Erfolgreiches Teamcoaching
etwa zum Guten zu verbessern.
Das Schlechteste, was Sie tun können, ist, vor der Krise die Augen zu verschließen. Ich weiß, dass es manchmal eine gute Strategie ist, Probleme auszusitzen.
Aber diese Problemlösung funktioniert im Sport nur selten, alleine schon deshalb, weil Ihnen in der Regel nicht die Zeit gewährt wird, in Ruhe abzuwarten. Wenn Sie nichts unternehmen, müssen Sie als Trainer damit rechnen, schon bald nicht mehr im Amt zu sein. Gehen Sie also offensiv mit der Krise um. Stellen Sie sich der He-rausforderung. Was kann Ihnen die Situation sagen? Wo können und müssen Sie etwas verändern (oder ist möglicherweise sogar einfach nur Ihre Beharrlichkeit gefordert)?
Natürlich gibt es auch hier wieder ein Zuviel. Man kann eine Krise auch zum Dauerthema machen, was sicherlich nicht hilfreich ist. Genauso wird häufig zu schnell das Wort „Krise“ in den Mund genommen. Wenn man zwei Spiele hintereinander verloren hat, ist das noch keine Krise. Es ist ein schmaler Grat. Zu viel Krisengerede schwächt die Mannschaft. Bleiben Sie also realistisch in Ihrer Einschätzung. Aber genau darum geht es mir ja, nämlich, dass Sie nichts dramatisieren und nichts schönreden, sondern dass Sie den vorhandenen Problemen ins Auge schauen und danach handeln. Dabei warne ich auch vor blindem Aktionismus. Der nützt Ihnen nichts, er überdeckt nur die eigene Hilflosigkeit. Es geht darum, die Situation zu erfassen und dann gezielte Gegenmaßnahmen zu ergreifen, nicht mehr und nicht weniger.
18.2 Grundlegende Gefühle und ihre Wirkung
So viel zunächst zur grundsätzlichen Betrachtung von Krisen. Bevor ich näher auf einzelne Situationen eingehe, möchte ich etwas dazu sagen, welche Emotionen sich wie auswirken. Normalerweise ist es nämlich so, dass Krisen unsere Gefühle stark ansprechen und dann besteht die Gefahr, dass wir dadurch in unserem Handeln negativ beeinflusst werden. Es ist gut, sich der Wirkungen dieser Emotionen bewusst zu sein. Dadurch fällt es Ihnen leichter, mit ihnen umzugehen und bei Bedarf gezielt gegenzusteuern.
Aus der folgenden Zusammenstellung können Sie entnehmen, dass jedes dieser Gefühle eine negative Auswirkung auf die Leistung haben kann. Ich bin dabei keineswegs der Meinung, dass Sportler keine Emotionen haben dürfen. Gefühle stellen für die meisten Menschen etwas Wichtiges dar, sie sind ein Teil unseres seelischen Lebens und es ist nicht möglich, unsere Gefühle abzutrennen oder dauerhaft zu verdrängen. Im Sport geht es einfach darum, sich von seinen Gefühlen nicht beherrschen zu lassen. Das ist alles. Dazu ist es notwendig, dass ich meine Gefühle kennen lerne und herausfinde, wie ich sie zu meinem Vorteil nutzen kann oder wann ich mich von ihnen distanzieren muss.
DIE WIRKUNG VON EMOTIONEN
• Trauer
nimmt Kraft und Selbstvertrauen.
• Angst
macht im rechten Maß aufmerksam, führt aber im Übermaß zu Unsicherheit, Verkrampfung und Hemmung.
• Ärger
will Ihnen helfen, beeinträchtigt aber häufig die Konzentration.
• Ohnmacht
macht passiv und fatalistisch, manche Menschen auch wütend.
• Wut
gibt Energie, macht aber blind und das Handeln damit ungerichtet.
• Freude
gibt Zuversicht und Kraft, macht aber auch unaufmerksam, führt zudem zu gefährlichem Spannungsabbau.
• Scham
macht gehemmt und unsicher.
Benennen wir es konkret. Nehmen wir an, Ihre Mannschaft hat in einem wichtigen Spiel nach anfänglicher Führung einige gute Chancen vergeben und dann allmählich die Kontrolle über das Geschehen verloren, sodass sie jetzt 10 Minuten vor Schluss zurückliegt. Die meisten Menschen werden in einer solchen Situation starken Gefühlen ausgesetzt sein. Möglicherweise ärgern Sie sich über die ungenutzten Chancen oder über die Unfähigkeit Ihres Teams. Vielleicht fühlen Sie sich ohnmächtig, weil Sie das Gefühl haben, keinen Einfluss auf die Spielweise Ihres Teams mehr zu haben, und so tatenlos mit ansehen müssen, wie das Match verloren geht. Das könnte dazu führen, dass Sie in Ihrem Coaching zunehmend passiv werden, also resignierend verstummen, anstatt gerade in dieser Situation Ihre Mannschaft aktiv zu unterstützen. Oder macht Sie diese Ohnmacht im Gegenteil sogar wütend auf Ihre Spieler und Sie schreien diese deshalb an, wenn sie wieder einen Fehler gemacht haben? Wie auch immer Ihr persönliches Verhaltensmuster aussieht, alles das hilft in der Situation nicht weiter.
Was Ihr Team jetzt braucht, ist, dass Sie als Trainer den Spielern Zutrauen,
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