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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Und ich stellte das nicht in Frage. Er ist ein großer, sanfter, steinalter Mann, und Danans Enkelkinder folgten ihm durch den ganzen Berg, wäh-rend er unter den Steinen und zwischen den Bäumen nach dir suchte. Eines Abends brachte Bere eine Harfe, die er selbst ge-macht hatte, in den Saal und bat Yrth, auf ihr zu spielen. Er lachte ein wenig und sagte, wenn er auch einst als der Harfner von Lungold bekannt gewesen wäre, so hätte er doch seit sie-ben Jahrhunderten keine Harfe mehr angerührt. Doch er spielte ein wenig. Und, Morgon, ich kannte dieses Harfen-spiel. Es war das gleiche stockende, zaghafte Zupfen, das dich verfolgte, als wir auf der Handelsstraße reisten, und das dich in Ghisteslohms Gewalt lockte.«
    Er hob ihr Gesicht zwischen seinen Händen. Jetzt auf einmal spürte er den Wind, der eisige Kälte in all seine Knochen fegte.
    »Was sagst du mir da?«
    »Ich weiß es nicht. Aber wie viele blinde Harfner, die nicht auf einer Harfe spielen können, kann es auf der Welt geben?«
    Er sog einen Hauch Windes ein; wie eisiges Feuer rann er durch ihn hindurch.
    »Er ist tot.«
    »Dann ruft er dich aus seinem Grab zum Kampf. Yrth hat an jenem Abend auf der Harfe gespielt, damit ich das Rätsel seines Harfenspiels zu dir bringen würde, ganz gleich, wo im Reich du dich aufhieltest.«
    »Weißt du das mit Sicherheit?«
    »Nein. Aber ich weiß, daß er dich finden möchte. Und noch etwas weiß ich: Wenn es ein Harfner namens Thod war, der mit dir, wie Yrth es tat, auf der Handelsstraße reiste, dann waren seine Rätsel so fein gesponnen, daß sie selbst Ghisteslohm blendeten. Und selbst dich - den Rätselmeister von Hed. Ich denke, du solltest ihm einen Namen geben. Denn er spielt sein eigenes, geheimes, tödliches Spiel, und es mag sein, daß er der einzige in diesem Reich ist, der wirklich weiß, was er tut.«
    »Wer, in Hels Namen, ist er?« Er fröstelte plötzlich unkontrollierbar. »Thod erwarb sich in Caithnard das schwarze Gewand der Meisterschaft. Er war ein Rätselmeister. Er kannte meinen Namen, noch ehe ich ihn kannte. Ich hatte einmal den Verdacht, er könnte ein Zauberer von Lungold sein. Ich fragte ihn danach.«
    »Was sagte er?«
    »Er sagte, er wäre der Harfner des Erhabenen. Darauf fragte ich ihn, was er in Isig getan hätte, als Yrth meine Harfe machte, hundert Jahre vor seiner Geburt. Und er antwortete, ich sollte ihm vertrauen. Blind vertrauen, tiefer als alle Logik, alle Vernunft und alle Hoffnung. Und dann verriet er mich.« Er zog sie an sich, doch der Wind zwängte sich zwischen sie wie eine Messerklinge. »Es ist kalt. Nie zuvor war es so kalt.«
    »Was willst du tun?«
    »Was will er? Ist er ein Erdherr, der sein eigenes geheimes Spiel um die Macht treibt? Will er mich lebend oder tot? Will er den Erhabenen lebend oder tot?«
    »Ich weiß es nicht. Du bist der Rätsellöser. Er hat dich herausgefordert. Frage ihn.«
    Er blieb stumm, während seine Gedanken zu dem Harfner auf der Handelsstraße zurückwanderten, der ihn ohne ein Wort, nur mit den stockenden, verkrüppelten Klängen seiner Harfe aus dem Dunkel der Nacht in Ghisteslohms Hände gelockt hatte.
    »Er kennt mich zu genau«, flüsterte er. »Ganz gleich, was er haben will, er wird es bekommen, glaube ich.«
    Ein Windstoß fegte über sie hinweg, der nach Schnee roch. Mit eisigen Zähnen nagte er an seinem Gesicht und an seinen Händen, er nahm ihm den Atem, blendete ihn. Er sprang auf, und eine heftige Sehnsucht nach Hoffnung erfüllte ihn plötzlich. Als er wieder sehen konnte, gewahrte er, daß Rendel schon die Gestalt gewechselt hatte. Eine Vesta mit goldenen Hufen und goldenen Hörnern blickte ihn aus tief violetten Augen an. Er streichelte sie; ihr warmer Atem strich über seine Hände. Er drückte seine Stirn gegen den Knochen zwischen ihren Augen.
    »Gut«, sagte er mit einem sehr winzigen Funken von Ironie, »ich werde mit Thod einen Rätselkampf austragen. In welcher Richtung liegt Isig?«
    Sie führte ihn mit Hilfe der Sonne und der Sterne, zuerst südlich durch die Einöde, dann in östlicher Richtung, die Berghänge des Passes hinunter, bis sie am zweiten Morgen das grüne Antlitz des Berges Isig sahen, das sie jenseits der Öse erwartete. Bei Abenddämmerung an einem grauen, wilden Herbsttag erreichten sie das Haus des Königs. Auf den hohen Gipfeln glänzte schpn Schnee; die mächtigen Fichten rund um Harte sangen im Nordwind. In Kyrth nahmen die Wanderer wieder ihre eigene Gestalt an und stiegen die gewundene

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