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Erfolg

Erfolg

Titel: Erfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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»Verstehen Sie« ein.
    Er spürte, wie stets wenn er mit dem Fünften Evangelisten zusammen war, Unbehagen. Er wußte natürlich, daß Reindl sich für das Technische seiner Kraftfahrzeugfabrik nicht interessierte. Es war sonderbar, daß er gerade ihn vorließ, nicht die Direktoren. Was überhaupt sollte er, Kaspar Pröckl, in diesem Betrieb? Wozu ließ man ihn immer neue Pläne entwerfen, gestattete ihm kostspielige Versuche, wenn man sie doch nicht ausführte? Er konstruierte da herum an seinem Serienwagen, mit dem man wahrhaftig die Amerikaner schlagen konnte. Der Reindl mußte doch erkennen, was für ungeheure Möglichkeiten in diesem Projekt staken.
    Aus dem blassen Gesicht des Kapitalisten mit dem vorgewölbten dicken Schnurrbart konnte man nichts ablesen. Reindl verstand kein Wort und erwiderte kein Wort. Aber der junge Ingenieur wollte nicht sehen, wie gleichgültig dem fleischigen,gepflegten Mann seine Erklärungen waren. Er bot seine ganze Suggestionskraft auf, ihn herumzukriegen, arbeitete sich ab, seinem Chef Dinge begreiflich zu machen, die der nicht wissen wollte.
    Herr von Reindl indes mit seinen traurigen, braunen Augen betrachtete interessiert den großen Riß oben rechts in der Lederjacke Pröckls. Er erinnerte sich deutlich, diesen Riß vor einem halben Jahr schon gesehen zu haben. Rasiert war der Kerl natürlich nicht. In der Art, wie er sich die Haare in die Stirn wachsen ließ, lag eine gewisse naive Koketterie. Seltsam eigentlich, daß der junge Pröckl den Frauen gefiel. Die Schauspielerin Kläre Holz, die doch Urteil und Geschmack hatte, war einfach weg gewesen von dem Burschen. Dabei hatte sie bestimmt gemerkt, wie verwahrlost er war. Hatte sich darüber mokiert. Der Kerl roch wirklich wie Soldaten auf dem Marsch. Sein eckiger, bösartiger Humor war auch nicht gerade das Rechte für Frauen. Es war ein sicherer Geruch von Revolution um ihn. Offenbar machte er es mit seinen hundsordinären Balladen. Wenn er die sang, mit seiner gellenden Stimme, dann wurden die Weiber schwach. Drei oder vier schon hatten ihm davon erzählt mit jenem verdächtigen, gebrochenen Glanz in den Augen. Eigentlich möchte er den Pröckl einmal einladen, ihm so eine Ballade vorzusingen. Aber er wird ihn bestimmt abfahren lassen, der Bazi.
    Er redet immer noch weiter von seinem Serienwagen, eine lange Sauce von Kuppelung und Auspuffgasen. Wahrscheinlich hat er das wirklich sehr listig konstruiert. Schlau ist er. Sicher ist er ein ausgezeichneter Ingenieur. Sonst würden die andern nicht so wild auf ihn schimpfen. Ein Verdruckter ist er, ein Hinterfotziger, ein Kopf. Köpfe sind etwas Rares in seinem Heimatland Bayern. Köpfe sind im Betrieb schwer zu verwerten. Aber er sammelt Köpfe. Der Fünfte Evangelist kann sich das leisten. Er hat es sogar ab und zu fertiggebracht, aus Köpfen geschäftlichen Profit zu schlagen.
    Eigentümlich, daß ein begabter Mensch wie dieser Pröckl so gar keine Ahnung hat von ihm und seinen Geschäften. Ermeint offenbar, er, Reindl, habe brennendes Interesse an seinem Serienwagen, seiner Kuppelung und seinen Auspuffgasen. Da reden diese Kommunisten immer wichtig daher von Imperialismus, vom Internationalismus des Kapitals, und darin, in der Praxis, ist so ein Bursche so weltfremd, daß er glaubt, den Reindl interessiert Kuppelung oder Auspuffgas. Ob ich Serienwagen herstellen lasse oder nicht, mein allerwertester Herr Pröckl, das hängt nicht von Ihren Konstruktionen ab, sondern vom französischen Eisensyndikat. Die Arbeitskraft ist billig jetzt in Deutschland während der Inflation, sogar noch viel billiger, als Sie denken, mein Lieber. Wenn jemals, dann kann man jetzt die ausländische Konkurrenz schlagen. Bloß, wenn ich Ihre billige, einfache Konstruktion herstelle, Herr Ingenieur Pröckl, dann kompliziert das vielleicht gewisse Verbindungen mit amerikanischen Autowerken. Und ob ich diese Verbindungen kompliziere, das hängt davon ab, ob die Herren am Rhein und an der Ruhr sich mit den Franzosen einigen. Und da kommst du mir mit deiner schlauen Kuppelung.
    Kaspar Pröckl, während er seinem Chef immer von neuem mit andern Worten sein Projekt bildhaft, kräftig auseinandersetzte, fragte sich, warum eigentlich er diesen Schweinehund so umständlich bediene. Es ist überhaupt blödsinnig, daß er hier im Land bleibt. Warum geht er nicht nach Moskau. Dort wird er bestimmt weniger Mühe haben, seinen Serienwagen durchzudrücken. Dort braucht man Ingenieure wie ihn, dazu Leute, die von Herz

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