Erdzauber 03 - Harfner im Wind
gebrauchte ihn, um Morgon vor ein paar Tagen, als Hed angegriffen wurde, in Isig zurückzuhalten. Es schien mir besser, als ihn in eine Falle tappen zu lassen.«
Morgon unterdrückte mit Mühe eine zornige Entgegnung.
»Was ist das für ein Bann?« fragte Nun verwirrt.
Yrth sah sie schweigend an. Ihr Geist wurde einen Moment lang ganz still, verschlossen, als träumte sie. Yrth gab sie frei, und sie zog ungläubig die Brauen hoch.
»Wo, in Hels Namen, habt Ihr das gelernt?«
»Ich habe die Möglichkeiten dafür schon vor langer Zeit gesehen und habe mich so lange mit ihnen befaßt, bis ich sie umsetzen konnte.« Seine Stimme bat um Entschuldigung. »Ich hatte diese Kräfte immer nur unter extremen Umständen eingesetzt.«
»Nun, mir würde das auch nicht passen. Aber ich kann selbstverständlich verstehen, warum Ihr es getan habt. Wenn die Erdherren am anderen Ende des Reiches nach Morgon suchen, dann gibt es keinen Grund, ihnen auch noch das zu geben, was sie wollen.«
Morgon senkte den Kopf. Er empfand Hars Blick wie eine körperliche Berührung, die ihn zwang, den Kopf zu heben.
Hilflos blickte er in die neugierigen, unsanften Augen. Abrupt gab der König ihn frei.
»Ihr braucht Schlaf.«
Morgon starrte in seinen Wein.
»Ich weiß.«
Rendel hob die Hand und streichelte seine Wange, und die Last der Verzweiflung, die ihn niederdrückte, wurde ein wenig leichter. Stockend sagte er: »Aber zuerst sagt mir, wie die Vesta auf diese Weise in die Verteidigung des Landrechts eingebunden sind. Als ich eine Vesta war, wurde ich dessen nie gewahr.«
»Ich war mir dessen selbst kaum bewußt«, bekannte der König. »Es ist eine sehr alte Bindung, glaube ich; die Vesta besitzen große Kräfte, und ich glaube, sie würden nicht nur das Landrecht verteidigen, sondern auch das Land selbst. Doch sie haben jahrhundertelang nur gegen Wölfe gekämpft, und das Bewußtsein dieser Bindung schlief auf dem Grunde meines Geistes. Euch werde ich sie selbstverständlich zeigen, Morgon.« Er blickte über das Feuer hinweg auf den Zauberer, der langsam seinen Becher mit Wein auffüllte. »Yrth, wart Ihr in Hed?«
»Ja.« Der Wein rann mit vollerem Ton in den Becher, als dieser sich füllte, und Yrth setzte den Krug ab.
»Wie habt Ihr Ymris überquert?«
»Sehr vorsichtig. Ich beeilte mich, auf dem kürzesten Weg nach Hed zu kommen, doch auf der Rückreise unterbrach ich einige Augenblicke, um mit Aloil zu sprechen. Sein Geist ist mit dem meinen verbunden; ich konnte ihn finden, ohne meine Kräfte gebrauchen zu müssen. Er war bei Astrin Ymris und den Überresten der Streitkräfte des Königs in der Nähe von Caerweddin.«
Ein kurzes Schweigen trat fein. Im Feuer knackte ein Zweig, und ein Funkenregen stieg zum Rauchabzug im Dach auf.
»Was ist von den Streitkräften des Königs noch übrig?« fragte Har.
»Das konnte Astrin selbst nicht mit Sicherheit sagen. Die
Hälfte der Leute wurde nach Ruhn hineingetrieben, als die Ebene der Winde verlorenging; die übrigen flohen nach Norden. Die Rebellen - ganz gleich, was sie sind, Lebendige, Tote oder Erdherren - haben weder Caerweddin noch sonst eine der größeren Städte in Ymris angegriffen.« Gedankenvoll blickte er durch die Augen eines anderen ins Feuer. »Sie nehmen nur die alten, verfallenen Ruinenstädte. Viele von ihnen liegen in Ruhn, eine oder zwei im Osten Umbers und auf der Ebene von Königsmund in der Nähe von Caerweddin. Astrin und seine Generäle können sich nicht einigen, was sie tun sollen. Die Kriegsherren sind der Meinung, daß die Rebellen die Ebene von Königsmund nicht nehmen werden, ohne Caerweddin anzugreifen. Astrin möchte nicht im Kampf um eine tote Stadt weitere Menschenleben opfern. In seinen Augen führen die Streitkräfte des Königs und das Heer der Rebellen nicht denselben Krieg.«
Er stand auf, und der Kopf des Wolfes glitt von seinem Knie.
»Ein Einäugiger, der sehen kann. Sieht er ein Ende des Krieges?«
»Nein. Aber er berichtete mir, daß er ständig durch Träume von der Ebene der Winde geplagt wird, so als läge dort irgendeine Lösung. Der Turm auf der Ebene liegt noch immer durch eine lebendige Kraft der Täuschung in einem Bann.«
»Der Turm der Winde.« Unwillkürlich sprangen Morgon die Worte über die Lippen, Fragmente eines Rätsels, die der Zauberer mit seiner Bemerkung ausgegraben hatte. »Ich hatte ihn ganz vergessen.«
»Ich habe einmal versucht, ihn zu erklimmen«, murmelte Nun, in eine Erinnerung versunken.
Har trug
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