Erfuellung
sehr gut zusammen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Weil du mit meiner Einschätzung und meinen Vorschlägen einverstanden bist. Außerdem habe ich auf deinem Schoß gesessen, und du hast mir den Arsch getätschelt. Das ist etwas völlig anderes, als wenn wir nicht einer Meinung sind und es in deinem Büro vor anderen Leuten ausdiskutieren müssen. Dann bringen wir das Problem mit nach Hause und ärgern uns dort weiter darüber.«
»Wir können uns doch darauf einigen, die Arbeit im Büro zu lassen.« Seine Augen wanderten über meinen Körper hinweg und blieben an meinen Beinen hängen, die zum Großteil nicht von meinem seidenen Bademantel verhüllt wurden. »Es würde mir wohl kaum schwerfallen, an vergnüglichere Dinge zu denken.«
Ich verdrehte die Augen und verließ das Zimmer. »Du Lustmolch.«
»Ich liebe Sex mit dir.«
»Das ist nicht fair«, beklagte ich mich, denn dagegen konnte ich nichts sagen. Ich war ihm hilflos ausgeliefert.
Gideon grinste. »Ich habe nie behauptet, fair zu spielen.«
Als ich fünfzehn Minuten später in meine Wohnung zurückkehrte, fühlte sich das ganz merkwürdig an. Der Grundriss war identisch mit Gideons Appartement nebenan, nur seitenverkehrt. Die Mischung seines Mobiliars mit meinem hatte dazu beigetragen, dass ich das Gefühl hatte, diese Wohnung gehöre uns – mit der Nebenwirkung, dass ich mir in meinem Zuhause wie eine Fremde vorkam.
»Hey, Eva.«
Ich sah mich um und sah Trey in der Küche stehen, der Milch in zwei Gläser goss.
»Hey«, grüßte ich zurück. »Wie geht es dir?«
»Besser.«
Er sah auch so aus. Sein blondes, sonst eher widerspenstiges Haar war ordentlich frisiert – eines von Carys vielen Talenten. Treys haselnussbraune Augen strahlten, sein Lächeln war bezaubernd und lenkte von seiner früher einmal gebrochenen Nase ab.
»Ich finde es schön, dich mal wiederzusehen«, sagte ich zu ihm.
»Ich habe meine Arbeitszeiten anders organisiert.« Er hielt die Milch fragend in die Höhe, und ich schüttelte den Kopf, also räumte er sie wieder weg. »Und wie geht es dir?«
»Reporter fernhalten, hoffen, dass mein Chef sich bald verlobt, einem Elternteil den Kopf waschen, unbedingt noch ein Telefonat mit dem anderen Elternteil irgendwo reinquetschen … und ich freue mich, heute Abend mit ein paar Mädels loszuziehen.«
»Du bist fantastisch.«
»Was soll ich sagen?« Ich lächelte. »Wie geht es mit dem Studium voran? Was macht die Arbeit?«
Ich wusste, dass Trey Tiermedizin studierte und gleich mehrere Jobs hatte, um sich das Studium zu finanzieren. Zum Beispiel arbeitete er als Assistent eines Fotografen, und dabei hatte er Cary kennengelernt.
Er zog eine Grimasse. »Beides ist wirklich heftig, aber irgendwann zahlt es sich aus.«
»Wir sollten uns mal wieder einen gemütlichen DVD-Abend mit Pizza machen, wenn du Zeit hast.« Unwillkürlich stellte ich mich bei dem Tauziehen zwischen ihm und Tatiana auf seine Seite. Vielleicht lag es ja an mir, aber sie schien mir immer sehr feindselig gegenüberzustehen. Und ich mochte es nicht, wie sie sich immer in den Vordergrund drängte, wenn sie Gideon begegnete.
»Gern. Ich muss sehen, was Cary so vorhat.«
Da bedauerte ich, das Thema zuerst bei Trey statt bei Cary aufgebracht zu haben, denn das Leuchten in seinen Augen erlosch sofort. Er dachte vermutlich daran, dass Cary sowohl ihn als auch Tatiana irgendwie in seinem Zeitplan unterbringen musste. »Na ja, wenn er keine Lust hat, dann können wir uns auch ohne ihn treffen.«
Er rang sich ein Lächeln ab. »Klingt nach einem guten Plan.«
Um zehn Minuten vor eins schritt ich aus der Lobby nach draußen und stellte fest, dass Clancy bereits auf mich wartete. Er winkte den Türsteher beiseite und öffnete mir die Autotür, aber niemand wäre auf die Idee gekommen, ihn ausschließlich für einen Chauffeur zu halten. Er sah aus wie eine personifizierte Waffe, und in all den Jahren, die ich ihn kannte, hatte ich ihn nie lächeln sehen.
Als er sich hinters Steuer gesetzt hatte, schaltete er den Polizeifunk aus, dem er routinemäßig lauschte. Er schob die Sonnenbrille ein kleines Stück weit herunter, um mich im Rückspiegel ansehen zu können. »Wie geht es Ihnen?«
»Besser als meiner Mom, nehme ich an.«
Er war zu professionell, um sich durch seinen Gesichtsausdruck zu verraten. Stattdessen schob er die Sonnenbrille wieder hoch und synchronisierte mein Smartphone via Bluetooth-Empfang mit der Anlage seines Autos, damit er meine Playlist abspielen
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