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Erfuellung

Erfuellung

Titel: Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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konnte. Dann fuhr er los.
    Die Geste erinnerte mich daran, wie aufmerksam und rücksichtsvoll er immer war, daher sagte ich: »Hey, tut mir leid, dass Sie ins Schussfeld geraten sind. Sie haben nur Ihren Job erledigt, und Sie haben es nicht verdient, deshalb Ärger zu bekommen.«
    »Sie sind nicht einfach nur ein Job, Miss Tramell.«
    Ich schwieg einen Augenblick, denn das musste ich erst einmal verarbeiten. Clancy und ich hatten ein distanziertes, höfliches Verhältnis zueinander. Wir sahen uns regelmäßig, denn es gehörte zu seinen Aufgaben, mich zu den Krav-Maga-Kursen in Brooklyn zu bringen und wieder abzuholen. Aber nie hätte ich geglaubt, dass er ein persönliches Interesse an meiner Sicherheit hatte, obwohl das durchaus Sinn ergab. Clancy gehörte zu den Männern, die stolz auf ihre Arbeit waren.
    »Es geht ja auch nicht nur um diese eine Sache«, erklärte ich ihm. »Es ist schon jede Menge vorgefallen, bevor Sie und Stanton überhaupt auf der Bildfläche erschienen sind.«
    »Entschuldigung angenommen.«
    Die brüske Antwort war so typisch für ihn, dass ich lächeln musste.
    Ich machte es mir auf meinem Sitz bequem und blickte zum Fenster hinaus auf die Stadt, die ich adoptiert hatte und leidenschaftlich liebte. Auf dem Bürgersteig neben mir standen Fremde Seite an Seite über einen winzigen Tisch gebeugt und aßen jeder ein Stück Pizza. So dicht sie auch beieinanderstanden, so fern waren sie einander in Wahrheit. Sie demonstrierten anschaulich die Fähigkeit der New Yorker, eine Insel in der wilden Brandung der Menschen zu sein. Fußgänger strömten in beide Richtungen an ihnen vorbei und mieden einen Mann, der religiöse Flugblätter verteilte und zu dessen Füßen ein winziger Hund ruhte.
    Die Vitalität dieser Stadt hatte einen fieberhaften Puls, durch den die Zeit schneller zu vergehen schien als irgendwo sonst. Das war solch ein Kontrast zu der trägen Fröhlichkeit Südkaliforniens, wo mein Dad lebte und wo ich zur Schule gegangen war. New York war eine Domina auf Beutezug, die eine fiese Peitsche knallen ließ und deren Laster jeden Freier reizten.
    Meine Tasche vibrierte an meiner Hüfte, und ich holte das Telefon heraus. Ein schneller Blick auf das Display zeigte mir, dass es mein Dad war. An Samstagen telefonierten wir regelmäßig und berichteten uns gegenseitig von unserer Woche. Normalerweise freute ich mich immer auf unser Gespräch, aber diesmal hätte ich beinahe die Mailbox rangehen lassen, weil ich warten wollte, bis ich in einer besseren Verfassung war. Die Situation mit meiner Mom ärgerte mich zu sehr, und außerdem war mein Dad ohnehin schon übermäßig besorgt gewesen, als er New York nach seinem letzten Besuch verlassen hatte.
    Er war bei mir gewesen, als die Detectives in meine Wohnung gekommen waren, um mir mitzuteilen, dass Nathan sich in New York aufhielt. Sie hatten die Bombe platzen lassen und mir erst danach gesagt, dass er ermordet worden war. Es war mir nicht gelungen, meine Furcht darüber zu verbergen, dass er in der Nähe war. Mein Dad hatte mich auf meine heftige Reaktion immer wieder angesprochen.
    »Hey.« Ich ging doch ans Telefon, hauptsächlich deshalb, weil ich nicht gleichzeitig mit beiden Elternteilen Stress haben wollte. »Wie geht es dir?«
    »Ich vermisse dich«, antwortete er mit jener tiefen, selbstbewussten Stimme, die ich so sehr liebte. Mein Dad war einfach der perfekte Mann: dunkel, gut aussehend, selbstsicher, klug und absolut zuverlässig. »Was ist mit dir?«
    »Ich kann mich kaum beklagen.«
    »Okay, dann beklag dich eben nur ein bisschen. Ich bin ganz Ohr.«
    Ich lachte leise. »Mom macht mich gerade ein wenig verrückt.«
    »Was hat sie denn jetzt schon wieder angestellt?«, fragte er mit warmer, nachsichtiger Stimme.
    »Sie hat ihre Nase in meine Angelegenheiten gesteckt.«
    »Ah ja. Tja, manchmal tun wir Eltern so etwas, wenn wir uns Sorgen um unsere Babys machen.«
    » Du hast das nie getan«, protestierte ich.
    » Noch nicht«, berichtigte er mich. »Das bedeutet aber nicht, dass ich mich nicht einmischen würde, wenn ich besorgt genug wäre. Ich hoffe nur, ich könnte dich dann irgendwann überzeugen, mir wieder zu vergeben.«
    »Na ja, ich bin auf dem Weg zu Mom. Wollen doch mal sehen, wie überzeugend sie sein kann. Es würde helfen, wenn sie zugeben würde, dass sie sich irrt.«
    »Ich wünsche dir Glück dabei.«
    »Ha! Was du nicht sagst.« Ich seufzte. »Kann ich dich morgen zurückrufen?«
    »Klar. Ist alles okay,

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