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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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seine Gedanken in die zartesten Fäden eines Spinnennetzes und in die endlosen, gewundenen Ranken von Efeu, die einen Baumstamm umschlangen. So versunken war er, daß er den Geist einer Vesta berührte, ohne sich darüber zu wundern. Ein wenig später berührte er einen zweiten. Und dann plötzlich traf sein Geist überall auf Vesta, als hätten sie sich aus dem Glanz des Mondlichts geformt, der überall war. Sie flogen über Felder und Wiesen, ein lautloser weißer Sturm, der von allen Seiten kam. Neugierig erforschte er ihre Impulse. Irgend-eine Gefahr, spürte er, hatte sie in die Nacht hinausgetrieben, und er fragte sich, wer oder was es wagen würde, die Vesta in Hars Reich aufzuschrecken. Er drang tiefer ein. Dann schüt-telte er sich von ihnen frei; der Hauch eisiger Luft, den er mit einem raschen, erschrockenen Atemzug einsog, machte seinen Kopf klar.
    Es war beinahe Morgen. Was er eben noch für Mondlicht gehalten hatte, war der erste silbergraue Dunst des neuen Tages. Die Vesta waren sehr nahe, eine riesige Herde, die von Har gerufen worden war. Ihr feiner Instinkt zog sie unbeirrbar zu dem Unruhequell, der den König aus dem Schlaf gerissen und die Ruhe seines Geistes gestört hatte.
    Morgon stand ganz still, während er verschiedenes überlegte. Er konnte wieder die Krähengestalt annehmen und auf einen Baum flüchten; er konnte die Gestalt der Vesta annehmen; er konnte versuchen, Hars Geist zu erreichen, und hoffen, daß der König nicht zu zornig war, ihn anzuhören. Doch noch ehe er etwas tun konnte, sah er Yrth neben sich stehen.
    »Haltet Euch still«, sagte der Zauberer, und Morgon, zornig über seine eigene widerspruchslose Zustimmung, hielt sich an diesen wenig aussichtsreichen Rat.
    Schon sah er überall im Dunkel der Bäume das Weiß der Vesta aufblitzen. Sie näherten sich mit unglaublicher Geschwin} digkeit; es war gespenstisch, wie sie alle gemeinsam unbeirrt einem einzigen Punkt im Wald zustrebten. Innerhalb von Sekunden hatten sie sich um ihn gesammelt, ein riesiges weißes Heer. Sie bedrohten ihn nicht; sie standen einfach in einem engen, reglosen Kreis da und blickten ihn aus ihren fremdartigen violetten Augen an. Ihre Hörner bildeten goldene Kreise vor dem Schwarz der Bäume und dem bleichen Grau des Morgenhimmels, so weit sein Auge reichte.
    Rendel erwachte. Sie stieß ein schwaches, überraschtes Krächzen aus. Ihr Geist berührte den Morgons; sagte seinen Namen in fragendem Ton. Er wagte es nicht, ihr zu antworten, und danach schwieg sie. Die Sonne ließ eine Wolkenwand im Osten weiß aufleuchten und verschwand. Es begann wieder zu regnen, in schweren Tropfen, die schnurgerade aus einem windstillen Himmel herabfielen.
    Eine Stunde später kräuselte Bewegung das schneeweiße Meer von Tieren rundum. Morgon, der bis auf die Haut durchnäßt war und im stillen Yrth und seinen Rat verfluchte, sah es mit Erleichterung. Ein goldenes Geweih schob sich durch die Herde; er sah, wie das Gedränge sich vor ihm öffnete und sich hinter ihm wieder schloß. Er wußte, daß das Har sein mußte. Erwischte sich den Regen mit einem klatschnassen Ärmel aus den Augen und nieste plötzlich. Augenblicklich röhrte die Vesta, die ihm am nächsten stand, wie ein Hirsch und bäumte sich auf. Ein goldener Huf zerfetzte kaum eine Fußspanne von Morgons Gesicht entfernt die Luft. Seine Muskeln erstarrten zu Stein. Die Vesta beruhigte sich, wich zurück, um ihn wiederum aus friedlichen Augen anzublicken.
    Morgon erwiderte den Blick mit Unbehagen, während sein Herz immer lauter hämmerte. Der vorderste Kreis öffnete sich wieder, teilte sich, die große Vesta durchzulassen. Sie verwandelte sich. Der Wolfskönig stand vor Morgon. Das Lächeln in seinen Augen verhieß dem, der seinen Schlaf gestört hatte, nichts Gutes.
    Das Lächeln erstarb, als Har Morgon erkannte. Er drehte den Kopf und stieß mit scharfer Stimme ein einziges Wort hervor; die Vesta zerschmolzen wie ein Traum. Morgon wartete schweigend und gespannt auf den Richterspruch. Er kam nicht. Der König streckte die Hand aus, schob das feuchte Haar von den Sternen auf Morgons Gesicht weg, als wollte er einen Zweifel beruhigen. Dann A sah er Yrth an.
    »Ihr hättet ihn warnen sollen.«
    »Ich habe geschlafen«, versetzte Yrth.
    Har knurrte. »Ich dachte, Ihr schlaft nie.«
    Sein Blick wanderte zum Baum hinauf, und seine Züge wurden weich. Er hielt seine Hand hoch. Die Krähe flatterte auf seine Finger nieder, und er setzte sie auf seine Schulter. Erst

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