Erfuellung
verabscheute und Gideon für einen Betrüger hielt, und ich, denn ich mochte meine Wohnung und war der Überzeugung, dass ich so viel wie möglich allein bewerkstelligen musste, wollte ich in einer neuen Stadt Fuß fassen.
Ich stürzte mich auf das – für mich – größte Problem. »Was ist mit Cary?«
»Zum Penthouse gehört eine Gästewohnung.«
Ich sah ihn an. »Das würdest du für Cary tun?«
»Nein, ich täte es für dich.«
»Gideon, ich …« Mir fehlten die Worte. Ich schwieg tief beeindruckt. In meinem Inneren vollzog sich eine winzige Veränderung.
»Du machst dir gar keine Sorgen wegen der Wohnung«, sagte er. »Dich belastet etwas anderes.«
Ich beschloss, mir Brett bis zum Schluss aufzuheben. »Am Samstag bin ich zu einem Mädelsabend verabredet.«
Er wurde ganz still. Vielleicht hätte jemand, der ihn nicht so gut kannte wie ich, diese subtile, scharfe Wachsamkeit gar nicht bemerkt, aber mir entging sie nicht. »Mädelsabend. Und was genau habt ihr vor?«
»Tanzen. Trinken. Das Übliche.«
»Und auf Männerfang gehen?«
»Nein.« Ich leckte mir über die trockenen Lippen, geradezu hypnotisiert von der Veränderung, die mit ihm vorgegangen war. Die Atmosphäre war jetzt nicht mehr intim und spielerisch, sondern er war hundertprozentig konzentriert. »Wir sind alle vergeben. Zumindest glaube ich das. Ich bin nicht sicher, was mit Megumis Mitbewohnerin ist, aber Megumi hat einen Freund, und du weißt ja, dass Shawna ihren Chef hat.«
Ganz geschäftsmäßig sagte er: »Ich werde die nötigen Vorbereitungen treffen: Auto, Fahrer und Sicherheitsmaßnahmen. Wenn du dich im Umkreis meiner Clubs bewegst, dann bleibt der Bodyguard im Auto. Wenn du woanders hinwillst, begleitet er dich.«
Ich blinzelte vor Überraschung und antwortete: »Okay.«
In der Küche piepte der Timer des Ofens.
Mit einer einzigen kraftvollen und geschmeidigen Bewegung stand Gideon – mit mir in seinen Armen – vom Sofa auf. Meine Augen wurden groß. Das Blut rauschte durch meine Adern. Ich schlang die Arme um seinen Nacken und ließ mich von ihm in die Küche tragen. »Ich liebe es, dass du so stark bist.«
»Du bist leicht zu beeindrucken.« Er setzte mich auf einen Barhocker, gab mir einen langen Kuss und wandte sich dann dem Herd zu.
»Du hast gekocht?« Mir war nicht klar, warum dieser Gedanke mich so überraschte, aber er tat es.
»Nein. Arnoldo hat uns Lasagne und Salat geliefert.«
»Klingt fantastisch.« Ich hatte schon mal im Restaurant des Starkochs Arnoldo Ricci gegessen und wusste, dass das Essen einfach göttlich war.
Ich griff nach meinem Glas und verschwendete den wunderbaren Wein, indem ich ihn herunterschüttete, um mir Mut anzutrinken. Es wurde Zeit, ihm etwas zu erzählen, was er sicher nicht hören wollte. Ich machte also den Sprung ins kalte Wasser und sagte: »Brett hat mich heute im Büro angerufen.«
Ein oder zwei Minuten lang dachte ich, Gideon hätte mich gar nicht verstanden. Er streifte einen Küchenhandschuh über, öffnete die Ofentür und zog die Lasagne hervor, ohne mich überhaupt anzusehen. Erst als er die Auflaufform auf den Herd stellte und mir einen Blick zuwarf, wusste ich sicher, dass ihm kein Wort entgangen war.
Er legte den Handschuh auf die Arbeitsplatte, griff nach der Weinflasche und kam geradewegs zu mir herüber. Ruhig nahm er mein Weinglas und füllte es erneut, bevor er sprach. »Ich nehme an, dass er dich sehen will, wenn er nächste Woche in New York ist.«
Ich musste erst einmal durchatmen, bevor ich eine Antwort herausbrachte. »Du wusstest, dass er herkommt!«, rief ich vorwurfsvoll.
»Natürlich wusste ich das.«
Mir war nicht klar, ob er darüber informiert war, weil Bretts Band bei Vidal Records unter Vertrag stand, oder weil Gideon ihn im Auge behielt. Beides war absolut denkbar.
»Und wirst du dich mit ihm treffen?« Seine Stimme war ruhig und sanft. Gefährlich.
Ich ignorierte die vibrierenden Nerven in meinem Bauch und hielt seinem Blick stand. »Ja, zur Präsentation seines neuen Six-Ninths-Musikvideos. Cary begleitet mich.«
Gideon nickte und ließ mich im Unklaren über seine Gefühle.
Besorgt rutschte ich von dem Barhocker herunter und ging zu ihm hinüber. Er schlang die Arme um mich und ließ die Wange auf meinem Kopf ruhen.
»Ich werde ihm absagen«, bot ich schnell an. »Eigentlich will ich sowieso nicht wirklich hingehen.«
»Ist schon gut.« Er wiegte mich leicht hin und her und flüsterte: »Ich habe dir das Herz gebrochen.«
»Das
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