Erfuellung
ihn in die Geschirrspülmaschine räumte, zog er ihn wieder zurück und packte meine Hand. Mit einer geschickten Bewegung stellte er den Teller auf die Arbeitsplatte, fasste mich um die Taille, wirbelte mich herum und verfiel in einen Tanzschritt. Aus dem Wohnzimmer erklang der betörende Gesang einer klaren, eindringlichen Frauenstimme.
»Wer ist das?«, fragte ich, bereits atemlos, weil ich Gideons kraftvollen Körper an meinem spürte. Das Begehren, das ständig zwischen uns schwelte, flammte heftig auf, und ich fühlte mich beschwingt und lebendig. Alles in mir vibrierte. Jeder Nerv war sensibilisiert und ersehnte seine Berührung. Der Hunger verband sich innig mit heißer Vorfreude.
»Keine Ahnung.« Er wirbelte mich um die Kochinsel herum und ins Wohnzimmer. Ich ergab mich seiner meisterhaften Führung, freute mich, dass Tanzen eine gemeinsame Leidenschaft war, und verspürte Ehrfurcht angesichts seiner offensichtlichen Freude darüber, einfach nur mit mir zusammen zu sein. Ich war von der gleichen sprudelnden Freude erfüllt, sie beflügelte meine Schritte, bis ich das Gefühl hatte, zu schweben. Als wir uns der Stereoanlage näherten, wurde die Musik lauter. Ich hörte die Worte dunkel und gefährlich im Text und stolperte überrascht.
»Zu viel Wein, mein Engel?«, neckte mich Gideon und zog mich dichter zu sich heran.
Aber meine Aufmerksamkeit war vollkommen von der Musik gefesselt. Die Sängerin sang über ihren Schmerz, ihre quälende Beziehung, bei der sie das Gefühl hatte, einen Geist zu lieben. Die Worte erinnerten mich an die Tage, in denen ich geglaubt hatte, Gideon für immer verloren zu haben, und das Herz tat mir weh.
Ich sah zu ihm hinauf. Er beobachtete mich mit dunklen, funkelnden Augen.
»Du sahst so glücklich aus, als du mit deinem Dad getanzt hast«, sagte er, und ich wusste, dass er sich kostbare Erinnerungen wie diese auch für uns wünschte.
»Ich bin auch jetzt glücklich«, versicherte ich ihm, und meine Augen brannten, als ich die Sehnsucht in seinem Blick sah, die ich nur zu gut kannte. Wenn Wünsche ausreichen würden, um zwei Seelen miteinander zu verbinden, dann wären unsere auf ewig vereint.
Ich legte die Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir herab. Als unsere Lippen sich berührten, geriet er aus dem Takt. Er blieb stehen und umarmte mich so fest, dass meine Füße den Boden nicht mehr berührten.
Im Gegensatz zu der Sängerin mit dem gebrochenen Herzen liebte ich keinen Geist. Ich liebte einen Mann aus Fleisch und Blut, der zwar Fehler beging, aber aus ihnen lernte. Ein Mann, der sich nach Kräften bemühte, sich für mich zu bessern, ein Mann, der sich genauso verzweifelt wünschte wie ich, dass wir ein Paar sein konnten.
»Ich bin niemals glücklicher als mit dir«, sagte ich.
»Ach, Eva.«
Er raubte mir den Atem mit einem Kuss.
»Es war das Kind«, sagte ich.
Gideons Fingerspitzen malten Kreise um meinen Bauchnabel. »Das ist doch abartig.«
Wir lagen auf der Couch und sahen uns meine Lieblingskrimiserie an. Er lag in Löffelchenstellung hinter mir, das Kinn auf meiner Schulter, die Beine mit meinen verschlungen.
»So ist das aber doch meistens«, sagte ich zu ihm. »Wegen der Schockwirkung und so.«
»Ich glaube, es war die Großmutter.«
»O mein Gott.« Ich wandte den Kopf und sah ihn an. »Und das ist etwa nicht abartig?«
Er grinste und drückte mir einen Kuss auf die Wange. »Sollen wir wetten, wer von uns recht hat?«
»Ich wette nicht.«
»Ach, komm schon.« Seine Hand lag auf meinem Bauch und hielt mich fest, als er sich auf den Ellbogen stützte, um auf mich herabzusehen.
»Nein.« Ich spürte ihn an der Wölbung meines Hinterns, dick und schwer. Er war nicht erigiert, aber dennoch zog er meine Aufmerksamkeit auf sich. Neugierig streckte ich die Hand aus und nahm ihn in die Hand.
Gideon wurde augenblicklich hart, und eine schwarze Augenbraue schoss in die Höhe. »Du begrapschst mich, mein Engel?«
Ich drückte ihn sanft. »Jetzt bin ich heiß und quäle mich mit der Frage, warum mein neuer Nachbar so gar keine Anstalten macht.«
»Vielleicht will er nicht zu weit gehen, zu forsch sein oder dich abschrecken.« Gideons Augen glitzerten im Licht des Fernsehers.
»Ach, tatsächlich?«
Er liebkoste meine Schläfe mit der Nase. »Wenn er ein bisschen was im Kopf hat, dann weiß er, dass er dich nicht mehr gehen lassen sollte.«
Oh … »Vielleicht sollte ich den ersten Schritt wagen?«, flüsterte ich und schlang die Finger um sein
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