfes mit den Winden zu hören. Die Zauberer hatten die Ebene verlassen; er spürte das Vergehen ihrer Kräfte, als sie Verwirrung und Angst in sich hineinließen. Das graue Licht der Abenddämmerung wob Schleier über die Ebene, und dann kam die Nacht, und er rang mit den kalten, zähen Winden der Dunkelheit, die mit Wolfsstimmen heulten.
    Er legte die Winde in Fesseln und zwang ihnen seine Macht auf. Er hätte einen Ostwind auf den innersten Punkt der Steingruft neben sich loslassen können, um die Trümmer über die ganze Ebene zu verstreuen. Er hätte eine Schneeflocke von der Erde aufheben oder eine der gefallenen Wachen, die unter einer dünnen Schneedecke lagen, umdrehen können, um ihr Gesicht zu sehen.
    Rund um die Ebene brannten die ganze Nacht Hunderte von Feuern; Männer und Frauen des Reiches warteten schlaflos im Schein der Flammen, während er mit den verrinnenden Stunden um die Entscheidung über ihr Schicksal rang. Sie versorgten ihre Verwundeten und fragten sich, ob sie den Übergang der Macht vom Erhabenen auf seinen Erben überleben würden.
    Endlich kam der Morgen.
    Wie ein einsames Auge starrte er durch weißen Nebel auf ihn herab. Er zog sich in sich selbst zurück, in den Händen die gefesselten Winde. Er war allein auf einer stillen Ebene. Die Erdherren hatten ihr Schlachtfeld ostwärts verlegt, zogen jetzt durch Ruhn. Einen Moment lang stand er reglos da und fragte sich, ob er eine einzige Nacht oder ein Jahrhundert von Nächten durchlebt hatte. Dann zog er seinen Geist von der Nacht ab und sandte ihn aus, den Weg der Erdherren zu erkunden.
    Sie waren quer durch Ruhn geflohen. Städte und Bauernhöfe, Dörfer und Häuser von Edelleuten lagen in Trümmern; Felder, Wälder und Obstpflanzungen waren vernichtet. Menschen und Tiere, die in den Sog ihrer geistigen Kräfte gerieten, waren getötet worden. Während sein Geist über das verwüstete Land schweifte, rührte sich in ihm eine Harfenweise. Die Winde in seiner Hand erwachten bei den Klängen, erhoben sich in gefährlichem Zorn, rissen ihn aus seinem Körper, bis er halb Mensch, halb Wind war, ein Harfner, der auf einer Harfe ohne Saiten ein Todeslied spielte.
    Da ließ er all die Kräfte aufstehen, die unter den herrlichen alten Städten überall in Ymris begraben lagen. Er hatte sie im Geist des Erhabenen gespürt, und jetzt wußte er endlich, warum die Erdherren um den Besitz ihrer alten Städte gekämpft hatten. Sie waren alle Gräber, zertrümmerte Denkmäler ihrer Toten. Jahrtausende hatten die Kräfte unter der Erde geschlafen. Doch wie die Geister der Toten von An konnten auch die Geister der toten Erdherren durch Erinnerung geweckt werden, und Morgon, dessen Geist tief unter die Steine drang, riß sie mit seinem Schmerz gewaltsam aus ihrem Schlaf. Er sah sie nicht. Doch auf der Ebene der Winde und auf der Ebene von Königsmund, in den Ruinenstädten von Ruhn und Ost-Umber schwoll eine Kraft, die über den steinernen Trümmern hing wie die unheimliche, bedrohlich knisternde Spannung vor dem ersten krachenden Donner eines Gewitters. Überall in Ymris war diese Spannung zu spüren. Keiner sprach; alle warteten.
    Morgon wehte über die Ebene der Winde. Ein Heer von toten Erdherren folgte ihm, schwebte über Ymris hinweg, auf der Suche nach den lebenden Erdherren, um einen Krieg zu beenden. Winde stöberten die Erdherren aus Stein und Blatt auf, in deren Gestalten sie Zuflucht gesucht hatten; die Toten trieben sie stumm und erbarmungslos aus dem Land, das sie einst geliebt hatten. Sie jagten durch das Hinterland, durch regennasse, dunkle Wälder, über kahle Hügel, über die eisstarren Seen von Lungold. Von den Winden geführt und

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