Erfolgreiches Teamcoaching
anders gewesen wäre oder wenn der Trainer mich nur früher gebracht hätte oder wenn die Mitspieler mich besser mit Pässen versorgt hätten usw. So oder so ähnlich lauten die Erklärungen, welche die Spieler dann vorbringen. Solange ein Spieler nicht seinen eigenen Anteil an seiner mangelnden Leistung sieht, entwickelt er sich auch nicht weiter.
Ihre Aufgabe als Trainer besteht darin, diesen Spieler mit Ihrer Sichtweise zu konfrontieren. Machen Sie dabei deutlich, was Ihr subjektiver Eindruck ist und wo es sich um objektive Fakten handelt. Letztere bilden einen guten Orientierungspunkt. Wenn also ein Athlet uneinsichtig bleibt, vereinbaren Sie mit ihm, dass Sie in der nächsten Zeit seine Leistungen objektiv erfassen. Lassen Sie ihn vor dem Spiel einschätzen, wie er sich fühlt und welche Leistung er heute von sich erwartet und überprüfen Sie anschließend gemeinsam, was davon eingetroffen ist. Auch der Einbezug Dritter, die ihre Einschätzung mitteilen, hilft, weil es natürlich für den Betroffenen schwieriger ist, bei seiner Haltung zu bleiben, wenn mehrere andere Personen einhellig eine andere Sichtweise zu seiner Leistung äußern.
Eine hilfreiche Übung stellt das Prognosetraining dar. Dazu geben Sie dem Spieler die Aufgabe, vorherzusagen, wie viele Freiwürfe er z. B. zu einem vereinbarten Zeitpunkt an einem vereinbarten Ort treffen wird oder wie viele seiner Pässe ankommen werden usw. Dann führen Sie die Übung durch und werten sie gemeinsam aus. Der Athlet lernt dadurch, sich realistischer einzuschätzen.
Manche Athleten sind in diesem Punkt sehr hartnäckige Fälle. Lohnen kann sich dann noch, ihn zu fragen, wohin ihn das führt, wenn er bei der Haltung bleibt, dass der fehlende Erfolg auf keinen Fall an ihm liegt. Wie er sich dann entwickeln will und wie er auf Dauer seine Stellung in der Mannschaft sieht. Wenn er die Konsequenzen seines bisherigen Handelns sieht, wird er vielleicht hellhörig.Aber, ich will ehrlich sein, bei manchen Spielern hilft das alles nichts. Im Extremfall bleibt auch hier nur, den Spieler so zu lassen oder sich zu trennen.
Eigensinn ist eine Eigenschaft, die dem Teamgedanken entgegensteht. Deswegen werden Athleten, die zu sehr den eigenen Vorteil in den Vordergrund stellen, früher oder später auf Schwierigkeiten stoßen. Optimal ist es, wenn die Mannschaft selbst als Korrektiv auftritt, indem sie das übermäßig egoistische Verhalten des Spielers sanktioniert. Vielleicht können Sie Führungsspieler des Teams dafür gewinnen, mit dem Athleten zu sprechen. Ein Mittel, seine Einsicht zu fördern, stellt die Übung „Ich & Wir“ aus dem vorigen Kapitel dar.
Ansonsten kommen Sie nicht umhin, dem Spieler gegenüber Forderungen zu stellen. Formulieren Sie ganz klar, was Sie von ihm erwarten und was er dafür von Ihnen bzw. vom Team erhalten wird. Je konkreter die Aussagen sind, desto besser können Sie den Spieler in der Folge auf diese Inhalte festlegen und damit sein Verhalten in den Griff kriegen. Treffen Sie also klare Absprachen und machen Sie die drohenden Konsequenzen bei Nichteinhaltung deutlich. Er muss erkennen, dass sein egoistisches Verhalten für ihn selbst Folgen hat und dass er die anderen braucht, um seine eigenen Ziele zu erreichen. Das geht am besten über konkrete Schritte, ein allgemeines Gespräch bleibt im luftleeren Raum.
An mehreren Stellen dieses Buches habe ich schon deutlich gemacht, wie wichtig Offenheit für ein Team ist. Daraus ergibt sich logischerweise, dass Unehrlichkeit eine der großen Untugenden ist. Wenn Athleten nach außen sich friedlich und zufrieden geben, aber hintenherum gegen Mitspieler oder gegen den Trainer intrigieren, so schafft das große Probleme. Hier ist es wichtig, sobald Sie davon etwas mitbekommen, den Athleten mit Ihrem Wissen zu konfrontieren. Beim ersten Mal machen Sie das am besten unter vier Augen, damit er sein Gesicht wahren kann. Außerdem kann es gute Gründe für die Unehrlichkeit geben (siehe nächster Abschnitt). Wenn das allerdings nichts hilft, so sollten Sie vor der ganzen Mannschaft die Thematik ansprechen. Natürlich kann es sein, dass er weiterhin leugnet, aber damit wird er in der Mannschaft mit seinem Verhalten isoliert.
Unehrlichkeit ist ein Zeichen mangelnden Mutes oder mangelnden Respekts.
Wenn es an Mut fehlt, etwas Schwieriges auszusprechen, sei es Kritik oder ein Fehler, den man gemacht hat, so impliziert das für Sie als Trainer einen wichtigen Hinweis, denn dann sollten Sie darüber
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