Erfolgreiches Teamcoaching
sehr schlecht in die Saison gestartet war. Jetzt stand das Duell gegen einen der Aufstiegskandidaten an. Zunächst machte ich im Trainingslager mit dem Team den „Sitzkreis“ ( siehe Kap. 3 „Was ist ein Team?“ ) und anschließend diese Übung. Dadurch gelang es, den Glauben an sich selbst wieder aufzubauen. Am nächsten Tag gewann die Elf das Match 5:3 durch zwei Treffer in der 90. und 92. Minute. Und dies ist nur ein Beispiel. So weit ich mich zurückerinnern kann, hat noch nie eine Mannschaft ein Spiel verloren, unmittelbar nachdem ich mit ihr diese Übung durchgeführt habe.
Neben der Bewusstmachung der vorhandenen Stärken spielt es eine Rolle, sich Erfolgserlebnisse zu verschaffen. Erfolgserlebnisse habe ich dann, wenn ich einfache Dinge tue.
ÜBUNG 11: UNSERE STÄRKEN
Hängen Sie ein großes Papier oder eine Pappe auf. Malen Sie in die Mitte einen großen Kreis. Fordern Sie die Mannschaft auf, nacheinander für jeden Spieler eine herausragende Stärke zu benennen. Schreiben Sie diese Stärken jeweils in den Kreis hinein, sodass er sich zunehmend füllt. Wenn das ganze Team sich geäußert hat, dann fragen Sie danach, was spezifische Stärken der gesamten Mannschaft sind. Diese schreiben Sie um den Kreis herum. So ergibt sich ein Bild von inneren/individuellen und äußeren/gemeinschaftlichen Stärken. Es ist eindrücklich zu sehen, wie viele verschiedene Stärken zusammenkommen. Schließen Sie die Übung ab, indem Sie darunter die Formel schreiben:
Erfolg ist, wenn wir alle unsere Stärken einsetzen.
Dieses Blatt können Sie dann in der Kabine aufhängen, sodass die Spieler vor dem nächsten Spiel noch einmal an ihre Stärken erinnert werden.
Eine Variation dieser Übung sieht so aus, dass Sie die Stärken Ihrer Athleten ihrer jeweiligen Spielposition entsprechend eintragen, sodass ein aufgemaltes Spielfeld sich zunehmend mit ihren Qualitäten füllt.
Foto: So kann das Ergebnis der Übung „Unsere Stärken“ bei einer Fußballmannschaft aussehen.
Wenn ich mir unsicher geworden bin, was ich noch kann, dann fange ich am besten im Training (und im Spiel) mit den Sachen an, die ich sicher beherrsche und steigere dann schrittweise den Schwierigkeitsgrad. Häufig neigen Menschen dazu, genau das Gegenteil zu tun. Wenn nichts klappt, probieren sie in ihrer Verzweiflung Dinge, die noch nie funktioniert haben. Dass die dann auch nicht klappen, ist nur logisch, was die Frustration noch weiter verstärkt.
Die Zauberformel heißt: Wenn es schwierig wird, handle einfach.
Was auch hilft, ist, zu „handeln als ob“. Versetzen Sie sich vor dem Spiel gedanklich zurück in einen Moment, wo Ihnen alles gelungen ist. Lassen Sie dieses Gefühl in sich stärker werden. Und dann gehen Sie mit diesem Gefühl auf den Platz bzw. in die Halle. Handeln Sie so, als ob Sie heute voller Selbstvertrauen wären. Als ob Sie sich ganz stark und unbezwingbar fühlten. Das hat eine überraschende Wirkung.
Sie können das an folgendem Beispiel ausprobieren. Stellen Sie sich vor den Spiegel und lachen Sie sich an, auch wenn Ihnen gar nicht zum Lachen zumute ist. Beobachten Sie dabei, wie lange es dauert, bis Ihre Laune besser wird. (Mir ist klar, dass einige Leser jetzt denken: „Was soll der Quatsch, sich minutenlang vor den Spiegel zu stellen und dumm anzugrinsen?“ Es ist auch nur ein Vorschlag für die, welche die Wirkung des „Handelns als ob“ ausprobieren wollen.)
18.5 Heim- und Auswärtsschwäche
Wenden wir uns damit einem spezielleren Fall zu. Vor einigen Jahren habe ich eine Fußballmannschaft betreut, die zu Hause sehr erfolgreich, aber auswärts ohne Fortune auftrat. In der Winterpause überlegten wir deshalb zusammen, woran das liegen könnte. Ein Spieler meinte, es könne an der Tatsache liegen, dass sie als Aufsteiger auf vielen ihnen unbekannten Plätzen spielen würden, was zu einer größeren Unsicherheit bei den Spielern führte. (Sie erinnern sich vielleicht daran, dass ich in Kap. 10 schon darauf hinwies, wie eng Fremdheit und Unsicherheit zusammenhängen.) So wurde beschlossen, in der Rückrunde früher zu den Spielen anzureisen. Die Athleten hatten so mehr Zeit, sich mit der Sportanlage vertraut zu machen. Diese einfache Maßnahme führte direkt im ersten Auswärtsspiel zu einem 6:0-Erfolg!
Ich habe Ihnen dieses Beispiel erzählt, weil es Ihnen einen Lösungsweg für ein solches Problem aufzeigt. Setzen Sie sich mit Ihrem Team zusammen und ergründen Sie, woran die negative Bilanz bei Ihnen liegen
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