Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
wirklich hörte: „Ich weiß nicht, warum es dich so traurig macht, dass ich gehe. Es ist ja nicht so, als wäre ich noch nie von zu Hause fort gewesen. Ich habe im Tempel der Musen studiert, das schien dich auch nicht zu stören.“
„Das war anders. Natürlich musstest du bei den Musen studieren. Dort werden alle außergewöhnlichen Frauen von Partholon unterrichtet. Arianrhod ist derzeit auch da.“ Etain lächelte selbstzufrieden. „Meine beiden Töchter sind außergewöhnlich, was mit ein Grund dafür ist, weshalb ich euch so gerne in meiner Nähe habe.“
„Wenn ich geheiratet hätte, wäre ich vermutlich auch in das Haus meines Mannes gezogen.“ Els Stimme hatte ihren frustrierten Unterton verloren. Sie klang jetzt nur noch erschöpft.
„Sprich nicht, als würdest du niemals heiraten. Du bist noch jung. Du hast noch Jahre und Jahre vor dir.“
„Mama, bitte. Lass uns diesen alten Streit nicht wieder aufwärmen. Du weißt, dass niemand mich heiraten wird. Es gibt keinen, der so ist wie ich, und niemand will einer Göttin so nahekommen.“
„Dein Vater hat mich geheiratet.“
El lächelte ihre Mutter traurig an. „Du bist komplett menschlich, Mama. Außerdem wird der Hohe Schamane der Zentauren immer mit der Geliebten Eponas vermählt. Er ist dazu erschaffen worden, dich zu lieben – das ist für ihn normal. Ganz offensichtlich hat dieGöttin mich berührt, aber ich bin nicht ihre Auserwählte. Epona hat keinen zentaurischen Schamanen aufgefordert, sich als mein Partner zu zeigen. Ich glaube nicht, dass überhaupt irgendjemand, ob Mensch oder Zentaur, dazu erschaffen wurde, mich zu lieben. Nicht so wie du und Da.“
„Oh Rehlein!“ Etains Stimme brach, als sie den alten Kosenamen aus Elphames Kindheit aussprach. „Das glaube ich nicht. Epona ist nicht grausam. Es gibt jemanden für dich. Er hat dich nur noch nicht gefunden.“
„Vielleicht. Und vielleicht muss ich losziehen und ihn suchen.“
„Aber warum dort? Mir gefällt der Gedanke nicht, dich dort zu wissen.“
„Es ist nur ein Ort, Mama. Offen gesagt ist es nur eine alte Ruine. Ich denke, es ist längst an der Zeit, dass sie wiederaufgebaut wird. Erinnerst du dich an die Geschichten, die du mir früher oft vor dem Schlafengehen erzählt hast? Du hast gesagt, dass es einmal sehr schön dort war.“
„Ja, bis es ein Hort des Bösen und Schauplatz unsäglicher Verbrechen wurde.“
„Das ist über hundert Jahre her. Das Böse ist fort, und die Toten können mir nicht wehtun.“
„Sei dir dessen nicht so sicher.“
„Mama.“ El nahm die Hand ihrer Mutter. „MacCallan war mein Vorfahre. Warum sollte sein Geist mir schaden wollen?“
„Bei der Schlacht auf der MacCallan-Burg sind noch andere gestorben als nur unser Stammesführer und die edlen Krieger, die ihr Leben gaben in dem Versuch, ihn zu schützen. Du weißt, dass man sagt, die Burg sei verflucht. Seit über einem Jahrhundert hat niemand gewagt, ihren Grund zu betreten, geschweige denn, dort zu leben“, sagte Etain mit fester Stimme.
„Mein ganzes Leben lang hast du über den MacCallan-Schrein und seine immerwährende Flamme gewacht“, erwiderte El. „Wir haben die Erinnerung an MacCallan wachgehalten, obwohl der Clan vernichtet wurde. Warum überrascht dich mein Wunsch so, die Burg wieder aufzubauen? Immerhin fließt sein Blut auch in meinen Adern.“
Etain antwortete nicht gleich. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, ihre Tochter zu belügen und zu behaupten,die Göttin habe sie wissen lassen, dass der Fluch echt sei, aber nur für einen Moment. Mutter und Tochter hatten tiefes Vertrauen zueinander und liebten sich aufrichtig. Etain war nicht gewillt, ihrer Beziehung Schaden zuzufügen oder sie zu ihrem Vorteil auszunutzen – außerdem würde sie niemals die Unwahrheit sagen über das Wissen, das Epona ihr zuteilwerden ließ.
„Ich glaube nicht wirklich, dass MacCallan dir schaden würde, auch wenn es durchaus möglich ist, dass ruhelose Geister die alte Burg bevölkern. Und ich gebe zu, der alte Fluch ist nur eine Sage, mit der man zu abenteuerlustige Kinder einschüchtert. Es ist gar nicht mal, dass ich so sehr um deine Sicherheit fürchte – es ist vielmehr, dass ich nicht verstehe, wieso du die Arbeiter begleiten musst, die den Schutt aus der Ruine räumen sollen. Warum wartest du nicht, bis das größte Chaos beiseitegeschafft und die Burg so weit aufgebaut wurde, dass sie bewohnbar ist? Dann kannst du immer noch die letzten Schritte der
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