Erfuellung
nach Kalifornien geflogen«, flüsterte ich entsetzt.
»Deanna gab mir alle Informationen, die sie hatte, und ich erwirkte eine einstweilige Verfügung, die Yimara daran hindert, das Video zu lizenzieren oder zu verkaufen.«
Seine Körpersprache war vollkommen undurchschaubar. Ich wusste nicht, was er dachte oder fühlte. Er war verschlossen und beherrscht, hatte sich vollkommen unter Kontrolle. Ich hingegen wäre beinahe zusammengebrochen.
»Du kannst nicht verhindern, dass es veröffentlicht wird«, flüsterte ich.
»Das Gerichtsverfahren findet vorläufig unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.«
»Dieses Video wird in Internettauschbörsen auftauchen und sich wie ein Lauffeuer verbreiten.«
Er schüttelte den Kopf, sodass die Spitzen seines tiefschwarzen Haares über seine Schultern strichen. »Ich habe ein IT-Team beauftragt, das sich ausschließlich der Aufgabe widmet, rund um die Uhr das Internet zu durchforsten und nach dieser Datei zu suchen. Aber Yimara würde kein Geld verdienen, wenn er den Film einfach herausgibt. Er ist nur als Exklusivbericht etwas wert, und die Möglichkeit, damit Geld zu machen, wird er sich nicht selbst versauen wollen. Deshalb wird er erst einmal alle Optionen ausloten – einschließlich der, das Video an mich zu verkaufen.«
»Deanna wird reden. Es gehört zu ihrem Job, Geheimnisse zu lüften, und nicht, sie zu bewahren.«
»Ich habe ihr ein Achtundvierzig-Stunden-Exklusivrecht an unseren Hochzeitsfotos angeboten, wenn sie den Mund hält.«
»Und damit war sie einverstanden?«, fragte ich skeptisch. »Diese Frau steht auf dich. Sie kann nicht glücklich darüber sein, dass du nicht mehr auf dem Markt bist. Und zwar dauerhaft.«
»Irgendwann kommt eben der Punkt, an dem klar wird, dass es keine Hoffnung mehr gibt«, sagte er trocken. »Ich glaube, es ist mir gelungen, ihr diesen Punkt zu vermitteln. Vertrau mir, sie hat sich darüber gefreut, Geld mit der Exklusivstory über unsere Hochzeit verdienen zu können.«
Ich ging zur Toilette hinüber, schloss den Deckel und setzte mich hin. Allmählich wurde mir alles bis in die letzte Konsequenz bewusst. »Das macht mich ganz krank, Gideon.«
Er stellte seine Kaffeetasse neben meiner ab und hockte sich vor mich hin. »Sieh mich an.«
Ich tat, was er verlangte, obwohl es mir schwerfiel.
»Ich werde nie zulassen, dass dir jemand wehtut«, sagte er. »Verstehst du mich? Ich werde mich um diese Sache kümmern.«
»Es tut mir so leid«, hauchte ich. »Es tut mir so leid, dass du dich damit befassen musst. Wo du doch so viel anderes am Hals hast …«
Gideon ergriff meine Hände. »Jemand hat deine Privatsphäre verletzt, Eva. Dafür solltest du dich nicht entschuldigen. Und mich darum zu kümmern … das ist mein gutes Recht. Es ist mir eine Ehre. Du wirst immer an erster Stelle stehen.«
»Das kam mir allerdings nicht so vor, als wir im Krankenhaus waren«, widersprach ich. Ich musste die Verstimmung aus der Welt schaffen, bevor sie Wurzeln schlug. Und er musste mir unbedingt erklären, warum er mich immer von sich stieß, wenn er versuchte, mich zu beschützen. »Alles ging drunter und drüber, und du hast mich zu Angus abgeschoben, obwohl ich für dich da sein wollte. Du bist sogar in einen anderen Bundesstaat geflogen und hast nicht angerufen … nichts hast du gesagt.«
Ein harter Zug lag um sein Kinn. »Und ich habe nicht geschlafen. Ich brauchte jede verfügbare Minute und musste mehr Gefälligkeiten einfordern, als ich zählen kann, um diese einstweilige Verfügung rechtzeitig zu erwirken. Du musst mir vertrauen, Eva. Selbst wenn du nicht verstehst, was ich tue, musst du mir vertrauen, dass ich immer an dich denke und immer das tue, was am besten für dich ist. Für uns.«
Ich wandte den Blick ab, denn die Antwort gefiel mir nicht. »Corinne ist schwanger.«
Er atmete heftig aus. »Sie war schwanger, ja. Vier Monate lang.«
Ein Wort erschreckte mich. »War?«
»Sie hatte eine Fehlgeburt, als die Ärzte sie wegen der Überdosis behandelten. Ich möchte gern glauben, dass sie von dem Baby nichts wusste.«
Ich sah ihm ins Gesicht und versuchte, meine eigene erbärmliche Erleichterung zu verbergen. »Vier Monate? Dann war das Baby von Giroux?«
»Das will ich zumindest hoffen«, sagte er barsch. »Er scheint davon auszugehen, und er macht mich dafür verantwortlich, dass sie es verloren hat.«
»Du lieber Gott.«
Gideon ließ den Kopf in meinen Schoß sinken, seine Wange ruhte auf meinem Oberschenkel. »Sie
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