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Erfolg

Erfolg

Titel: Erfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Schimpfworte des Chauffeurs verbeten hatte, dann, als sein Wagen parkte, den Gummireifen zerschnitt. Dieses Sichanschleichen, diese Gehobenheit nach vollbrachter Rache. Jetzt, wie der Vater dastand, gerühmt von den Leuten im »Gaisgarten« und von den Zeitungen, glorreich, krönend sein bisheriges Leben, schwoll dem Jungen das Herz.
    Die Oppositionspresse aber und einige auswärtige Zeitungen stellten nachdenkliche Betrachtungen an über die Zusammenhänge zwischen dem Gedächtnis des Chauffeurs Ratzenberger und der offiziellen Kunstpflege des Landes Bayern. Hätte nämlich der Chauffeur sich des Mannes Krüger nicht so genau erinnert, dann wäre es unmöglich gewesen, diesen zu suspendieren und die unbequemen Gemälde, deren Platz in der Staatsgalerie er durchgesetzt und verteidigt hatte, wieder zu entfernen.
4
Kurzer Rückblick auf die Justiz jener Jahre
    In jenen Jahren nach dem großen Krieg war über den ganzen Globus hin die Justiz mehr als sonst politisiert.
    In China wurden während des Bürgerkriegs Beamte aller Dienstgrade, sofern sie unter der besiegten Regierung gedient hatten, von dem jeweils siegreichen Regime um aller möglichen nicht begangenen Verbrechen willen nach Richterspruch gehängt oder erschossen.
    In Indien verurteilten wegen gewisser Aufsätze und Bücher höfliche, imperialistische Richter unter tiefen Verneigungen vor der Überzeugungstreue und dem Edelmut der Beschuldigten auf Grund fragwürdiger, formaljuristischer Argumente Führer der nationalen Bewegung zu langjährigen Gefängnisstrafen.
    In Rußland wurden Anhänger des zaristischen Systems von bolschewistischen Richtern wegen vermutlich nicht begangener Spionage, auf daß die Gegner eingeschüchtert würden, hingerichtet.
    In Rumänien, Ungarn, Bulgarien wurden jüdische und sozialistische Angeklagte nach possenhaften Gerichtsverfahren zu Tausenden erschossen, gehängt, auf Lebenszeit in Kerker gesperrt um nicht bewiesener Straftaten willen, während Nationalisten nach erwiesenen Straftaten entweder nicht belangt oder freigesprochen oder zu geringfügiger Strafe verurteilt und amnestiert wurden.
    Ähnlich in Deutschland.
    In Italien wurden Anhänger der an der Macht befindlichen Diktatur trotz erwiesener Mordtaten freigesprochen, Gegner dieser Diktatur nach geheimen Verfahren verbannt und für verlustig ihres Vermögens und ihrer Ansprüche erklärt.
    In Frankreich wurden Offiziere der am Rhein stehenden Besatzungsarmee nach Tötung von Deutschen freigesprochen, Pariser Kommunisten, die bei Zusammenstößen verhaftetworden waren, um nicht erweislicher Gewalttätigkeiten willen auf Jahre ins Gefängnis gesperrt.
    In England erging es ähnlich irischen Nationalisten. Einzelne starben im Hungerstreik.
    In Amerika wurden Mitglieder eines nationalistischen Klubs, die unschuldige Neger gelyncht hatten, freigelassen. Eingewanderte Italiener, Kommunisten, wurden um eines angeblichen Mordes willen trotz glaubhaft gemachten Alibis von den Geschworenen einer mittelgroßen Stadt zum elektrischen Stuhl verurteilt.
    Dies geschah entweder im Namen der Republik oder des Volkes oder des Königs, in jedem Fall im Namen des Rechts.
    Der Prozeß Krüger, neben vielen ähnlichen Prozessen, fand im Juni eines jener Jahre statt, in Deutschland, im Lande Bayern. Es war nämlich damals Deutschland noch in Länder zerteilt, und zwar umfaßte das Land Bayern bajuwarische, alemannische, fränkische Gebiete, merkwürdigerweise auch einen Teil links des Rheins, die sogenannte Pfalz.
5
Herr Hessreiter demonstriert
    Im modischen, grauen Anzug, den schönen, ererbten Elfenbeinstock leicht schwingend, verließ der Kommerzienrat Paul Hessreiter, einer der Geschworenen des Prozesses Krüger, seine Villa, ruhig gelegen an der Seestraße in Schwabing, in der Nähe des Englischen Gartens. Da heute der Beginn der Verhandlung aus einem technischen Grund erst auf elf Uhr angesetzt war, benutzte er den Morgen zu einem Spaziergang. Ursprünglich hatte er hinausfahren wollen an den Starnberger See, nach Luitpoldsbrunn, dem schönen Besitz seiner Freundin, der Frau von Radolny, draußen im See baden und mit ihr frühstücken. Mit dem neuen, amerikanischen Wagen, den er vor drei Wochen gekauft hatte, wäre erbequem noch zu Beginn der Verhandlung zurück gewesen. Aber er hatte die telefonische Auskunft erhalten, Frau von Radolny sei noch zu Bett und habe nicht die Absicht, heute vor zehn Uhr aufzustehen.
    Träge federnd, mit langsamer Eleganz, ging Paul Hessreiter durch die

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