Erfuellung
konzentrierte mich auf meinen Job und quälte mich durch die Stunden. Als ich um fünf Uhr Feierabend machte, hatte ich immer noch nichts von Gideon gehört und auch meinerseits nicht versucht, ihn zu erreichen. Meiner Ansicht nach musste er die Kluft überbrücken, die er zwischen uns beiden geschaffen hatte.
Nach der Arbeit fuhr ich zu meinem Krav-Maga-Training, wo Parker mir eine Einzelstunde gab.
»Heute Abend bist du aber ganz schön geladen«, sagte er, als ich ihn zum sechsten oder siebten Mal auf die Matte geworfen hatte.
Ich erzählte ihm nicht, dass ich mir vorstellte, gegen Gideon zu kämpfen.
Als ich nach Hause kam, saßen Cary und Trey im Wohnzimmer. Sie aßen Sandwiches und sahen sich eine Comedyshow an.
»Wir haben noch mehr davon«, sagte Trey und schob mir die Hälfte seines Sandwiches hin. »Und im Kühlschrank ist jede Menge Bier.«
Er war ein großartiger Mann mit einer tollen Persönlichkeit. Und er liebte meinen besten Freund. Ich sah Cary an, und eine Sekunde lang erkannte ich seine Verwirrtheit und seinen Schmerz. Dann versteckte er seine Gefühle wieder hinter seinem wunderbaren strahlenden Lächeln. Er klopfte auf das Kissen neben sich. »Komm, setz dich, Baby.«
»Okay«, stimmte ich zu, teilweise auch deshalb, weil meine Gedanken mich zum Wahnsinn treiben würden, wenn ich allein auf meinem Zimmer blieb. »Ich will nur kurz unter die Dusche.«
Frisch geduscht und in abgetragener Jogginghose gesellte ich mich später zu den beiden Männern auf der Couch. Ich versuchte, Gideons Handy mithilfe der Instruktionen, die er mir gegeben hatte, zu orten, bekam aber nur die Meldung: »Nicht gefunden.«
Schließlich schlief ich im Wohnzimmer ein. Ich zog die Couch meinem Bett vor, weil das vermutlich nach meinem vermissten Ehemann duftete.
Als ich aufwachte, roch es dennoch nach ihm, und ich spürte seine Arme, die mich hochhoben. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf an Gideons Brust und lauschte dem starken und stetigen Klang seines Herzens. Er trug mich ins Schlafzimmer.
»Wo warst du?«, murmelte ich.
»Kalifornien.«
Ich schoss hoch. »Was?«
Er schüttelte den Kopf. »Wir reden morgen früh.«
»Gideon …«
»Morgen früh, Eva«, sagte er streng, legte mich ins Bett und küsste mich ungestüm auf die Stirn.
Ich hielt sein Handgelenk fest, als er sich aufrichtete. »Wage es nicht, mich zu verlassen.«
»Ich habe seit zwei verdammten Tagen nicht mehr geschlafen.« Seine Stimme klang gestresst.
Ich stützte mich auf die Ellbogen und versuchte, im Halbdunkel sein Gesicht zu erkennen, aber es gelang mir nicht, zumal ich immer noch schlaftrunken war. Ich konnte sehen, dass er Jeans und ein langärmeliges Shirt trug, aber das war’s.
»Und? Du hast ein Bett hier.«
Er stieß einen entnervten, erschöpften Atemzug aus. »Leg dich hin. Ich hole mein Medikament.«
Erst als er nicht wiederkam, fiel mir ein, dass er eine Schachtel mit Pillen in meinem Badezimmer deponiert hatte. Es war nur ein Vorwand gewesen, damit ich ihn unbehelligt gehen ließ. Ich schob die Decken beiseite und stolperte aus dem Zimmer, tastete mich durch das dunkle Wohnzimmer und suchte meine Schlüssel. Ich schloss Gideons Wohnung auf. Fast wäre ich über einen Koffer gestolpert, der achtlos neben der Tür abgestellt worden war.
Offenbar hatte er ihn einfach hier stehen gelassen und war dann sofort zu mir gekommen. Und doch hatte er nicht die Absicht gehabt, die Nacht in meinem Bett zu verbringen. Warum war er gekommen? Nur um mich schlafen zu sehen? Um nach mir zu schauen?
Verdammt. Würde ich ihn je verstehen?
Ich suchte nach ihm und fand ihn auf dem Bauch liegend auf dem Bett im Schlafzimmer, den Kopf auf meinem Kissen und die Kleider noch am Körper. Seine Stiefel lagen ein paar Zentimeter voneinander entfernt am Ende des Bettes, als ob er sie eilig von sich gestoßen hätte. Sein Smartphone und das Portemonnaie hatte er auf den Nachttisch geworfen.
Das Telefon übte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus.
Ich nahm es in die Hand, gab Engel als Passwort ein und stöberte ohne Scham darin herum. Es war mir gleichgültig, ob er mich dabei ertappte oder nicht. Wenn er mir keine Antworten gab, hatte ich jedes Recht, selbst danach zu suchen.
Das Letzte, was ich erwartet hätte, waren so viele Bilder von mir in seinem Fotoalbum. Es gab Dutzende Paparazziaufnahmen sowie andere Bilder, die er selbst geschossen hatte, wenn ich gerade nicht hingesehen hatte. Schnappschüsse, die mir Gelegenheit boten,
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