Erdzauber 03 - Harfner im Wind
für Krieger sind.« Brummend stand er auf.
»Lyra trug mir auf, Euch zu fragen, ob Ihr kommen könntet«, fügte sie hinzu. »Ja, ich komme.«
Nun, in eine Wolke von Tabaksqualm eingehüllt, tauchte plötzlich auf, und er fuhr wieder zusammen. Sie legte beruhigend die Hand auf seine Schulter. »Wohin wollt Ihr?«.
»Über das Hinterland nähert sich ein Heer; vielleicht sind es Hilfstruppen, vielleicht aber auch nicht.« Er schöpfte Wasser aus dem Eimer und wusch sich das Gesicht. Dann goß er Milch in einen der angeschlagenen Becher und trank. Unvermittelt fuhr er herum und sah auf die Matratze, auf der er geschlafen hatte. »Wo -?« Er trat einen Schritt näher, während sein Blick verzweifelt über die Töpfe aus Eisen und Messing glitt, die an der Wand hingen, und dann hinauf zu den rußdunklen Dachbalken. »Wo, in Hels Namen.?« Er ließ sich auf die Knie fallen, suchte unter dem Tisch, dann in der Holzkiste, suchte selbst in der Asche der Feuerstelle. Am Ende richtete er sich auf, kreidebleich im Gesicht, und blickte Nun an. »Sie hat mich verlassen.«
»Rendel?«
»Sie ist fort. Sie wollte nicht einmal mit mir sprechen. Sie ist einfach fortgeflogen und hat mich allein gelassen.« Er stand auf und lehnte sich müde und niederschlagen an die Steine des Kamins. »Es war die Nachricht aus Ymris. Von den Gestaltwandlern.«
»Gestaltwandler.« Ihre Stimme klang tonlos. »Das also bedrückt sie. Die Gabe, die sie mitbekommen hat?«
Er nickte. »Sie hat Angst.« Er schlug mit der Hand gegen die Steine. »Ich muß sie finden. Sie ist wortbrüchig geworden - und der Geist Ylons sitzt ihr schon im Nacken.«
Nun verfluchte den toten König mit Inbrunst. Dann drückte sie die Finger auf ihre Augen.
»Nein«, sagte sie. »Ich werde sie finden. Vielleicht wird sie mit mir sprechen. Sie hat es früher immer getan. Ihr seht nach, was das für ein Heer ist. Ich wünschte, Yrth würde kommen; er macht mir Sorgen. Aber ich wage es nicht, ihn oder Rendel zu rufen; mein Ruf könnte seinen Weg schnurstracks in den Geist des Gründers finden. Jetzt laßt mich nachdenken. Wenn ich eine Prinzessin von An wäre, die Gaben eines Gestaltwandlers besäße, in Gestalt einer Krähe herumflöge, wohin würde ich mich dann wenden.?«
»Ich weiß, wohin ich mich wenden würde«, murmelte Morgon. »Aber sie mag kein Bier.«
Zu Fuß wanderte er durch die Stadt zum Fischerhafen am See, hielt unaufhörlich nach einer Krähe Ausschau, während er einen Fuß vor den anderen setzte. Die Fischkutter waren alle draußen auf dem weiten See, doch andere kleine Boote schoben sich aus dem Hafen, Frachtkähne und Handelsschiffe, beladen mit Waren, die an die Fallensteller und Viehtreiber, die in Hütten rund um den See lebten, verhökert werden sollten. Auf keinem der Masten entdeckte er eine Krähe.
Nach einer Weile fand er Lyra, die vor einer halbverfallenen Brüstung neben einem Tor stand. Ein großer Teil der Nordmauer schien sich unter Wasser zu befinden, die Docks zu tragen; der Rest war kaum mehr als eine Reihe breiter Torbogen. In den Mauernischen zwischen ihnen hatten Fischhändler ihre Stände aufgeschlagen. Morgon ignorierte den glasstarren Blick eines Fischweibes, löste sich vor ihr in Luft auf und tauchte an Lyras Seite wieder auf. Sie zwinkerte nur ein wenig, als sie ihn sah, so als wäre sie an die unberechenbaren Handlungen von Zauberern gewöhnt. Sie streckte den Arm aus und deutete in eine Richtung östlich vom See, und er sah im fernen Wald winzige Lichtreflexe aufblitzen.
»Könnt Ihr erkennen, was es ist?« fragte sie.
»Ich will es versuchen.«
Er fing den Geist eines Habichts ein, der außerhalb der Stadt über den Bäumen kreiste. Das Lärmen der Stadt verklang, und er hörte nur noch den trägen Morgenwind und den schrillen Schrei eines anderen Raubvogels, der seine Beute verfehlt hatte. Die Kreise des Habichts wurden unter seinem Drängen größer; in langsam kreisendem Flug glitt sein Blick über Fichtenwälder, die im heißen Sonnenlicht standen, durch schattiges Unterholz, dann wieder hinaus ans Licht, über heißen, kahlen Fels, wo Eidechsen im Schatten des Habichts erschrocken in Spalten schlüpften. Das Habichtshirn registrierte jedes Geräusch, jeden huschenden Schatten im Farn. Er drängte den Vogel weiter nach Osten, so daß aus seinen Kreisen eine weitgezogene Spirale wurde. Schließlich überflog er einen Zug von Kriegern, die müde unter den Bäumen dahinwanderten. Wieder und wieder trieb er den Habicht
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